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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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Ganz oben stand: »Carabinieri, Pieve di Teco«, daneben die Adresse, »Via Sottotenente Luigi Eula 79«, dann zwei Namen: »Brigadiere Fabrizio Altieri« und »Capitano Cesare Largo« und die Durchwahl. Es folgten noch zwei weitere Einträge mit verschiedenen Telefonnummern, Behörden offensichtlich, aber Marc wusste mit den Bezeichnungen nichts anzufangen. Einen Moment lang blieb er vor dem Computerausdruck stehen. Er brachte es nicht zusammen: Da hing die Durchwahl der Carabinieri in Pieve di Teco an der Wand – und trotzdem war der Nordafrikaner geradezu in Panik verfallen, als Marc ihm den Vorschlag gemacht hatte, die Polizei zu rufen. Es waren einige Fragen, die er dem Mann jetzt stellen musste. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen, trotzdem klopfte Marc an. Keine Reaktion. Der Mann schien zu schlafen, als Marc, den Verbandskasten unter dem Arm, wieder an sein Bett trat. Es war kalt und roch muffig. Kopfkissen und Laken waren voller Blut. Unschlüssig betrachtete er die Wunde am Kopf des Mannes. Er ertappte sich dabei, wie er überlegte, aus welchem Winkel die Szene wohl am besten zu fotografieren wäre. Er hatte schon x-mal vor Krankenbetten gestanden, in denen schwer verletzte Menschen lagen. Aber das war nie echt gewesen. Während seiner Jobs als Kameramann für irgendwelche Arztserien hatte die Regel gelautet: Je täuschend echter die Verletzungen aussahen, je besser der Maskenbildner war, desto länger konnte man mit der Kamera draufhalten. Aber das hier war anders. Es war real. Und es machte ihm Angst.
    »Hallo?«, fragte Marc vorsichtig, »Sie müssten sich jetzt noch mal hinsetzen.« Der Mann öffnete die Augen und sah Marc einen Moment lang ausdruckslos an. Marc war sich nicht sicher, ob ihn der Mann verstanden hatte. Doch schließlich richtete er sich mühsam im Bett auf. Marcs Erste-Hilfe-Kenntnisse stammten noch aus seiner Zeit als Zivildienstleistender. Er öffnete den Verbandskasten, suchte und fand ein Desinfektionsspray sowie Verbandsmull und versorgte die Kopfwunde des Mannes, so gut er konnte. Keiner von beiden sprach ein Wort. Als er fertig war, fragte Marc den Mann nach weiteren Verletzungen. Wortlos hob der Nordafrikaner seinen Pullover und das T-Shirt an, das er darunter trug. Marc hielt sich instinktiv den Mund zu, um nicht laut zu schreien. Der gesamte Oberkörper des Mannes, Rücken und Brust, war übersät mit Blutergüssen. Marc starrte fassungslos auf den geschundenen Körper.
    »Wer war das?« Er spürte, wie die Kälte immer tiefer kroch. Du musst ruhig bleiben, beschwor er sich, du brauchst einen klaren Kopf.
    Der Mann schwieg.
    »Was wollten die von Ihnen? Wie sind die hier reingekommen?«
    »Sie haben einen Schlüssel.« Die Stimme des Mannes war sehr leise. Er zog den Pullover wieder hinunter, als schäme er sich für die Verletzungen, und sah Marc in die Augen.
    »Sie kommen immer wieder, wann sie wollen. Ich kann nichts dagegen tun.«
    »Wer?«
    Pause. Dann ein Satz, so leise, dass Marc ihn nicht verstand.
    »Come?«, fragte Marc nach.
    »Sono poliziotti.«
    Marc glaubte, den Mann noch immer nicht verstanden zu haben.
    »Quelli che hanno …« Verdammt, wie drückte er das jetzt am besten aus: »Diejenigen, die sie beinahe umgebracht hätten, das waren Polizisten?«
    Der Mann sah ihn ernst an – und nickte. Er hatte ihn verstanden, daran gab es keinen Zweifel.
    »Wie kommen Sie darauf, dass das Polizisten waren?«
    Der Mann schaute kurz auf, sah Marc prüfend ins Gesicht, dann winkte er ab und schloss die Augen.
    »Sie müssen doch Gründe haben für so einen Verdacht«, insistierte Marc.
    Der Mann hustete, öffnete wieder die Augen. »Wie kommt es, dass Sie hier sind?«
    »Ich habe Sie schreien gehört.«
    »Sie haben mich doch extra geknebelt.« Er klang erstaunt. Marc erzählte ihm, dass seine Schreie aus dem Babyfon gekommen waren, dass sie gewissermaßen live mitgehört hatten, wie er verprügelt worden war. Aber von irgendwo mussten die Schreie ja übertragen worden sein. Irgendwo musste ein Sender sein.
    Marc sah sich im Raum um.
    »Haben Sie ein Funkgerät?«
    »Nein«, der Mann schüttelte den Kopf, »aber einer der Polizisten hatte eins dabei.«
    Marc sah den Mann ungläubig an.
    »Wie viele waren es?«
    »Zwei.«
    »Polizisten?«
    »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Warum sind Sie sich so sicher? Hatten sie Uniformen an?«
    »Nein … keine Uniformen. Aber das Funkgerät war ein Polizeifunkgerät. Ich kenne die Dinger.«
    Er schloss die Augen wieder.

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