Teranesia
sein könnte? Wenn Sie etwas Bestimmtes tun, kann es dafür mehr als einen Grund geben.«
»Ich weiß, aber…«
Sie schnitt ihm das Wort ab. »Lassen Sie nicht zu, dass es Ihnen alles vergällt. Lassen Sie sich dadurch nicht der Dinge berauben, auf die Sie mit Recht stolz sind. Glauben Sie wirklich, dass Sie niemals versucht haben, sie zu beschützen, nur weil sie Ihre Schwester ist?«
»Wenn ich es getan habe«, erwiderte Prabir aufgebracht, »bin ich zumindest kein Sklave meiner Gene!«
Grant kniff leicht die Augen zusammen. »Und das ist für Sie viel wichtiger?« Einen Moment lang dachte Prabir, er hätte sie verloren, seine Worte wären unverzeihlich, doch dann fügte sie trocken hinzu: »Als Held eines schlechten Films könnten Sie immer noch adoptiert werden.«
»Wenn das Ihre Vorstellung von einem schlechten Film ist«, sagte er, »haben Sie ein sehr behütetes Leben geführt.«
Er strich mit dem Handrücken über ihr Gesicht. Sie blickte ihm weiterhin in die Augen, sagte aber nichts. Er handelte aus einem kaum bewussten Gefühl, dass es einfach nur richtig war, was er tat, während er halb damit rechnete, dass sein Instinkt sich als völlig fehlgeleitet erwies, aber sie ließ es einfach geschehen, ohne ihn zu ermutigen oder zurückzuweisen. Er erinnerte sich daran, wie sie ihn beobachtet hatte, am Abend ihrer Ankunft. Damals hatte er gezweifelt, dass es irgendetwas zu bedeuten hatte, aber jetzt hatte er das Gefühl, als wären ihm Schuppen von den Augen gefallen.
Er beugte sich vor und küsste sie; sie saßen an eine Wand der Kabine gelehnt, sodass er sich ein wenig unbeholfen anstellte. Einen Moment lang verhielt sie sich völlig ruhig, doch dann begann sie zu reagieren. Er strich mit einer Hand über ihren Arm. Der Duft ihrer Haut war außergewöhnlich; als er ihn einatmete, spürte er, wie ihm warm wurde. Die kanadischen Mädchen an der Highschool hatte so neutral und geschlechtslos wie Kleinkinder gerochen.
Er schob seine Hand unter ihr T-Shirt und streichelte ihren Rücken, er zog sie zu sich heran und brachte ihre Körper in eine Linie. Er hatte bereits eine Erektion und spürte seinen Pulsschlag, wo ihr Bein dagegen drückte. Er bewegte seine Hand in Richtung ihrer Brust. Er musste jede bildliche Vorstellung aus seinem Kopf vertreiben, weil er befürchtete, dann sofort zu kommen. Aber er musste gar nicht denken, er musste gar nichts planen; sie würden sich einfach von der logischen Entwicklung der Dinge mitreißen lassen.
Plötzlich zog sich Grant zurück und löste sich von ihm. »Das ist keine gute Idee. Das wissen Sie genau.«
Prabir war verwirrt. »Ich dachte, Sie wollten es.«
Sie öffnete den Mund, als wollte sie es abstreiten, doch dann hielt sie inne. »So funktioniert es nicht«, sagte sie stattdessen. »Ich war Michael sechzehn Jahre lang treu. Ich werde mit Ihnen die ganze Nacht hier sitzen und reden, wenn Sie es wollen, aber ich werde nicht mit Ihnen schlafen, nur damit Sie sich besser fühlen.«
Prabir starrte nach unten, während sein Gesicht vor Scham brannte. Was hatte er gerade getan? War es ein unbeholfener Versuch, ihr seine Dankbarkeit zu zeigen, und bildete er sich ein, sie würde ihn ohne die geringsten Skrupel akzeptieren?
»Hören Sie«, sagte Grant, »ich bin Ihnen nicht böse. Ich hätte Sie viel früher bremsen müssen. Können wir die Sache einfach vergessen?«
»Ja. Klar.«
Er blickte auf. Grant lächelte bedauernd und flehte ihn an: »Machen Sie daraus keine große Geschichte. Wir sind bis jetzt gut miteinander zurechtgekommen, und so kann es auch weiterhin sein.« Sie stand auf. »Aber ich denke, etwas Schlaf würde uns beiden jetzt ganz gut tun.« Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter, dann ging sie in die Kabine.
Nachdem das Licht erloschen war, kniete sich Prabir an die Deckkante und ejakulierte ins Wasser. Er stützte den Kopf an der Reling ab, während ihm plötzlich in der Meeresbrise kalt wurde. Die Bilder ihres Körpers verblassten sofort; nun war offensichtlich, dass er sie nie wirklich begehrt hatte. Es war nicht mehr als eine vorübergehende Verwirrung gewesen aufgrund der Freundlichkeit, mit der sie ihn im Kampung behandelt hatte, und der Tatsache, dass er Felix seit einer Ewigkeit nicht mehr berührt hatte, wie es ihm vorkam. Ihm war niemals der Gedanke gekommen, dass er vielleicht die Fähigkeit zum zölibatären Leben verloren hatte, dass es nach neun Jahren nicht mehr so einfach war, drei oder vier Wochen
Weitere Kostenlose Bücher