Terror: Thriller (German Edition)
Marokkaner führt …«
»Und ich?«
»Ich möchte, dass du versuchst, das Auto zum Laufen zu bringen.«
»Ich bin kein Mechaniker.«
»Wir müssen hier weg, Fabi«, Cesares Stimme klang beschwörend, »das hier ist zu groß für uns. Wir schaffen das nicht allein.«
Fabrizio nickte.
»Okay.« Er wandte sich zum Gehen. Der bärtige Mann im Fernseher schickte noch immer ungerührt seine Hassbotschaften in den Äther. Fabrizio hatte die Tür fast erreicht, als er sich noch einmal zu Cesare umdrehte.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Marokkaner das allein gemacht hat.«
»Ich auch nicht«, sagte Cesare.
Laigueglia, Montag, 22. Februar 2010, 15:30 Uhr
Anna winkte ihm vom Piratenschiff aus zu. Marc winkte zurück und nahm einen Schluck Capuccino. Am Nebentisch saßen drei Damen um die sechzig und unterhielten sich seit einer halben Stunde über die Frage, welche Zutaten in eine echte Minestrone gehörten. Es ging hoch her; Einigung schien nicht in Sicht. Marc schloss die Augen und wandte sein Gesicht der Sonne zu, die in wenigen Minuten hinter dem gegenüberliegenden Haus verschwinden würde. Dann würde er den Platz wechseln müssen, denn im Schatten war es zu kalt. Sein Handy klingelte. Es war Klaus.
»Na?«, sagte Klaus nur, und Marc wusste, dass sich sein Freund wieder in einer seiner manischen Phasen befand.
»Heinz Lembke? Waffenfunde in der Lüneburger Heide? Schon gelesen?«
»Ich sitze gerade am Meer, Klaus, und trinke Cappuccino …«
»Du hast Nerven. Googeln sollst du!«
»Ich kann nicht googeln. Conny ist krank. Ich muss auf Anna aufpassen. Was ist denn los?«
»Hier stimmt ja gar nichts!« Klaus klang sehr aufgeregt. »Nach dem Oktoberfest-Attentat gab es Hinweise darauf, dass der Sprengstoff aus dem Waffenversteck eines gewissen Heinz Lembke stammte, Rechtsradikaler und Förster, super Kombination übrigens.« Klaus kicherte.
»Magst du mir nicht einfach den Link schicken, die Sonne ist gleich weg…«
»Hier kannst du auf dem Bürgersteig Schlittschuh fahren. Verlange nicht, dass ich dich bedaure.«
»Klaus! Mir wird kalt! Ich ruf dich nachher zurück … am besten, wenn ich mich mit dem Marokkaner getroffen habe.«
»Unbedingt. Also pass auf: Heinz Lembke ist verhaftet worden. Erst wollte er keine Aussage machen, und am Tag nachdem er angekündigt hatte, jetzt doch aussagen zu wollen, hat man ihn tot in seiner Zelle aufgefunden. Erhängt.«
Der Schatten kroch über den Tisch, auf Marcs Brust zu. Ihn fröstelte.
»Hallo? Bist du noch da?«
»Ja. Hat sich Kersting noch mal bei dir gemeldet?«
»Nein. Bis jetzt nicht … Marc!« Klaus’ Stimme klang plötzlich unsicher. »Die Behörden sind dem Hinweis auf die Waffenverstecke überhaupt nicht nachgegangen. Warum nicht?«
Aus dem Augenwinkel sah Marc, dass Anna eilig vom Piratenschiff kletterte. Am Horizont steuerte ein träger Tanker auf Nizza zu.
»Papa!« Annas Stimme überschlug sich, während sie über den Strand rannte.
»Klaus, ich ruf dich heute Abend zurück, okay?«
»Alles klar. Ich schick dir den Link. Bis dann. Tschüss.« Er legte auf.
»Komm schnell!« Anna hatte das Café erreicht.
»Was ist denn los?«
»Ich muss dir was zeigen!« Sie zerrte an Marcs Arm. Die Damen am Nachbartisch ließen für einen Moment Minestrone Minestrone sein und betrachteten Anna wohlwollend.
»Che bella bimba!«
»Bella biondina!« Sie schienen sich gegenseitig in ihrem Lob übertreffen zu wollen.
»Was sagen die?«, fragte Anna.
»Dass du hübsch bist.« Anna lächelte den Damen schüchtern zu und löste dadurch erneut Begeisterung aus. Das war doch sehr anders als in Berlin, dachte Marc, wo man von älteren Damen günstigstenfalls Erziehungstipps zu hören bekam.
»Komm jetzt.« Anna hatte die Damen bereits wieder vergessen und zerrte an Marcs Arm. Er zahlte und folgte Anna, die aufgeregt vorneweg rannte, an den Strand. Als er bei ihr angekommen war, nahm sie seine Hand. Sie zeigte auf einen Mann, der etwa zehn Meter entfernt von ihnen den Strand entlangging. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt und hinkte leicht, die ganze Gestalt schien in sich krumm. Er trug eine blaue Regenjacke und grüne Gummistiefel. Marc meinte, ihn schon am Strand gesehen zu haben. Er war einer der Fischer. Jetzt drehte der Mann sich um, blieb stehen und pfiff durch die Zähne, als rufe er seinen Hund. Aber hinter dem Mann war kein Hund, sondern eine junge Möwe. Sie hatte noch braunes Gefieder und wirkte verspielt. Wenn eine Welle auf sie
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