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Terra Madre

Terra Madre

Titel: Terra Madre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Petrini
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von Giften und Dünger fruchtbar gehalten. Die Massentierzucht verursacht einen Lebensmittelskandal nach dem anderen. Die »Foodingenieure« erfinden immer neue, immer gespenstischere Produktionsmethoden, wie der eindrucksvolle Film »Food Inc.« von Robert Kenner zeigt.
    Der Konsument muss sich wehren, anders kann dieser Irrweg nicht gestoppt werden. Ein Weg, so schreibt Carlo Petrini, sind sogenannte Lebensmittelbündnisse, die deutsche Übersetzung für einen alltäglichen Vorgang: Sobald es in Familien, im Freundeskreis und an Schulen ums Essen geht, bilden sich Gemeinschaften. Wenn diese sich beim Einkauf, der Zubereitung und beim Essen an die Maxime von Slow Food »gut, sauber und fair« halten, werden sie automatisch Teil von Terra Madre, dem Bündnis zwischen Konsumenten und Produzenten. Und wer will nicht Mitglied einer Gemeinschaft und eines Netzwerks sein, das Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Fischfang verteidigt, sich für die Biodiversität von Tieren und Pflanzen engagiert und unter Essen auch Teilen mit jenen versteht, die nichts zu essen haben?
    Und was hat ein Filmfestivaldirektor mit all dem zu tun?
    Vor Jahren veranstalteten wir einen Kurzfilmwettbewerb zum Thema »Hunger, Essen und Geschmack«, das auf überwältigende Resonanz stieß. Hunderte von Filmemachern schickten uns ihre zum Teil brillanten Filme und diskutierten mit engagierten Vertretern von Terra Madre über die Ähnlichkeiten zwischen Food und Film.
    Vandana Shiva, alternative Nobelpreisträgerin, die sich für den Schutz des Saatguts erfolgreich gegen den Saatgutkonzern Monsanto durchgesetzt hat, Alice Waters, amerikanische Protagonistin für bessere Schulspeisung und die Schulgarten-Bewegung, und Carlo Petrini sahen viele Ähnlichkeiten im Engagement für kulturelle Vielfalt beim Film und beim Essen.
    Daraus ist eine erfolgreiche Initiative entstanden, das jährliche »Kulinarische Kino« der Berlinale. Hier bei der Berlinale im Februar und alle zwei Jahre im Herbst bei Terra Madre in Turin treffen sich Tausende von Menschen, die die kulturellen Unterschiede der Welt, die Vielfalt als Qualität und hohes Gut lieben und achten. Natürlich gibt es da einen großen Unterschied. Essen ist, anders als Film, lebensnotwendig – und doch gehört beides zusammen, denn Film, die Künste und das Essen sind unsere Kultur.
    Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes schon viel »Boden unter den Füßen« verloren. Terra Madre und Slow Food rücken die Erde und das, was sie hervorbringt, wieder ins Zentrum. Carlo Petrini serviert uns eine praktische Philosophie des Glücks: das gemeinsame Essen, dessen Freude auch im Teilen liegt.
    Dieter Kosslick ist Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin (»Berlinale«). Gemeinsam mit dem Filmemacher Thomas Struck verantwortet das engagierte Slow-Food-Mitglied das »Kulinarische Kino« des Festivals.

Einleitung
    »Terra Madre – Incontro mondiale tra le comunità del cibo«, das Welttreffen der Lebensmittelbündnisse im Netzwerk von Terra Madre, wurde 2008 zum dritten Mal abgehalten. Zur Eröffnungszeremonie am 23. Oktober versammelten sich etwa 7.000 Delegierte aus 153 Nationen als Vertreter von rund 1.600 Lebensmittelbündnissen im Palaolimpico von Turin: Bauern, Fischer, Handwerker, Nomaden, Alte und Junge, aber auch traditionelle Musiker, Köche und Köchinnen sowie Akademiker aus der ganzen Welt waren im Saal vereint, um einige Grußbotschaften und Einführungsbeiträge zu hören. Danach folgten drei Tage, die ausgefüllt waren mit Workshops, Zusammenkünften, Meinungs- und Erfahrungsaustausch, aber auch mit Festen und geselligem Beisammensein. Als Einleitung zu diesem Buch habe ich die Rede ausgewählt, die ich damals an jene wunderbaren, grundverschiedenen, stolzen und begeisterten Zuhörer gerichtet habe. Ich hoffe, dass auf diese Weise alle nachfolgenden Ideen, Überlegungen und Berichte sofort ihren Kontext finden und man zu verstehen beginnt, welche historische Dimension und Tragweite Terra Madre hat – diese neue Bewegung, die vor die Weltöffentlichkeit tritt und als eines der größten Dienstleistungsnetze der Erde Gestalt annimmt.
    Eröffnungsrede zur Vollversammlung von Terra Madre (Turin, 23. Oktober 2008)
    Es ist für mich eine große Freude, dass wir uns auf dieser außergewöhnlichen Versammlung wieder begegnen und uns erinnern, wie wir vor vier Jahren diese wunderbare Initiative gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Dies ist unser drittes Treffen, und es bestätigt einmal

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