Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
ist das für ein Ausschlag?«
»Es ist das Wasser!«, ruft eine dicke Frau neben mir.
»Sie müssen uns doch wenigstens sagen, was hier vor sich geht!«, ruft der Mann.
»Bitte haben Sie etwas Geduld«, sagt einer der TSA-Beamten. »Wir tun, was wir können.« Sein Gesicht bleibt dabei regungslos.
»Und das wäre?«, fragt jemand, doch der TSA-Beamte antwortet nicht mehr.
»Es ist das Wasser!«, ruft die dicke Frau wieder. »Mein Mann hat von dem Wasserspender getrunken – zwei Minuten später ist er umgekippt!«
Der Kaffee! Der Kaffee in Bookbinder's Bar. Aber von dem habe ich ebenfalls getrunken.
»Es ist eine Seuche!«, sagt die dicke Frau. »Wir werden uns noch alle anstecken!«
»Reden Sie nicht solchen Blödsinn!«, sagt einer der Beamten, ein großer Kerl mit Marines-Haarschnitt. »Niemand wird sich irgendwo anstecken!«
»Warum lassen Sie uns nicht raus?«, frage ich in Richtung der Uniformierten.
Sie antworten nicht. Sie stehen einfach nur da und starren durch uns hindurch.
»Zwei Minuten später lag er auf dem Boden!«, sagt die dicke Frau.
Ich löse mich aus der Menschenmenge und gehe auf die Reihe der Uniformierten zu. Der Große mit dem Marines-Harrschnitt kommt mir zwei Schritte entgegen. »Ich muss Sie bitten, zurückzutreten! Niemand darf das Terminal verlassen.«
»Ich will endlich wissen, was hier los ist!«, sage ich.
»Wir haben unsere Anweisungen, bitte haben Sie Verständnis.« Er streckt mir seinen breiten Kiefer entgegen.
»Warum sperrt man uns ein?«
Er antwortet nicht, schüttelt nur den Kopf.
»Wir haben niemanden etwas getan! Und hier sind Leute, die dringend Hilfe benötigen!«
»Ganz genau!«, ruft die Dicke. Einige andere stimmen mit ein.
»Bitte beruhigen Sie sich!«, sagt der Beamte, es geht in den Zwischenrufen unter. Er versucht es lauter: »Beruhigen Sie sich!«
Ein anderer Beamte sagt: »Sicherlich wird die Sperrung bald aufgehoben. Und bis dahin müssen wir versuchen, Ruhe zu bewahren.«
»Wir wollen hier raus!«, sage ich. Wieder stimmen andere mit ein. Die Uniformenreihe wird plötzlich sehr unruhig.
»Es reicht!«, ruft der mit den kurzen Haaren. »Schluss jetzt!« Dann wendet er sich an mich: »Treten Sie zurück!« Sein Kiefer mahlt.
Ich bewege mich nicht.
»Treten Sie zurück!« Der Kollege hinter ihm legt seine Hand auf die Elektroschockpistole an seinem Gürtel. »Ich bitte Sie nicht noch einmal.« Er geht einen Schritt zur Seite. Er macht die Schusslinie frei. Es ist keine Bitte. Ich trete zurück.
Die Unruhe legt sich genauso schnell, wie sie entstanden ist. Die dicke Frau meckert weiter, doch es beachtet sie niemand mehr. Die Beamten formieren sich neu.
Ich will gerade zurück zur Bar gehen, als sich der Ex-Marine ans Ohr greift und »Ich höre« sagt. Er nickt. Plötzlich hört sein Kiefer auf zu mahlen. »In Ordnung.« Er sieht aus, als hätte ihm gerade jemand mitgeteilt, dass sein Sohn Ballettstunden nimmt. »Ich habe verstanden.« Er nimmt die Hand vom Ohr.
»Wir ziehen ab. Sofort!«
Einer der anderen Beamten fragt etwas, doch der Ex-Marine schreit nur: »Sofort!«
Dann setzen sie sich in Bewegung.
Die Menge teilt sich und lässt die Beamten passieren. Keiner scheint so recht zu wissen, was gerade passiert. Nur der große Beamte mit den kurzen Haaren ist sehr unruhig. Er hat seine Pistole gezogen, doch das sehen die meisten anscheinend nicht. Die andere Hand hält er auf Mund und Nase gepresst.
Lennard Fanlay
»Terminal 3 des Abraham-Norton-Airports ist seit sechs Uhr dreißig heute früh von den Polizeibehörden gesperrt«, sagt die junge Frau von der Pressestelle am anderen Ende der Leitung.
Wann der Polizeieinsatz beendet sei, könne sie mir nicht sagen, ich könne mich aber gerne zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal melden, vielleicht wisse sie dann bereits mehr. Ich bedanke mich und lege auf.
Die Situation sei noch etwas unübersichtlich, aber man habe alles unter Kontrolle, versichert mir der stellvertretende Einsatzleiter. Man müsse jetzt vor allem Ruhe bewahren. »Und halten Sie ausreichend Sicherheitsabstand«, rät mir Dr. Moradi vom Katastrophenschutz.
»Zu wem?«, frage ich.
»Zu alles und jedem«, sagt Dr. Moradi.
Ich frage, was genau ich mir darunter vorstellen solle.
Er entschuldigt sich. Er müsse auflegen. Bei ihnen sei die Hölle los.
Es dauert lange, bis ich jemanden gefunden habe, der bereit ist, mehr zu sagen als das, was offiziell bekannt gegeben wurde, mehr als das, was die Nachrichtensprecher
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