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Terra Madre

Terra Madre

Titel: Terra Madre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Petrini
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Consommons Ivoirien, Equilibre et Sain dans nos Cantines Scolaires zur Lebensmittelerziehung in den Schulmensen auf den Weg gebracht. Die Slow-Food-Stiftung förderte zusammen mit dem Convivium von Chigata ein Erziehungsprojekt zum Thema Konsum in dem Dorf N’ganon (70 Kilometer von Korhogo im Norden der Elfenbeinküste). Ursprünglich war die Initiative für die Schulkinder gedacht, bezog dann jedoch alle Dorfbewohner mit ein und wirkte sich sehr positiv auf die Mikro-Ökonomie von N’ganon aus.
    Im April 2008, nach einer sehr lebhaften Versammlung, auf der das Convivium den Einwohnern von N’ganon die Initiative vorgestellt hatte, erklärte sich das Oberhaupt des Dorfs bereit, sieben Hektar Land für die Verwirklichung des Projekts zur Verfügung zu stellen. 200 Frauen aus dem Dorf übernahmen die Aufgabe, die Felder zu bebauen, um die Schulmensa mit den Zutaten, die zum Kochen der Mahlzeiten benötigt wurden, zu beliefern. Nach drei Monaten waren die sieben Hektar urbar gemacht, gepflügt und bebaut. Mit der Unterstützung von Agrotechnikern und -ingenieuren wurden geeignete lokale Getreide- und Gemüsesorten auswählt.
    Doch die Frauen von N’ganon beschränkten sich nicht auf die Mensa. Sie gründeten eine Kooperative und verkauften ihre Erzeugnisse regelmäßig auf dem örtlichen Markt, um das ganze Projekt zu finanzieren. So kamen hundert Schüler in N’ganon täglich in den Genuss von zwei gesunden Mahlzeiten, die aus frischen, lokalen Produkten und nach traditionellen Rezepten der Elfenbeinküste zubereitet werden. Dadurch hat sich auch die wirtschaftliche Lage ihrer Familien verbessert.
    Dieses Beispiel steht stellvertretend für die vielen Schulgärten, die in diesem Jahr entstanden sind. Sie gesellen sich zur großen Zahl anderer Gärten, die von den unterschiedlichsten Organisationen betrieben werden. Allein in Italien sind es über 200. Viele weitere Convivien von Slow Food auf der ganzen Welt haben diesen einfachen Weg beschritten, der Erziehung mit Selbstversorgung verbindet, von Neuseeland bis in die Schweiz, von Deutschland bis in die USA, von Südamerika bis nach Afrika. Überall nimmt die Zahl der Gärten zu.
    Der Dank dafür gebührt Menschen wie Alice Waters, der berühmten amerikanischen Küchenchefin, die mit ihrem Restaurant Chez Panisse zu den Pionieren der Bewegung für biologische Lebensmittel in den USA gehört. Dank ihrer schoolgardens in Kalifornien konnte sie die praktische Umsetzung der Idee in weiten Teilen der Welt verbreiten und zahlreiche Menschen inspirieren, ihrem Beispiel zu folgen. Auch dem Schüler Sam Levin ist zu danken, den ich in meiner Eröffnungsrede des Terra-Madre-Treffens 2008 erwähnt habe. Er legte einen Garten in seiner Schule an, um Lebensmittel für die eigene Mensa anzubauen, und brachte viele seiner Mitschüler dazu, sich zu beteiligen. Heute ist Sam nicht nur in seiner Heimat USA bekannt, sondern wird auch ins Ausland (zum Beispiel nach Afrika) eingeladen, um von seinen Erfahrungen und Beweggründen zu berichten und dadurch viele Jugendliche seines Alters anzuregen, es ihm gleichzutun.
    Die Neudefinition eines Lebensmittelsystems, das die Ernährungssouveränität garantiert, muss genau an diesem Punkt ansetzen: bei der Subsistenzwirtschaft, beim Recht, in erster Linie für sich selbst Lebensmittel zu produzieren, und bei der Freiheit für jeden, Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben. Das lässt sich überall verwirklichen und ist keine Rückkehr in die Vergangenheit, sondern für viele Menschen von großer Bedeutung – und zwar nicht nur für die, die vollständig von der Subsistenzwirtschaft leben, sondern auch für jene, die zusätzlich Handel betreiben und mit dem dadurch erzielten Gewinn Lebensmittel hinzukaufen können. Für den Süden der Welt und die etwas »rückständigeren« Bündnisse gilt dies daher gleichermaßen wie für den reichen Norden und die Bauern, die den Großteil ihrer Ernte veräußern.
    Lebensmittel dienen per Definition dem Überleben. Wenn aber nicht einmal mehr die Bauern, die unmittelbar mit der Erde und der Natur zu tun haben, Subsistenzwirtschaft zur Selbstversorgung betreiben, dann stehen die Chancen schlecht, dass die Welt wieder zur Vernunft kommt. Allen die Möglichkeit zu geben, das anzubauen, was sie am liebsten essen, oder das, was ihre Gemeinschaft essen möchte, ist kein »Zurück in die Vergangenheit«. Es ist die Grundlage für ein demokratischeres Lebensmittelsystem, das kontrolliert werden kann und

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