Terror: Thriller (German Edition)
Füßen und sah ihn vorwurfsvoll an.
»Du wolltest doch gleich vorbeikommen.«
»Hallo Klaus! Schön, dich zu sehen!«
Eine kurze Umarmung, schon stand Klaus in der Diele. »Willst du auch ein Bier?«, fragte er.
»Ich weiß gar nicht, ob noch welches …« Aber Klaus war schon in der Küche verschwunden. Marc folgte ihm und setzte sich auf einen Stuhl. Klaus hatte zwei Flaschen Becks gefunden. Er öffnete sie und stellte eine vor Marc auf den Tisch.
»Ich hatte dir doch gesagt, dass ich das Foto von den beiden Männern ein paar Journalistenkollegen gegeben habe.«
Marc horchte auf. Klaus hatte wieder diesen geschäftsmäßigen Ton in der Stimme.
»Heute hat mir einer von ihnen was zugeschickt.«
Klaus nahm einen großen Schluck aus der Bierflasche.
»Ich hab’s erst gar nicht glauben wollen«, fuhr er dann fort. »Das ist einfach der Hammer!«
»Klaus!«
»Was?«
»Was ist der Hammer? Sag’s einfach!«
»Das kann man nicht so einfach sagen. Also wenn das wirklich der Typ ist, den du in deinem Bergdorf gesehen hast, dann … dann weiß ich auch nicht.«
»Mann! Klaus!«
Endlich griff Klaus in seine Hosentasche und legte mit großer Geste ein Schwarz-Weiß-Foto vor Marc auf den Tisch. Es musste irgendwann Ende der Siebziger-, Anfang der Achtzigerjahre aufgenommen worden sein. Auf dem Foto waren zwei Männer zu sehen, die einander die Hand schüttelten. Den einen, ein blonder Mittvierziger, kannte Marc nicht. Den anderen dagegen sehr gut: Es war der damalige Verteidigungsminister Rudolf Hochhausen. Ein höchst umstrittener, konservativer Politiker, der Ende der Neunzigerjahre verstorben war. Im Hintergrund stand ein weiterer Mann, ebenfalls lachend, als habe gerade jemand einen richtig guten Witz gemacht. Auch wenn er auf dem Schwarz-Weiß-Foto sehr viel jünger aussah, war Marc trotzdem sofort klar, dass es sich um den Mann mit dem Schnauzbart handelte, der beim Marokkaner in Lenzari gewesen war; um den Mann, der ihm im Audi einer deutschen Sicherheitsfirma auf dem Weg nach Gazzo entgegengekommen war.
Pieve di Teco, Freitag, 4. Juni 2010, 17:35 Uhr
»Signorina Vazzoler!«
Er kam mit schnellen Schritten auf sie zu.
Als er ihr die Hand entgegenstreckte, setzte ihr Herz aus. Für einen Moment hatte Carla das Gefühl zu ersticken, sie wusste plötzlich nicht mehr, wie das funktionierte, das Atmen. Sie konnte ihm die Hand nicht geben, es ging nicht.
Der Mann war kurz irritiert. Obwohl der breite Schirm der Uniformmütze seine Stirn bedeckte, sah Carla, wie die rechte Augenbraue mit der Narbe in die Höhe schnellte. Seine grauen Augen fixierten sie. Sie waren noch genau so durchdringend wie damals. Ob er sie wohl erkannte? Sie hielt seinem Blick nicht stand und wandte sich ab.
»Signorina Vazzoler«, fuhr der Mann fort, »die Umstände haben sich geändert. Wir müssen das Mädchen verlegen. Vielen Dank für Ihr Engagement, aber wir brauchen Sie dann nicht mehr.«
Carla versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie erschrak. Sie sah in sein Gesicht. Er lächelte und fügte hinzu: »Ihr Einsatz wird Ihnen natürlich komplett vergütet.«
Sie fühlte sich genauso ohnmächtig wie damals, als sie nackt vor seinem Schreibtisch stand und mit zitternder Hand das Schriftstück unterschrieb, genauso wie er es verlangt hatte. Sie schaute zu Anna hinüber. Maresciallo Solina hatte sich auf den Rand ihres Bettes gesetzt und wedelte mit dem neongrünen Nilpferd vor ihrem Gesicht herum.
»Kuckuck«, machte er, »schau mich an.«
Aber Anna hatte sich abgewandt. Ihre Augen waren geschlossen, die Hände zu Fäusten geballt.
Sie durfte Anna diesen Männern nicht überlassen, das war vollkommen klar. Carla kämpfte gegen das Gefühl der Ohnmacht an. Er hatte sie nicht erkannt. Immerhin. Vorteil für sie. Er wartete darauf, dass sie den Raum verließ, das spürte sie. Sie musste sich schnell etwas einfallen lassen.
»Kurz bevor Sie kamen, hat mich Anna gebeten, sie zur Toilette zu begleiten …«
»Natürlich, machen Sie das.« Er lächelte. Er hörte einfach nicht auf zu lächeln.
Carla ging zu Annas Krankenbett. Solina war immer noch mit dem Nilpferd im Gange. Er stand auf, als Carla zu Anna trat und drückte ihr das Nilpferd in die Hand.
»Bitte, versuchen Sie Ihr Glück.«
Carla fürchtete, dass er ihren hämmernden Herzschlag hören könnte. Aber Solina ging wortlos zu seinem Chef. Carla hörte, dass die beiden sich mit gedämpften Stimmen unterhielten.
Sie durfte Anna keine Angst machen und
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