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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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sich, unauffällig geradeaus zu schauen.
    Verdammt, Anna, nicht so schnell! Das ist verdächtig! Sie hatte das Gefühl, dass der Beifahrer sie anstarrte, dann war der Wagen vorbeigefahren; er war jetzt hinter ihnen, Carla hörte, wie der Motor aufheulte, als der Fahrer einen Gang runterschaltete. Sie wagte nicht, sich umzudrehen. Jeden Moment erwartete sie, das Quietschen von Bremsen zu hören, das Öffnen der Autotür, eine Stimme, die sie aufforderte, stehenzubleiben – aber nichts dergleichen geschah. Als sie sich traute, den Kopf zu wenden, war der Polizeiwagen bereits um die Kurve verschwunden. Carla atmete tief durch. Noch vierzig Meter bis zum Altglascontainer. Das wütende Bellen eines Hundes drang an ihr Ohr, sie schaute sich um. Es dauerte einen Moment, bis sie den Hund entdeckte: Er stand auf dem Balkon eines verwahrlosten Mehrfamilienhauses auf der rechten Straßenseite. Immer wieder sprang er hoch und legte die Vorderbeine auf die Balustrade des Balkons. Sie erreichten den Altglascontainer. Eine alte Frau stand davor. Sie holte mit zitternder Hand eine einzige leere Flasche aus ihrer Einkaufstasche und steckte sie in das Loch des Containers. Die Flasche machte fast kein Geräusch, als sie hineinfiel. Sie zersplitterte nicht. Anna bog nach links in die Straße ab, die den Berg hinaufführte.
    »Wohin gehen wir, Anna? Ich muss das wissen. Nicht dass wir ihnen in die Falle laufen.«
    »Nach Lenzari.«
    Carla war verblüfft.
    »Diese Straße führt nach Lenzari?«, fragte sie vorsichtshalber noch einmal, »bist du sicher?«
    Anna nickte entschieden mit dem Kopf, ohne sie anzusehen. Sie stapfte einfach weiter mit ihren kleinen, schnellen Schritten, und Carla folgte ihr.
    Erst nach etwa hundert Metern, als sie die erste Kurve erreicht hatten, drehte sie sich um. Noch immer waren keine Carabinieri zu sehen.
    »Was ist?«, fragte Anna, »gehen wir weiter?« Ihre Stimme klang ungeduldig.
    Carla lächelte ihr zu. Sie gingen weiter.
    »Du musst mir jetzt genau erzählen, wie es in Lenzari aussieht.«
    Anna beschrieb ihr den Ort, so gut sie konnte. Nach einigem Nachfragen hatte Carla ein ziemlich klares Bild von dem Dorf. Sie holte ihr Handy aus der Tasche. »Ich rufe jetzt einen Freund an. Er soll uns oben abholen.«
    Anna reagierte nicht. Carla drückte Lucas Nummer. Nach zweimal Klingeln ging er ran.
    »Hey! Schaffen wir’s noch ins Kino?«
    Carla versuchte ihm den Sachverhalt klarzumachen, ohne hysterisch zu klingen. Aus Annas Erzählung hatte sie geschlossen, dass sie mindestens zwei Stunden für den Aufstieg brauchen würden. Jetzt war es 19 Uhr. Vor 21 Uhr würden sie nicht in Lenzari sein. Luca würde es mit dem Auto in einer halben Stunde schaffen. Carla sagte ihm, er solle um 20:30 Uhr losfahren, und dass er auf keinen Fall die Bundesstraße 28 benutzen dürfe. Er müsse das Tal so früh wie möglich verlassen und oben am Berg entlangfahren, über Aquila und Gavenola und wie die Käffer alle hießen. Luca unterbrach sie besorgt und wollte genau wissen, was los war.
    »Bitte, Luca«, Carla atmete schwer, die Straße war steil. »Ich erkläre dir alles später. Wir treffen uns bei der Kapelle am Ortsausgang.«
    »Okay«, sagte Luca, »bis gleich.«
    »Sei vorsichtig!«, fügte sie noch hinzu, aber Luca hatte bereits aufgelegt.
    Hinter der nächsten Kurve stand der Nebel. Carla nahm Anna bei der Hand, und sie traten in den Nebel wie in ein unheimliches Haus.

Lenzari, Freitag, 4. Juni 2010, 18:53 Uhr

    Fabrizio zog die Tür mit dem Maschendraht hinter sich zu. Der Rattengestank hatte sich in seiner Nase festgesetzt. Er klebte fest wie Elisa Noès Blut an der Wand. Dschihad. Vor ihm auf der Straße, im Krater eines Schlaglochs, lag etwas. Fabrizio blieb stehen. Es war ein Stück Papier, bunt und aufgeweicht. Er bückte sich und hob es auf. Darauf war das verschwommene Bild einer Kreuzspinne zu sehen, ein Tattoo, das Kinder sich mit Spucke auf den Arm klebten. Marios Katze huschte an ihm vorbei, das Fell noch immer voller Blut, und sprang mit einem eleganten Satz auf die steinerne Viehtränke, da, wo die Straße nach links abknickte. Da, wo das Haus der Deutschen stand. Fabrizio steckte die Kreuzspinne mit der linken Hand in die Jackentasche. In der Rechten hielt er noch immer die Pistole. Lenzari war kein Dorf mehr, Lenzari war ein einziger großer Tatort. Hinter jeder dieser Mauern erwartete die Polizisten mit großer Wahrscheinlichkeit etwas ähnlich Grauenvolles wie im Haus von Elisa Noè. Es fiel ihm

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