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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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zur Insel der Schmetterlinge!«
    Und Prabir hatte sich vorgestellt, wie die grünschwarzen Insekten zu Millionen die Insel bevölkerten, wie sie überall anstelle von Gras den Boden bedeckten und anstelle von Blättern die Bäume.
    *
    Einen Monat nach dem Putsch erhielt Prabir eine Nachricht von Eleanor. Er schloss die Tür seiner Hütte und legte sich mit seinem Notepad auf die Hängematte. Er stellte die Lautstärke so leise wie möglich, damit niemand von draußen zuhören konnte. Die Nachricht war wie gewöhnlich ein Video, doch diesmal war Eleanor nicht mit der Kamera durch die Stadt gestreift oder hatte ihre verärgerten Kinder durch die Wohnung gehetzt. Sie saß einfach nur in ihrem Büro und sprach in die Kamera. Prabir fühlte sich schuldig, weil er ihr keine Gegenleistung für ihre Führungen durch New York bieten konnte, aber wenn er zugab, dass ihm eine geeignete Kamera zur Verfügung stand, hätte er seine reinen Textnachrichten nicht mehr rechtfertigen können, die Eleanor über sein wahres Alter hinwegtäuschen sollten.
    »Prabir«, sagte Eleanor, »ich mache mir große Sorgen um dich. Ich verstehe, dass du deine Arbeit nicht unterbrechen möchtest – und ich weiss, wie schwierig und teuer es wäre, jetzt ein Schiff zu chartern – aber ich hoffe trotzdem, dass du es dir noch einmal überlegst. Bitte höre dir wenigstens an, was ich zu sagen habe.
    Ich habe mir den jüngsten Bericht des Außenministeriums über die Krise angesehen.« Eine URL wurde auf der Datenspur übertragen, und die Software versuchte automatisch, die Seite zu öffnen, aber die Bodenstation in Sumatra, über die Prabir mit dem Rest der Welt verbunden war, hatte diese Adresse gesperrt. »Kopasus-Truppen werden nach Ambon geflogen. Ich bin sicher, du weißt, was sie in Aceh und Irian Jaya getan haben. Und du befindest dich in einem typischen Versteck für eine ABRMS-Basis. Ich weiß, dass du mit offizieller Erlaubnis dort bist, aber wenn du dich darauf verlässt, dass die Bürokraten in Jakarta die entsprechenden Akten heraussuchen und die Armee anweisen, sich von dir fernzuhalten… könnte das eine etwas zu optimistische Einstellung sein.«
    Eleanor beugte sich mit unglücklicher Miene näher an die Kamera heran. »Diese Sache wird sich nicht in ein oder zwei Monaten erledigen. Selbst wenn der Präsident wieder sein Amt übernimmt, ist die Regierung im Augenblick so gut wie handlungsunfähig. Seit sechzig Jahren haben die Menschen in den Provinzen die Herrschaft Jakartas erduldet, solange man einen gewissen Respekt vor den althergebrachten Machtstrukturen wahrte und ein gewisser Geldbetrag für Dinge wie Gesundheit und Bildung ausgegeben wurde, als kleine Entschädigung für all das Holz, den Fisch und die Bodenschätze, die von den Kartellen abgeschöpft wurden. Doch nach fünfzehn Jahren der Entbehrung, während jede überschüssige Rupiah zur Subventionierung der Lebenshaltungskosten in den Großstädten verwendet wurde, um Aufständen vorzubeugen, lässt sich das Ungleichgewicht nicht länger ignorieren. Es geht gar nicht mehr um religiöse und ethnische Unterschiede – die Provinzen wurden ausgeblutet und werden sich diese Behandlung nicht mehr gefallen lassen.«
    In dieser Art ging es noch eine Zeit lang weiter. Prabir hörte sich alles mit einer Mischung aus Unbehagen und Verärgerung an. Seine Eltern hatten entschieden, dass es am sichersten sei, sich still zu verhalten, keine Aufmerksamkeit zu erregen und abzuwarten, bis sich der Sturm gelegt hatte. Teranesia besaß keine strategische Bedeutung, also gab es für niemanden einen Grund herzukommen. Wie konnte sich Eleanor anmaßen, es besser zu wissen – aus einer Entfernung von zwanzigtausend Kilometern?
    Trotzdem stand fest, dass sie sich ehrliche Sorgen um ihn machte, und Prabir wollte nicht, dass sie sich aufregte. Er würde ihr eine optimistische Antwort schicken, die ihre Sorgen beschwichtigte… ohne Zweifel an ihren Schlussfolgerungen zu äußern oder ihre Sachkenntnis infrage zu stellen.
    Prabir stemmte einen Fuß gegen die Wand der Hütte und ließ die Hängematte sanft hin und her schaukeln, während er seine Antwort verfasste. Zuerst erwähnte er den Garten und wie gut er sich machte, obwohl darin hauptsächlich einheimische stärkehaltige Knollen wuchsen, die vermutlich wie Pappe schmeckten. »Rajendra jätet täglich fleißig Unkraut. Er ist ein guter Junge!« Er diktierte die Worte ins Notepad und ließ sie in Text konvertieren; beinahe hätte er die

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