Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
würden?«
Er hob die Augenbrauen. »Ich bin kein Polizist. Und selbst wenn ich es wäre, ich würde Ansmann damit eine Freude machen. Und das wäre nicht in meinem Sinne.«
»Sie mögen ihn nicht, oder?«
»Er ist unkooperativ und von sich selbst eingenommen. In seinem Job kann so etwas gefährlich sein. Man muss sich auf seine Leute verlassen können.«
»Das klingt, als hätte er Sie vor einiger Zeit ziemlich enttäuscht.« Gregor sah auf und sein Blick verschärfte sich, als er merkte, dass ich ein paar Informationen aus ihm herauskitzeln wollte.
Ich räusperte mich. »Zurück zu dem Fall«, sagte ich eifrig und räumte die frittierten Hühnchenteile aus meinem Karton. »Sagen Sie mir, wie es aussieht, Sherlock.«
Die Ablenkung half nichts. Gregors Stimmung war umgeschlagen und er klang gereizt. »Ich sage Ihnen, wie es aussieht. Ich schlage mich mit Dingen herum, die eigentlich Sache der Polizei sind. Und das nur, weil Sie sich nicht raushalten können.«
Ich war von seinen Stimmungsschwankungen angenervt. »Dann hören Sie doch auf, sich damit herumzuschlagen.« Ich stopfte mir ein Stück Fleisch in den Mund.
»Das geht nicht mehr. Ich habe den Stein ins Rollen gebracht. Also muss ich es auch zu Ende bringen.« Er befreite seinen Burger von dem Papier.
»Hui«, spottete ich. »Sind Sie irgendeinem Ehrenkodex unterworfen? Oder wollen Sie sich am Ende nur die Medaille einheimsen?« Fleischkrümelchen flogen aus meinem Mund auf den Tisch.
»Nein. Ich will Bolker finden. Und zwar, bevor er Sie findet.«
Ich schluckte, aber mir blieb das Essen im Halse stecken. »Und Sie«, konterte ich schwach.
»Keine Angst. Ich kann auf mich aufpassen.«
»Ach. Und ich nicht?«
Er griente. »Sie haben auf die Zielscheibe der Nachbarkabine geschossen.«
Eine Gruppe Halbstarker pflanzte sich an den Tisch neben uns. Mit einem süffisanten Gebaren warfen sie ihre Beine nach vorn und ließen sich lässig in die Stühle fallen. Sie trugen diese überweiten Jeanshosen mit Taschen, in denen sich problemlos ein Kaninchen verstecken ließ. Weiße Schiesser-Unterhosen blitzten über ihrem Steiß. Die Hierarchie war augenscheinlich nach Alter und Muskelmasse bestimmt. Der Älteste bekam den Platz am Fenster, während die Hühnerbrust sich mit dem Holzhocker begnügen musste. Die Jungs schleuderten die Verpackungsware quer über den Tisch und unterhielten sich in einer unangemessenen Lautstärke. Hin und wieder warfen sie uns, das heißt Gregor und meinem Veilchen, aufständische Blicke zu. Gregor mied nicht den Augenkontakt, den sie offenbar tatkräftig suchten. Es war reines pubertäres Kräftemessen.
»Verraten Sie mir, wer Oskar ist?«
»Oskar ist ein Urgestein. Lebt seit 45 Jahren für seinen Beruf. Länger, als viele Polizisten es aushalten können. Er ist der ungekrönte Polizeipräsident und hat wie kein Zweiter Einfluss auf die Leute. Er steht kurz vor seiner Rente. Das wurmt ihn seit Jahren.«
Ich tunkte etwas Fleisch in meine Soße. »Worüber haben Sie mit ihm gesprochen?«
Gregor sah mir auf die Stirn. »Ursprünglich sollte er arrangieren, dass die Kopien aus dem Verhörsaal der Mordkommission so in die Hände gespielt werden, dass uns keine Formfehler nachgewiesen werden können.«
»Die sind aber nie dort angekommen«, erwiderte ich und versuchte vergeblich, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
»Nein.« Jetzt glotzte er auf meine Hände. »Als einer seiner Lakaien in den Verhörraum ging, waren sie weg.«
»Aber das kann doch nicht sein!« Ich fuchtelte mit meinen Händen und die Soße tropfte vom Fleisch auf meine Hose. »Das muss doch irgendjemandem aufgefallen sein. Solche Anwaltsbesuche finden doch nicht unter Quarantäne statt!«
»Nein.« Er pulte heraushängende Salatblätter aus dem Burger. »Es sieht so aus, als hätte jemand im richtigen Moment in die falsche Richtung gesehen.«
Ich gaffte ihn ungläubig an. »Was soll das heißen? Meinen Sie etwa, jemand wurde geschmiert?«
Er stieß ein gequältes Lachen hervor und strich das Verpackungspapier unter seiner Mahlzeit glatt. »Es wäre nicht das erste Mal.«
Erneut sagte er es mit einem nostalgischen Unterton. Ich steckte mir das restliche Hühnchenfleisch in den Mund, während Gregor die herumliegenden Salatblätter zu einem Haufen zusammenlegte. Kauend beobachtete ich seine Genügsamkeit und mir platzte langsam die Hutschnur.
»Und Sie und Oskar tun nichts dagegen? Sie nehmen das einfach so hin?«
Endlich biss Gregor in das
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