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Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schelwokat
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Funkeln weiterer phantastischer Leuchtreklamen hinein.
    Marriott fühlte sich davon eigenartig, aber nicht unangenehm berührt. Es war schön, hier mitten im Geschäftsviertel zu wohnen, wenngleich er sich vage daran erinnerte, dies nicht immer so empfunden zu haben. Früher einmal hatte er sich dessen sogar geschämt.
    Judith hatte den Einfall gehabt, das Haus mit einer dichten und hohen Hecke zu umgeben und es so zu einer Insel der Ruhe im hektischen Treiben der Innenstadt zu machen. Und wie er so am Tor stand, stieg in Marriott ein tiefes Gefühl der Bewunderung für sie auf. Sie hatte das alte Haus völlig neu eingerichtet, einen Teil neu erbauen lassen und Grund und Boden vermessen. Sie war tüchtig und phantasievoll. Merkwürdig, dachte Marriott, daß es einmal eine Zeit gegeben hatte, in der er allen Ernstes daran zweifelte, daß sie gut genug für ihn sei – gut genug, um die Frau des letzten lebenden Sprosses der Familie Marriott zu werden. Er lächelte und schüttelte den Kopf. Manchmal hatte man schon recht seltsame Vorstellungen von der eigenen Bedeutung.
    Er zog das Tor leise hinter sich zu und schlenderte gemächlich weiter in die Innenstadt hinein. Ein tiefer Friede war in ihm. Er war mit sich und der Welt zufrieden und befand die Dinge für gut und korrekt, so wie sie waren. Seine Heirat mit Judith hatte alle Zweifel vertrieben, die ihn so lange geplagt hatten. Wie lange war das nun schon her? Fast erinnerte er sich nicht mehr daran, und es war gut so. Zu wissen, das Richtige getan zu haben, verlieh ihm an diesem Abend ein seltenes geistiges und körperliches Glücksgefühl.
    Immer noch in Gedanken, blieb er auf der Höhe des Atomkraftwerks stehen und blickte durch dessen große Plexiglasfenster. Das eigentliche Kraftwerk lag in einem gewaltigen Hohlraum unter der Oberfläche. Es ließ sich von der Straße aus einsehen. Es war ein würfelförmiges Monstrum in einem Spezialkeller aus Blei und Beton. Außer der Größe hatte es dem Auge des Betrachters nicht viel zu bieten. Das bei weitem Interessanteste waren die Turbinen, die in vier getrennten Strängen aus dem Reaktor liefen und in einer Reihe von Aggregateblöcken endeten. In dieser Welt der titanischen Maschinen und Technik war ein Mensch nicht viel mehr als eine winzige Spielzeugpuppe.
    Marriott ging weiter. Er blieb erst abrupt stehen, als er Claytons’s Männerbekleidungsgeschäft erreichte, nun ein zweigeschossiges Bauwerk aus geschwungenem Glas und bunten Lichtern.
    Eigenartig, dachte er. Für einen Moment hätte ich beschwören können, hier einmal gearbeitet zu haben.
    Und so ging es weiter. Vielleicht war es die warme Nacht, die in Marriott Erinnerungen an fast Vergessenes weckte und ihm anderes als Erinnerungen vorzugaukeln versuchte. Doch das waren Phantasien. Er hing ihnen nach, bis er dieses Spiels überdrüssig wurde und sie energisch von sich schob. Mit seinem Leben hatten sie nichts zu tun.
    Sein Leben sah so aus, daß er Judith im Jahre 1969 geheiratet hatte, nachdem er aus Vietnam zurückgekehrt war, und sie hatten bis zum heutigen Tag eine beispielhafte Ehe geführt. 1974 war Judiths Vater gestorben. Judith hatte bald darauf ihre kühnen Ideen in die Tat umgesetzt und den Buchladen vergrößert. Er war nun der größte der Stadt, beschäftigte sechs Angestellte und machte an die neunzigtausend Dollar Gewinn im Jahr. Vorher waren es mit viel Glück zwanzigtausend gewesen. Judith war erfolgreich im Geschäft, eine wundervolle Ehegattin, eine wundervolle Frau.
    Marriott merkte, daß seine Finger zitterten, als er zurück war und das Tor hinter sich schloß. Er rannte die Stufen zum Eingang hinauf. Immer noch zitternd, steckte er den Schlüssel ins Loch. Irgend etwas drängte ihn, sagte ihm, daß er schon zuviel Zeit verloren hatte. Es war die absolute Gewißheit, so schnell wie möglich ins Haus zu müssen. Als er die Tür hinter ihm ins Schloß drückte, fiel sein Blick auf die Standuhr der Diele. Erschreckt stellte er fest, daß es nach Mitternacht war. Er war viel zu lange draußen gewesen!
    Im Wohnzimmer brannten noch die Lichter, doch Judith schien schon zu Bett gegangen zu sein. Marriott sah sich um, verwundert darüber, wie vertraut ihm alles erschien. Er hatte nie eine klare Vorstellung von dem gehabt, was ihn hier erwartete, und nun, endlich am Ziel, sah er alles noch viel verschwommener. Zögernd löschte er die Lichter aus und ging die Treppe hinauf. Als er an Judiths Zimmer vorbeikam, das am oberen Ende des

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