Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Weizenbrötchen. »Niemand hat tatsächlich gesehen, dass ich Sachs die Kopien zugesteckt habe. Das Verhör hat nie stattgefunden. Und wir beide sind an diesem Tag nie im Präsidium gewesen.«
Ich konnte nicht glauben, dass er und dieses Urgestein eine derartige Unmoral in den Reihen der Polizei einfach so hinnahmen. Entnervt wischte ich mir mit der Serviette den Schnabel ab, das Papier scheuerte auf meiner Oberlippe.
»Hören Sie auf zu schmollen. Oskar wird der Sache noch früh genug auf den Grund gehen. Sie sollten sich lieber um ganz andere Dinge Sorgen machen.«
Ich warf die Serviette hin. »Sie meinen Bolker.«
Er nickte. »Sachs wird ihm gesteckt haben, wer über die Akte Bescheid weiß. Das schließt uns mit ein. Und die Spielregeln sind nun mal, sämtliche Mitwisser auszuschalten.«
Auszuschalten . Meine Eingeweide zogen sich zusammen.
»Also gut.« Ich schluckte träge. »Was machen wir als Nächstes?«
Er seufzte. »Im Moment sind wir in einer Sackgasse. Und die einzig brauchbaren Spuren sind die Lücken in der Akte.«
»Die wir aber nicht mehr füllen können, weil in Gerthe alles abgebrannt ist.«
Er wiegelte ab. »Das mag sein. Aber der Hefter stammt aus dem Dunstkreis der Witwe.«
Ich deutete einen Fingerzeig an. »Sie glauben, die fehlenden Seiten sind noch in Pfeiffers Haus?«
»Vielleicht waren sie es mal. Es wäre dumm, sie länger als nötig zu behalten, wenn sie eine Bedrohung sind.«
Geheimnistuerisch beugte ich mich vor. »Aber wir können es nicht ausschließen.«
Das dröge Gelächter der Clique unterbrach uns. Ein paar Zeitgenossen bewarfen sich mit den Kartons, einer schmiss einen halb vollen Pappbecher um und die Suppe verteilte sich quer über den Tisch.
»Was wollen Sie tun? Wollen Sie Ihrem Freund Oskar stecken, dass wir einen Durchsuchungsbefehl für Pfeiffers Haus brauchen?«
Gregor biss in seinen Burger und schüttelte so vehement den Kopf, dass es Krümel aus dem Brötchen regnete. » Wir brauchen keine Durchsuchung, sondern die MK. Und ohne einen stichhaltigen Verdacht, den sie der Staatsanwältin stecken können, durchsucht die gar nichts.« Er würgte das Essen hinunter. »Ohne die Handakte der Detektei haben die Leute der MK überhaupt keinen Grund, die trauernde Witwe auch nur in Betracht zu ziehen.«
Zwangsläufig fiel mir das Blut im Schlafzimmer ein sowie das Geständnis der Pfeiffer, sich der Spuren, die auf den vermeintlichen Tatort hinwiesen, mit dem Wischmob entledigt zu haben. Gregor schien den gleichen Gedanken zu haben. »Sie müssen Ansmann über Ihre Gespräche mit der Witwe informieren.«
» Ich ?«, quengelte ich. »Tun Sie das doch! Mich würde Ansmann umbringen. Außerdem hatte er seine Chance gehabt, aber er wollte ja nicht auf mich hören.« Ich zog eine Schnute. »Wieso bringen wir der MK nicht einfach die zweite Version unserer Handakte vorbei? Mit den Informationen können sie die Durchsuchung locker durchbringen.«
Er verschlang den letzten Bissen. »Nein. Der Amtsweg würde viel zu lange dauern.«
»Was immer Sie sagen, Herr Kommissar«, stichelte ich.
Ein zerknüllter Papierball segelte auf unseren Tisch. Wir beäugten den Fremdkörper und ich zuckte mit den Schultern.
Gregor stand auf und räumte sein Tablett zusammen. »Kommen Sie.«
Auf dem Weg hinaus sah ich unfreiwillig zu der Buffalo-Gang. Einer von ihnen ließ nur für mich die Zunge zwischen seinen Fingern zappeln. Wir traten durch die Tür und ein warmer Wind blies mir den Pony übers Gesicht. Die Sonne war bereits untergegangen und die Laubblätter der umliegenden Bäume winkten mir wie eine Zuschauerreihe zu. Gregor stand an seinem Taxi und ich streifte einen parkenden Kleinwagen mit dem Handrücken, als sich plötzlich ein Arm um meine Kehle schlängelte.
»Du solltest dich besser um dein Frauchen kümmern, Achmed.« Feuchte Spucketröpfchen begleiteten den Satz meines Tyrannen an meinem Ohr vorbei. Gregor sah auf. Seine Augen fuhren wie ein Sensor über die vierköpfige Bande, die sich hinter mir aufgebaut hatte, und nahmen zuletzt mich ins Visier. Überraschung untermalte seinen Ausdruck, allerdings auch eine gehörige Portion Verärgerung.
»Du hast sie ja schon ganz kaputt gehauen. So etwas dulden wir hier in Deutschland nicht.«
Mit beiden Händen umfasste ich den Unterarm, der mich festhielt. Ich riss an ihm herum, doch es brachte überhaupt keine Wirkung. Im Gegenteil. Mein Despot zog seinen Griff nur noch stärker zu und es war, als würde sein steinern
Weitere Kostenlose Bücher