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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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wurde aufgerissen, und Maresciallo Solina polterte herein. Schnell richtete sich Carla auf und ging auf ihn zu.
    »Pscht! Sie wecken sie auf!«
    Aber es war zu spät. Anna hatte die Augen geöffnet und sah verwirrt zwischen Carla und dem Carabiniere hin und her.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich meine Kollegen nicht erreicht habe.« Er flüsterte jetzt. »Aber ich versuch’s weiter.« Er ging zur Tür, wandte sich dann aber noch mal zu Carla um: »Außerdem: Sie sollen mit ihr reden und ihr nicht beim Schlafen zusehen.« Damit verließ er den Raum. Carla ging ihm mit schnellen Schritten nach und folgte ihm auf den Flur.
    »Bitte, besorgen Sie doch irgendein Plüschtier oder eine Puppe für das Kind.«
    Der Carabiniere sah sie kühl an, aber schließlich nickte er. »Gut. Mach ich.«
    Anna hatte große Angst, das merkte Carla sofort, als sie wieder ins Krankenzimmer trat.
    »Was war das für ein Mann?«, fragte Anna. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Die Knöchel traten weiß hervor. Carla setzte sich neben sie aufs Bett und versuchte zu lächeln. Sie dachte, das würde beruhigend wirken. Erst jetzt bemerkte sie die Schweißperlen auf Annas Stirn.
    »Das war ein Polizist«, sagte Carla und hörte sich weiter sagen: »Vor denen musst du keine Angst haben. Die beschützen dich.«
    Das aufgeregte Hupen eines Motorrollers drang von der Straße her zu ihnen. Dann wurde es wieder still.
    »Wer bist du?«, wollte Anna wissen.
    »Ich bin Carla.« Sie streckte Anna ihre Hand entgegen. Aber Anna ging nicht darauf ein. Sie schien die Hand gar nicht zu bemerken. Sie musterte Carlas Gesicht, als versuche sie sich daran zu erinnern, woher sie sie kannte.
    »Willst du mir erzählen, was passiert ist?« Carla lächelte so freundlich und unbeschwert, wie es ihr nur möglich war. Aber Annas Augen füllten sich mit Tränen. Sie schluckte, dann drehte sie den Kopf zur Seite.
    »Ich will dir helfen, Anna. Aber dazu muss ich wissen, was mit dir passiert ist.«
    Anna presste die Lippen aufeinander. Ruckartig bewegte sich ihr Kopf noch weiter auf die Seite. Verdammt, was mach ich hier?, dachte Carla. Sie war nicht die Richtige für so etwas. Sie würde es nicht schaffen, an das Kind heranzukommen. Hier gehörte eine Psychologin her. Andererseits: Wenn sie Anna nicht zum Sprechen brachte, würden es die beiden Carabinieri versuchen. Und Anna hatte ganz offensichtlich Angst vor ihnen. Das wollte sie ihr gerne ersparen. Carla hatte keine Ahnung von Psychologie. Alles, was sie über Traumatisierung wusste, hatte sie aus Filmen. Aber vielleicht würde ein bisschen gesunder Menschenverstand auch weiterhelfen. Vielleicht war Annas Angst ein Ansatzpunkt, die deutlichen Anzeichen von Panik, die sie gezeigt hatte, als der fremde Mann das Zimmer betrat? Sie würde auf gut Glück einen ungezielten Schuss abfeuern und hoffen, dass eine Reaktion kam, die ihr weiterhalf. Eine andere Möglichkeit hatte sie nicht. »Anna, waren es Männer?«
    Das Mädchen hatte den Kopf noch immer abgewandt. Ein Schweißtropfen lief ihr über die Schläfe und blieb in einer Strähne ihres blonden Haares hängen.
    »Hatten diese Männer etwas mit dem vielen Blut zu tun?«
    Anna bewegte kaum merklich ihren Kopf.
    War das ein Nicken?
    »Was haben die Männer gemacht?«
    Anna schwieg. Sie starrte in den Raum.
    »Hast du sie gesehen?«
    Anna nickte.
    »Wie sahen sie aus? Kannst du sie beschreiben?«
    »Sie hatten keine Gesichter.«
    »Du hast ihre Gesichter nicht gesehen?«
    Anna drehte ihren Kopf zu Carla und sah sie an. Sie hatte nun noch mehr Schweißperlen auf der Stirn.
    »Nein. Sie hatten  keine Gesichter.«
    Stille. Ein kaum merklicher Luftzug bewegte die grünen Vorhänge. Es war eine müde Bewegung. Und plötzlich klingelte ein Handy. Das Klingeln war so laut, dass Carla erschrak. Es war nicht ihr Handy, das wusste sie, sie hatte es ausgeschaltet. Das Klingeln kam aus der Richtung des Stuhls, auf dem Annas Kleider lagen. Anna schaute zum Stuhl. Sie sah verwirrt aus.
    »Ist das dein Handy, Anna?«
    »Nein«, sagte Anna, »es gehört meinem Papa.« Das Handy klingelte weiter.

Lenzari, Freitag, 4. Juni 2010, 17:00 Uhr

    Diese Glocken! Lenzari musste jetzt direkt vor ihnen liegen, aber sie konnten es noch immer nicht sehen. Nur hören. Sie waren schweigend weitergefahren, mit heruntergelassenen Scheiben, trotz der Feuchtigkeit, und hatten gelauscht. Erst vor zwei Monaten hatte die Kirche in Lenzari ein neues, computergesteuertes Läutwerk bekommen.

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