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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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an, wie ein auf dem Rücken liegender Käfer mit den Armen zu fuchteln und zu quietschen. Nach dem ersten Schrecken bekam die Situation etwas Amüsantes. Aber das änderte sich schnell.
    Gregor setzte sich auf den Schreibtisch und sprach in Richtung Boden. »Sie waren kürzlich im Polizeipräsidium Bochum und haben dort etwas mitgehen lassen.«
    Schuster verdrehte seinen Hals, um Gregor anzusehen. »Was reden Sie da?«
    Er überging die Frage. »Und Ihr Mandant hat Ihnen Instruktionen mitgegeben. Welche waren das?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    Falsche Antwort.
    Gregor stand auf, zog seinen Ellenbogen vom Oberkörper fort, ließ sich nieder und rammte schließlich seine Faust in Schusters exponierte Nierengegend. Der Anwalt stieß einen kläglichen Schrei aus, keuchte und fletschte die Zähne. Wilde Falten sprossen in seinem roten Gesicht.
    »Ich wiederhole meine Frage nicht«, sagte Gregor.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen«, stöhnte Schuster.
    Plötzlich angelte Gregor ein Klappmesser aus seiner Hosentasche und ließ die Klinge vor Schusters Augen aus den Wangen schnellen. Das Geräusch der einrastenden Klinge war unmissverständlich und ich ging intuitiv einen Schritt zurück. Messer sind mir schon immer ein Gräuel gewesen. Sie waren kompakt und unscheinbar, passten in jede noch so kleine Jackentasche; von der Sekretärin bis zum Musterschüler, quasi jeder konnte eines mit sich herumschleppen und auf einen losgehen. Außerdem verlangte die Auseinandersetzung mit einem Messer einen gewissen Grad an Körpereinsatz. Für Körpereinsätze war ich noch nie der Typ gewesen.
    »Ich habe einen ziemlich kurzen Geduldsfaden«, warnte Gregor. »Und du weißt ganz genau, was ich wissen will, du korrupter alter Bastard. Also entweder sagst du es mir oder ich schneide dir scheibchenweise die Ohren ab.«
    Ich sah die Adern, die auf dem Handrücken von Gregors Messerfaust hervortraten und beobachtete ihn, wie er die Klinge langsam an das Ohrläppchen heranführte. Gregors Blick war auf Schuster fokussiert, seine Atmung blieb flach. Mir hingegen wurde beinahe schlecht. Schuster kniff die Augen zusammen, riesige Schweißperlen rannen ihm die Stirn hinunter.
    »Hören Sie«, beschwichtigte er. »Die machen mich kalt, wenn die das rauskriegen!«
    Ungeduldig knallte Gregor das Messer auf die Tischplatte und zog seine Beretta aus dem Hosenbund. Er löste die Sicherung und drückte Schuster den Lauf in den Nacken. Mir blieb sogleich das Herz stehen.
    » Das können wir auch gleich hier erledigen«, sagte er und sah mich an. »Geben Sie mir das Kissen.« Er nickte in Richtung des Keilkissens auf dem Schreibtischstuhl unmittelbar hinter mir. Ich drehte mich um.
    »Nicht!«, schrillte Schuster.
    »Gib mir das Kissen!«, brüllte Gregor mich diesmal an. Er war völlig außer sich.
    Die Wut in seiner Stimme prallte wie eine Planke gegen meine Stirn und ich hatte Probleme, einen vollständigen Gedanken zu fassen.
    Also funktionierte ich.
    Ich beugte mich über den Tisch, griff nach dem Kissen und warf es in seine Richtung. Gregor fing den Schaumstoffkeil, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Schuster das Kissen auf die Wange. Meine Nerven begannen zu knistern und meine Linsen fixierten die alarmierenden Signale der Situation: Die Knarre, das Kissen, den verängstigten Anwalt und den siedenden Despot, der sich über die Waffe beugte. Ich erfasste alles, doch ich war völlig außerstande, die Lage zu bewerten. Ich war vollkommen überfordert.
    »Gehen Sie jetzt raus«, befahl schließlich Gregor und presste den Lauf in das Kissen. Er sah mich nicht einmal an.
    Ich starrte auf Schuster. Er wimmerte und zitterte am ganzen Leib. Seine Hände umklammerten die Tischkante und der Rotz lief ihm aus der Nase.
    »Das kann ich nicht«, antwortete ich.
    Gregor starrte mich verdutzt an. Plötzlich zielte er mit der Beretta auf mich. »Raus«, wiederholte er sachlich.
    Eine Welle der Emotionen traf mich und die Tränen rannen mir über die Wangen. Das hier war keine Inszenierung. Gregors Wut war echt, genauso wie die Knarre, die er auf mich gerichtet hatte. Diese Bedrohung war eine andere als in der Kneipe. Gregor war nicht nur fuchsteufelswild, er war vor allem auch nüchtern und vollkommen bei Sinnen.
    Er jagte mir eine Scheißangst ein.
    »Was machen Sie da? Wollen Sie ihn etwa umbringen?« Ich sah von Gregor zu Schuster. »Er wird Sie umbringen. Tun Sie doch was!«
    Als wäre es ein Stichwort gewesen, drückte Gregor

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