Teranesia
aussah.
»Vielen Dank«, sagte Prabir. Er war viel zu nervös, um zu fragen, was es war. Er steckte es in eine Hosentasche.
Amita lächelte nachsichtig. »Steck es dir ins Ohr, Schatz. Dafür ist es da.«
Widerstrebend holte Prabir es wieder hervor und tat wie geheißen. Eine Frauenstimme sagte: »Sei nicht traurig.« Was war das, ein Radio? Er wartete ab, ob noch mehr kam. Nach einigen Sekunden wiederholte die Stimme: »Sei nicht traurig.«
Amita beobachtete ihn erwartungsvoll. Prabir hielt es für das Beste, ihr die Wahrheit zu sagen, damit man ihm nicht vorwerfen konnte, das Geschenk beschädigt zu haben. »Ich glaube, es ist kaputt. Es wiederholt sich ständig.«
Amita lachte. »Das soll es auch. Es ist ein Sample-Mantra: Es registriert deine Stimmung und sagt dir etwas, das dich aufmuntert – genau das, was du gerade brauchst.«
»Sei nicht traurig«, sagte das Gerät.
»Ich habe das Sample selbst ausgesucht«, erklärte Amita stolz. »Er stammt aus einem alten Song von Sonic Youth. Aber du kannst ihn natürlich nach Belieben neu programmieren.«
Prabir bemühte sich um einen dankbaren Gesichtsausdruck. »Vielen Dank, Amita. Es ist wunderbar.« Er musste warten, bis sie zu Hause waren und er sich ins Bad eingeschlossen hatte, um sich endlich von diesem blödsinnigen Singsang befreien zu können. Er schraubte das Gerät mühelos auseinander, und sein erster Gedanke war, die Batterie in die Toilettenschüssel zu werfen, doch dann befürchtete er, dass sie sich vielleicht nicht ohne weiteres wegspülen ließ oder dass Amita ihn bitten könnte, ihr das Ding wiederzugeben, damit sie ein neues Sample laden konnte, worauf sie anhand des geringeren Gewichts bemerken würde, was er getan hatte.
Dann kam ihm die Erleuchtung: Er drehte die Knopfzelle einfach um, vertauschte die positive mit der negativen Seite, und baute das Gerät wieder zusammen. Nun war es stumm. Trotzdem schränkte es sein Hörvermögen ein, aber diesen geringfügigen Nachteil nahm er bereitwillig in Kauf. Er konnte später versuchen, das Sample zu löschen, ohne die Funktion zu beeinträchtigen, die es ihm erlaubte, normal zu hören.
Prabir starrte auf seine Schuhe. Er zitterte vor Wut, aber er musste sich Amita und Keith gegenüber freundlich verhalten, sonst würde man ihn von Madhusree trennen.
Das Haus bestand aus einer endlosen Abfolge riesiger, weiß gestrichener Räume, sodass er sich hier beinahe körperlos fühlte. Amita hatte Madhusree in einem Zimmer, das nur für sie da war, schlafen gelegt. Nun zeigte sie ihm sein Zimmer, das sogar noch größer als das von Madhusree war. Trotz der vielen Möbel und Apparate, die es enthielt, blieb immer noch eine große ungenutzte Bodenfläche übrig. Prabir dankte Amita für alles – und versuchte sein Schuldgefühl zu verbergen, das ihn überkam, weil sie ihn mit so vielen Geschenken überschüttete –, bevor er vorschlug, dass sie auch Madhusree in seinem Zimmer unterbringen sollten. »Sie ist es nicht gewöhnt, allein zu sein.«
Amita und Keith tauschten einen nachdenklichen Blick aus. »Also gut«, sagte Amita. »Vielleicht für ein oder zwei Wochen.«
Nach dem Abendessen verabschiedete sich Keith und verließ das Haus. Prabir war irritiert. »Wohnt er nicht hier?«
Amita schüttelte den Kopf. »Wir haben uns getrennt. Aber wir sind immer noch gute Freunde, und er war einverstanden, einige Zeit hier zu verbringen, nachdem du und Madhusree eingezogen seid.«
»Aber warum?« Prabir hätte sich ohrfeigen können, als diese Worte über seine Lippen drangen. Amita hatte seinetwegen große Opfer gebracht; er sollte sich in dieser Situation etwas diplomatischer verhalten.
»Ich habe beschlossen«, erklärte Amita, »dass dir und deiner Schwester sowohl männliche als auch weibliche Narrative zur Verfügung stehen sollten.«
»Du meinst… er soll dir beim Vorlesen helfen?« Prabir wollte nicht undankbar sein, aber Amita hörte sicherlich gerne, dass es gar nicht nötig war, dass ständig ihr Ex-Liebhaber vorbeikam, um die männlichen Rollen in Gutenachtgeschichten zu übernehmen. »Ich kann selbst lesen. Und Madhusree könnten wir abwechselnd etwas vorlesen.«
»Ich kann auch lesen!«, warf Madhusree protestierend ein. Das stimmte zwar nicht, obwohl Prabir ihr im Lager das lateinische Alphabet beigebracht hatte und sie sich auf Englisch schon fast so gut wie auf Bengali verständigen konnte.
Amita seufzte amüsiert und zauste Prabirs Haar. »Ich meinte unsere persönlichen Narrative,
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