Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
das System langsam runter.
»Hast du einen Sockenschuss? Lass das Teil an!« Mit schweren Schritten marschierte Metin hinter mir her und riss mir den Stecker aus der Hand.
»Das Ding ist ein Stromfresser. Und für deine Gesundheit ist es auch nicht gut.«
»Red keinen Tinnef. Oder willst du etwa, dass ich noch mehr schwitze?«
Ich schüttelte den Kopf. Selbst bei einem derart schwarzen Hemd konnte ich sehen, wie sich tellergroße Schweißflecken unter seinen Achseln abbildeten. Seine Stirn glänzte und sein Hals war von der Hitze rot und aufgequollen. Er stöpselte den Stecker wieder ein und das Gerät keuchte erbärmlich, als es einen neuen Anlauf startete.
»Wie alt ist das Ding?«
»Hat meine Mama 87 auf einer Butterfahrt gekauft.«
Das erklärte zumindest die bratwurstbraune Tönung auf dem Gehäuse. Bratwurstbraun war in den späten 80ern ein echter Renner.
»Was ist mit dem Säbelzahnterrier? Hast du irgendwas für mich?«
»Hat Nowak noch nicht angerufen?«
Metin schüttelte den Kopf.
»Mist. Ich dachte, der Bluff würde aufgehen.«
»Welcher Bluff?«
Ich kratzte mich. »Irgendwie haben wir ihm mit Knast gedroht.«
»Irgendwie?«
»Es hat sich einfach so ergeben.«
»Einfach so.« Zwiespältig legte er seine schweißbedeckte Stirn in Falten. Schweißtropfen drängten aus den Spalten und rannen ihm an der Nase herunter.
»Ich krieg das schon noch hin«, sagte ich und drehte mich in der Hoffnung zur Tür, Gregor könnte mir Rückendeckung geben. Doch dieser machte schon eine Kehrtwendung in Richtung Ausgang. Metin setzte bereits zu einer Tirade an, aber ich gab Fersengeld und hastete Gregor hinterher.
»Wo wollen Sie hin?«, rief ich.
Gregor drehte sich um und durchbohrte mich mit seinen Augen, die im grellen Sonnenlicht funkelten. Sie waren grün. Er schloss das Taxi auf, griff in seine Hosentasche und fummelte eine nagelneue Fluppe aus seiner Zigarettenschachtel. Die eine Hand bedeckte die Hälfte seines Gesichtes, die andere bearbeitete das Feuerzeug. Er nahm einen tiefen Zug und blies die Dunstwolke genüsslich über das Autodach. Ein kleiner Windstoß trieb mir den Qualm direkt in die Augen und ich zwinkerte.
»Ich fahre nach Gerthe zur Detektei Brülling & Rowohlt.«
»Ich komme mit!«, kündigte ich lautstark an und umrundete das Taxi, hechtete in die Fahrerkabine, kurbelte das Seitenfenster hinunter und steckte den Kopf aus dem Fenster. »Was wollen wir dort?«
Gregor schwang seinen Hintern hinter das Steuer. Er trug eine enge schwarze Jeans, deren Farbe an einigen Stellen abgerieben war. Das T-Shirt, das er anhatte, war im Stil der Batikkunst in Grüntönen gefärbt. Es war wahrscheinlich, dass das gute Stück älter als Corinna war.
»Die Akte der Detektei ist unvollständig.«
»Inwiefern?«
Gregor schwenkte das Taxi aus der Parklücke. Er fuhr langsam in die Kreuzung und beobachtete den Vorfahrtsverkehr. Seine Kippe klemmte zwischen seinen Fingern am Lenkrad, sein Nacken war sonnenbrandrot und auch auf seiner Nase schienen sich erste Verbrennungen abzuzeichnen. Mir ging es nicht anders. Meine Haut war ganzheitlich gespannt und orangerot.
»Es fehlen Seiten. Oder es gibt Anmerkungen zu Unterlagen, die nicht in der Akte zu finden sind.«
»Sie meinen also, da verheimlicht jemand etwas?«
Er stopfte die Zigarette zwischen die Lippen und sie wackelte, während er sprach. Asche fiel zwischen seinen Beinen auf den Sitz.
»Wollen wir herausfinden, was.«
Bochum-Gerthe befand sich im Nordosten der Stadt und grenzte in östlicher Richtung an Dortmund und Castrop-Rauxel. Bislang hatte mich nichts nach Gerthe geführt, meistens war ich nur auf dem Castroper Hellweg hindurch gefahren, um dem wartenden Tross auf der A 40 auszuweichen. Ich nahm den Ordner der Detektei Brülling & Rowohlt in die Hand. Der Stempel auf dem Aktendeckel verriet uns, dass sich die Detektei auf der Dieselstraße befand, die als Sackgasse im nördlichen Gewerbegebiet endete. Gregor befuhr die Hauptstraße. Als er die Kreuzung zum Gewerbegebiet erreichte, rümpfte ich bereits die Nase. Es stank fürchterlich.
Gregor bog ab und fuhr die Dieselstraße hinunter. Zunächst war die Sicht durch die hohen Betonklötze, in denen Autohäuser und Lagerhallen untergebracht waren, versperrt, doch als wir die klobigen Gebäude hinter uns ließen, hatten wir eine freie Sicht auf das Desaster, das sich unmittelbar vor uns abspielte.
»Verdammte Scheiße«, stieß Gregor hervor.
Ich konnte gar nichts sagen. Gregor gab
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