Terra Madre
(Internationale Kommission für die Zukunft der Lebensmittelversorgung und der Landwirtschaft) herausgegeben wurde (siehe auch ⇒ ). Die verschiedenen Definitionen unterscheiden sich auch nur geringfügig; tatsächlich häuften sich in den letzten Jahren weltweit die Appelle für eine solche Ernährungssouveränität. Ich verwende den 2006 in Florenz verfassten Aufruf, weil er mir vollständig erscheint und ich bis heute Mitglied jener Kommission bin.
[ 2 ] Durch den Klimawandel schreitet die Wüstenbildung in erschreckendem Ausmaß voran. Man schätzt, dass 70 Prozent des von Menschen genutzten Wassers von der Landwirtschaft verbraucht wird (22 Prozent von der Industrie und acht Prozent von den privaten Haushalten). Denkt man an das gegenwärtige ständige Drängen auf Produktionssteigerung bei Lebensmitteln, kann man den Ausgang dieser globalen Herausforderung leicht erahnen. Das bolivianische Städtchen Cochabamba genießt den zweifelhaften Ruhm, zum Symbol der vielen sozialen Kämpfe geworden zu sein, die in den letzten Jahren um die Privatisierung des Wassers auf der ganzen Welt (auch in Italien) ausgetragen wurden. Im April des Jahres 2000 schoss der Wasserpreis nach der Privatisierung des örtlichen Wasserleitungsnetzes für die keineswegs wohlhabenden Einwohner von einem Tag auf den anderen um 300 Prozent in die Höhe, sodass die Menschen bis zu 25 Prozent ihres Einkommens für Wasser ausgeben mussten. Es kam zu einem Volksaufstand, der so heftig war, dass er in die Annalen einging.
[ 3 ] Quelle: »Agriculture in classroom«; www.agclassroom.org
[ 4 ] Manifesto sul futuro del cibo« der Internationalen Kommission zur Zukunft der Lebensmittelversorgung und der Landwirtschaft, 2006 (S. 22); Textdownload in mehreren Sprachen (u. a. Englisch) unter www.future-food.org.
[ 5 ] 1986 produzierten einige italienische Erzeugerbetriebe Weine, in die diverse Flüssigkeiten gemischt wurden, u. a. auch Methanol (Methylalkohol), der den Tod von mindestens 22 Menschen zur Folge hatte und den Ruf der italienischen Weine weltweit ruinierte.
[ 6 ] José Esquinas-Alc·zar, Protecting crop genetic diversity for food security: political, ethical and technical challenges, in »Nature«, Bd. 6, Dezember 2005, S. 946–953.
[ 7 ] Woody Tasch, Slow Money, Slow Food Editore, Bra 2009.
Lokale Wirtschaft, natürliche Wirtschaft
Wenn wir das globale Lebensmittelsystem entindustrialisieren und wieder mit Leben erfüllen wollen, genügt es, die Initiative den Lebensmittelbündnissen zu überlassen. Sie sind in der Lage, die notwendigen ausgleichenden Elemente einzubringen, damit die Beziehung zwischen Mensch und Erde wieder ins Gleichgewicht kommt. Ein von oben verordnetes Modell würde nur neue negative Reaktionen auslösen.
Eine Alternative, die von unten ausgeht, wird die Leistungen der Lebensmittelbündnisse in ihrem Umfeld anerkennen und entspricht sowohl ökologischen als auch ökonomischen Kriterien. Die Bündnisse produzieren und konsumieren nachhaltig und befolgen bei allem, was sie tun, ökologische Prinzipien. Ihr einzigartiges Wirtschaftsmodell, das »Verwalten unseres gemeinsamen Hauses«, hat seine Wurzeln tief in der Vergangenheit, in der Geschichte der Landwirtschaft und in der Evolution des Menschen – und ist gleichzeitig so eindeutig in die Zukunft gerichtet, dass es noch immer nicht vollständig verstanden wird.
Die lokale Wirtschaft der Lebensmittelbündnisse führt neue Parameter in die Wirtschaftsphilosophie ein. Sie sind schwer quantifizierbar, aber dennoch von grundlegender Bedeutung, weil sie alle mit der wertvollsten Sache der Welt zu tun haben, die man weder kaufen noch verkaufen kann: der Lebensfreude.
Hauswirtschaft
Ökonomie und Ökologie sind sich etymologisch gesehen ähnlich. Ökonomie setzt sich aus oikos und nomos zusammen, Ökologie aus oikos und logos . Oikos heißt auf Griechisch Haus, nomos Verhaltensrichtlinie und logos Vernunft. Die Etymologie ist ähnlich, weil Vernunft zu wissenschaftlicher Erkenntnis führt, die wiederum die Verhaltensregeln des täglichen Lebens beeinflusst. Verhaltensrichtlinien plus Haus würde bedeuten, dass Wirtschaft die Gesamtheit der Richtlinien umfasst, um unser Haus gut zu verwalten, und von dem rationalen Denken geleitet ist, das man Ökologie nennt. Wirtschaft ist die Art und Weise, wie wir unser Haus – oder global gesehen unsere Erde – verwalten. Fehlt den ökonomischen Richtlinien das ökologische Denken, ist das Haus schlecht verwaltet.
Genau das
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