Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
Vom Netzwerk:
heran und beugte sich aus dem Fenster. Und jetzt hörte er, dass der Mann sang. Es hörte sich nach einem Volkslied an.
    »Signore!«, rief Marc.
    Der Mann drehte sich um und sprang erschrocken zur Seite. Marc winkte ihm grüßend zu, als er an ihm vorbeifuhr, aber er schien ihn nicht zu erkennen. Im Rückspiegel konnte Marc sehen, dass der Mann die Lippen bewegte. Entweder sang er wieder – oder er verfluchte Marc.

    An der Ortseinfahrt von Vessalico kam ihm der blaue Linienbus entgegen, der zwischen Pieve und Albenga verkehrte. Die Straße war zu eng. Sie kamen nicht aneinander vorbei. Marc setzte zurück und ließ den Bus passieren. In einem Hauseingang, direkt an der Straße, standen drei dunkelhaarige Männer. Sie trugen Trainingsanzüge und Badelatschen und rauchten. Albaner wahrscheinlich. Sie beobachteten Marcs Ausweichmanöver mit ausdruckslosen Gesichtern.
    Um kurz nach halb zehn hatte er Pieve erreicht. Links der Straße sah er die Carabinieri-Wache. Die italienische Nationalflagge wehte über dem Flachdach des Gebäudes. Davor stand ein Motorrad. Eine Moto Guzzi. Sie sah gepflegt aus. Ihre Chromteile blitzten in der Sonne.
    Hinter Pieve ging es steil bergauf. Das Tal wurde enger. Die Bundesstraße 28 wirkte plötzlich wie eine hochalpine Passstraße. Eine Fliege setzte sich aufs Armaturenbrett. Flog auf. Setzte sich wieder. Flog auf. Montegrosso. Fast hätte er den Wegweiser übersehen. Er setzte schnell den Blinker und bog ab. Die Straße folgte dem Flussbett der Arroscia. Ein Lastwagen mit Baumaterial fuhr vor ihm und nahm ihm die Sicht. Aber es war undenkbar, auf dieser schmalen Straße zu überholen. 9:53 Uhr! Er würde zu spät kommen. Die Straße zog sich, und dieser verdammte Laster schlich um jede Kurve. Das Handy klingelte. Er sah auf dem Display, dass es Klaus war, und ließ es klingeln. Gestern Abend hatte er das Telefon bereits in der Hand gehabt und wollte Klaus anrufen, um ihm von dem bevorstehenden Treffen zu berichten. Er hatte es dann aber sein lassen. Er würde ihn zurückrufen, nachdem er mit Bertone gesprochen hatte. Die Fliege gab keine Ruhe.  Sie machte ihn wahnsinnig. Endlich bog der Lastwagen links nach Montegrosso ab. Marc fuhr geradeaus weiter. Vor ihm, wie auf einer Terrasse hoch über dem Tal, lag Mendatica. Die Straße schraubte sich in engen Serpentinen nach oben. Eine Ape kam ihm entgegen. Sie hatte Holz geladen.

    Um 10:06 Uhr sah er den weißen Opel Corsa. Er stand in einer Bucht am Straßenrand. Marc betätigte die Lichthupe. Der Fahrer, den Marc aus der Entfernung nicht erkennen konnte, gab Gas, und der Corsa fuhr auf die Straße. Marc verringerte den Abstand. Der Corsa war alt und über und über mit Lehm bespritzt. Auf dem Heck klebte ein ausgebleichter Aufkleber von Sampdoria Genua. Marc versuchte, einen Blick auf den Fahrer zu erhaschen, aber das Einzige, was er sicher sagen konnte, war, dass der Mann eine Glatze oder kurz rasierte Haare hatte. Und vom Rückspiegel des Corsas baumelte ein Rosenkranz, das konnte Marc ebenfalls erkennen. Plötzlich, kurz vor dem Ortseingang, bog der Corsa nach links in einen Feldweg ab. Der Boden war hier noch immer aufgeweicht. In den Spurrillen stand das Wasser. Der Feldweg führte unterhalb von Mendatica auf ein Waldstück zu. Am steilen Hang über dem Weg stand eine Herde Schafe im Matsch. Kein bisschen Grün war zu sehen. Sie fuhren langsam, der Weg ließ kein schnelleres Tempo zu. Der Glatzkopf im Corsa beugte sich nach vorne, schien etwas aus der Mittelkonsole herauszufummeln … Zigaretten. Er steckte sich eine Zigarette an. Marc konnte den Rauch sehen, den der Mann ausblies. Er hüllte den Rosenkranz ein. Wie Weihrauch, dachte Marc. Plötzlich fing der Rosenkranz wie wild an zu baumeln. Der Corsa rumpelte durch eine tiefe Pfütze. Marc bremste und versuchte, die Pfütze zu umfahren. Mendatica lag jetzt hinter ihnen. Am Berghang über ihnen, aber in weiter Entfernung, waren noch ein paar Häuser zu sehen, Hütten eher, vielleicht auch nur Ställe.
    Sie waren noch etwa zweihundert Meter von dem Waldstück entfernt, als sich der Himmel verfinsterte. Sie waren in den Schatten des Monte Frontè eingetaucht, der mächtig über ihnen stand. Der Glatzkopf kurbelte das Seitenfenster hinunter und warf die Zigarettenkippe hinaus. Marc konnte erkennen, dass der Mann ein graues Sweatshirt trug, dessen Bund er hochgeschoben hatte, sodass sein nackter Unterarm zu sehen war. Irgendetwas daran irritierte Marc. Auf dem Unterarm war ein Fleck

Weitere Kostenlose Bücher