Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
Vom Netzwerk:
noch ein einziges Mal getroffen, in Bagdad, kurz vor dessen Entführung, und da hatten sie sich kaum über ihre Jobs unterhalten. Sie hatten sich hauptsächlich betrunken.
    »Und dann kam der 14. April 2004.« Der Mann schien sich wieder gefangen zu haben. Er beugte sich nach vorn, stützte die Ellbogen auf den Knien ab. Sein Körper war ruhig, nur die Ballen seiner gefalteten Hände rieben unaufhörlich aneinander. »Ich bekam den Befehl, jemanden vom US-Military-Camp Falludscha abzuholen. Ein Fahrjob. Ein Name wurde mir nicht genannt, aber das war nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich war allerdings, dass ich allein war. Normalerweise macht man Personenschutz zu dritt. Ein Fahrer und zwei bewaffnete Männer. Egal. Ich hab den Mann um 19 Uhr abgeholt. Es war ein Italiener. Er nannte seinen Namen nicht.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und sah Marc auffordernd an. Plötzlich war Marc klar, um wen es ging.
    »Der Schnauzbart?«, fragte er schnell.
    »Ja«, nickte der Mann, »der Schnauzbart.«
    Marc war verwirrt, aber er versuchte, sich auf den Bericht des Mannes zu konzentrieren.
    »Wir fuhren durch Falludscha, es herrschte Chaos. Operation Vigilant Resolve war gerade beendet, die Amis zogen ab, aber überall wurde noch geschossen. Der Mann schien sich gut auszukennen und sagte mir, wo ich hinfahren sollte. Wir landeten auf einem verlassenen Fabrikgelände. Staub, Dreck, ein paar kaputte Plastikstühle. Er befahl mir zu halten, sagte, ich solle warten, und stieg aus. Er ging um ein Gebäude herum und verschwand aus meinem Blickfeld. Und plötzlich standen die beiden vor dem Wagen und glotzten mich an.«
    »Die beiden?«
    »Zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen, vielleicht sechs, sieben Jahre alt, völlig zerlumpt. Ich dachte sofort: Scheiße, jetzt gibt’s Ärger.«
    »Sind zwei Kinder so bedrohlich?«
    Der Mann hielt inne und sah Marc direkt in die Augen.
    »Im Irak springen Typen rum, die auf alles ballern, was arabisch aussieht und sich bewegt. Ich hab mit dem Schnauzbart nicht viel gesprochen, aber ich wusste sofort, dass er einer von der Sorte war. Wenn er sich von den Kindern gestört gefühlt hätte, hätte er sie erschossen.«
    »Sie wollen damit sagen, der Schnauzbart ist ein Psychopath?«
    »Dort herrscht Krieg, da sind die Psychopathen nicht zu unterscheiden von Männern, die eine Mission haben.«
    Marc betrachtete den Mann. Hatte er einen Psychopathen vor sich oder einen Mann mit einer Mission? Oder beides? Er wusste nicht, was er sagen sollte. Der Mann erzählte weiter:
    »Ich habe versucht, die Kinder dazu zu bringen, dass sie verschwinden. Ich konnte ein paar Worte auf Arabisch, Freund, keine Angst, solche Sachen. Die Scheiße war, die liefen in die falsche Richtung, genau dahin, wo der Schnauzbart verschwunden war. Ich bin ausgestiegen und ihnen nach. Ich habe um die Ecke geschaut. Die Kinder hatten sich hinter irgendwelchen Mülltonnen versteckt. Sie saßen in der Falle: Keine fünf Meter von ihnen entfernt stand der Schnauzbart, von der anderen Seite kam ich. Sie müssen Todesangst gehabt haben. Der Schnauzbart hatte sie noch nicht bemerkt. Zum Glück. Ich sah, dass er mit einem anderen Mann sprach. Auf Italienisch. Der Schnauzbart drückte dem anderen eine Videokamera in die Hand, und ich konnte verstehen, was er ihm sagte, es waren zwei Worte: Erschießt ihn.«
    Ein Vogel verirrte sich in die Scheune und flatterte nervös umher, auf der Suche nach einem Ausweg. Der Mann mit der Sturmhaube sah dem Vogel zu. Sein Körper war plötzlich angespannt, als mache der Vogel ihm Angst. Marc versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    »Und Sie glauben, dass das der Auftrag war, Fabrizio Quattrocchi umzubringen?«
    »Ja.« Der Mann nickte. Seine Hände umklammerten die Armlehnen des Sessels. Er verfolgte noch immer die Flugbahn des Vogels.
    »Aber die Geiselnehmer, das waren doch Islamisten, oder?«
    »Die ›Grünen Brigaden des Propheten‹, ja. Sie forderten, dass Italien seine Truppen abzieht.«
    »Das passt doch alles nicht zusammen, was Sie da erzählen.«
    »Seit sechs Jahren versuche ich herauszufinden, wie das zusammenpasst«, sagte der Mann.
    Der Vogel flatterte auf das geöffnete Tor zu und verschwand nach draußen.
    »Jetzt bist du dran.« Der Mann lehnte sich erwartungsvoll nach vorn.
    »Eines noch: Was ist mit den Kindern passiert? Auf dem Hof in Falludscha?«
    »Ich habe ihnen zu verstehen gegeben, dass sie zu mir kommen sollen. Aus irgendeinem Grund haben sie mir vertraut. Ich hab sie dann

Weitere Kostenlose Bücher