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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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zuzuhalten. Nichts hören, nichts sehen. Aber nach dem Gespräch mit dem Marokkaner wurde ihm klar, dass er keine Wahl hatte. Er konnte nicht so tun, als gehe ihn das alles nichts an.
    Der untere Dorfteil von Lenzari lag hinter ihm, der obere war von hier aus noch nicht zu sehen. Er hatte den Teil der Straße erreicht, der unbeleuchtet war. Er zuckte vor der Dunkelheit zurück wie vor einem Spinnennetz. Jetzt hörte er das Rauschen des Baches, der von rechts den Berghang hinunterschoss, unter der Straße hindurchgeleitet wurde und auf der anderen Seite als Wasserfall talwärts stürzte. Durch die Schneeschmelze führte er dreimal so viel Wasser wie sonst. Was wäre, wenn er Conny alles erzählte? Sie würden sofort abreisen, keine Frage. Conny würde nicht einen Tag länger an einem Ort bleiben, an dem Menschen mit dem Tod bedroht wurden. Er auch nicht – unter normalen Umständen. Aber das waren längst keine normalen Umstände mehr. Der Marokkaner hatte sich ihm anvertraut. Wenn es stimmte, was er sagte, war er damit ein enormes Risiko eingegangen. Marc konnte ihn nicht im Stich lassen.
    Nach fünf Minuten hatte er die Rechtskurve hinter sich gelassen, der Berghang zu seiner Linken gab nun den Blick frei auf die erste Straßenlaterne des Oberdorfs. Marc musste an ein Foto denken, das er vor Jahren in der Zeitung gesehen hatte, ein Junge und ein Mädchen, von hinten fotografiert, Hand in Hand gingen sie durch den Wald, der nach ihnen zu greifen schien, auf ein Licht zu, aber dieses Licht verhieß nicht Rettung, sondern Verderben. Das Foto hatte sich ihm eingebrannt, er hatte vorher noch nie so ein Licht gesehen. Es war ein böses Licht. Unter dem Foto stand: »Nichts wird gut werden.« Als er das Oberdorf von Lenzari erreicht hatte, als er in das Licht der ersten Straßenlaterne trat, war Marc entschlossen, Conny nichts von seinem Gespräch mit dem Marokkaner zu erzählen und auch nichts von dem, was er jetzt vorhatte.

Pieve di Teco, Freitag, 4. Juni 2010, 18:46 Uhr

    Anna ging mit schnellen Schritten auf das Tor in der Stadtmauer zu. Sie ging denselben Weg zurück, auf dem sie hergekommen waren. Carla folgte ihr. Annas Apathie, ihre Angst schienen wie weggeblasen zu sein. Carla hatte keine Fragen gestellt. Sie war einfach nur froh gewesen, dass Anna mitzog. Und dass sie ganz offensichtlich einen Fluchtweg wusste. Sie mussten aus Pieve raus. Sie mussten weg von den Carabinieri, die sie verfolgten, weg von dem Mann mit den grauen Augen.
    Auf dem Parkplatz herrschte jetzt reges Treiben, die Leute verstauten ihre Einkäufe in den Kofferräumen, Autos fuhren vom Parkplatz, die meisten nach rechts in Richtung Hauptstraße; in wenigen Minuten schlossen die Geschäfte. Der Nebel griff nach den ersten Häusern am Berghang oberhalb von Pieve.
    Anna wandte sich ebenfalls nach rechts.
    »Wo gehen wir hin, Anna?«
    Aber Anna schwieg und ging mit schnellen Schritten weiter. Die falschen Steine auf ihren neuen Schuhen glitzerten. Die Straße führte in einem Bogen um das Zentrum von Pieve herum und traf am Ortseingang wieder auf die Einkaufsstraße mit den Arkaden. Dort durften sie nicht hin. Das war zu gefährlich. Irgendwo dort musste der zweite Carabinieri-Jeep stehen, der das Tal zum Meer hin abriegelte.
    Etwa hundert Meter vor ihnen entdeckte Carla einen grünen Altglascontainer. Dahinter zweigte eine Straße ab. Sie führte den Berg hinauf, direkt in den Nebel. Auf diese Straße schien Anna zuzusteuern.
    Jetzt bloß kein Aufsehen erregen! Carla schaute sich um, konnte nirgendwo einen Polizisten entdecken. Gut. Weiter. Noch etwa siebzig Meter bis zum Altglascontainer. Diese siebzig Meter waren die gefährlichsten. Würde man sie jetzt entdecken, säßen sie in der Falle, hier gab es keine Möglichkeit zu fliehen oder sich zu verstecken. Von unten, von der Hauptstraße her, knatterte eine Vespa auf sie zu, ihr Auspuff stieß eine stinkende Abgaswolke aus, und plötzlich tauchte aus dieser Wolke heraus ein Polizeiwagen auf. Carla blieb fast das Herz stehen. Was jetzt? Anna packen und losrennen? Drei Meter vor ihnen stand ein geparkter Wagen am Straßenrand. Sollten sie dahinter in Deckung gehen? Nein, das würde erst recht die Aufmerksamkeit der Polizisten erregen. Der Polizeiwagen war hellblau, es waren normale Polizisten, keine Carabinieri. Anna schien das Polizeiauto gar nicht bemerkt zu haben. Carla entschied sich, einfach weiterzugehen – und zu hoffen. Jetzt war der hellblaue Wagen direkt neben ihnen. Carla bemühte

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