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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Maurer
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verriet, dass der Mann geistig verwirrt sein musste. Er hatte fast keine Zähne mehr im Mund und begann in einer Sprache auf sie einzureden, die Marc nicht verstand. Es war der lokale Dialekt, den er hin und wieder bei älteren Leuten gehört hatte, eine Sprache für sich, die mit Italienisch nur entfernt etwas zu tun hatte. Sie klang wie eine Mischung aus Portugiesisch und Rätoromanisch, gespickt mit vielen Umlauten. Marc hatte es schnell aufgegeben, irgendetwas verstehen zu wollen.
    »Sagst du ihm, dass ich seinen Hund habe?«, flüsterte Anna Marc zu.
    Aber Marc fühlte sich unwohl in der Anwesenheit dieses Mannes. Er wusste nicht, was bei ihm ankam, verstand nicht, was der Mann ihm sagen wollte. Die Vorstellung, diesem Mann Dinge erklären zu müssen, die sein Geist nicht würde fassen können, war ihm unangenehm. Er wollte weiter. Er machte ein paar Bemerkungen über das Wetter, grüßte höflich und zog Anna mit sich. Der Mann erhob sich, riss sich das Basecap vom Kopf und wedelte damit in der Luft herum, als verscheuche er Mücken. Er winkte. Und er lachte.
    »Darf ich den Hund behalten«, flüsterte Anna, »was hat der Mann geantwortet?« Sie sah Marc erwartungsvoll an.
    »Ich hab ihn nicht gefragt, Schatz.«
    »Warum?«
    »Weil ich glaube, dass er mich nicht verstanden hätte. Er ist geistig behindert.«
    »Darf ich mal erfahren, woher ihr den kennt?«, hakte Conny nach, und Anna erzählte ihr in aller Ausführlichkeit von dem verfallenen Haus mit den geschnitzten Kreaturen.
    Sie hatten die Straße nach Gazzo erreicht und kamen wieder am Schaf mit dem kranken Bein vorbei. Als das Schaf sie wahrnahm, kam es auf sie zugehumpelt. Anna sah das Schaf gedankenverloren an.
    »Ein geistig Behinderter«, begann sie vorsichtig, »würde der das Schaf jetzt auch sehen können?«
    »Klar«, sagte Conny. »Ein geistig Behinderter ist ja nicht blind.«
    »Aber vielleicht würde er nicht wissen, dass es ein Schaf ist«, gab Marc zu bedenken.
    Anna überlegte. »Vielleicht denkt er, dass das Schaf ein Hund ist.«
    »Vielleicht«, sagte Marc.
    Das Schaf blökte.
    Anna fing an zu kichern. »Dann würde er aber ganz schön staunen, wenn sein Hund plötzlich Mäh macht, statt zu bellen.«
    Da klingelte Marcs Handy. Er ging ein paar Schritte zur Seite. »Unbekannte Rufnummer« zeigte das Display an. Marc nahm ab.
    »Spreche ich mit Signor Burth?« Der Anrufer sprach Italienisch. Marc spürte eine plötzliche Anspannung.
    »Ja«, sagte er, »das ist richtig.«
    »Ich würde Sie gerne treffen.«
    »Wer sind Sie?«
    Kurzes Zögern am anderen Ende. »Ich heiße Gianni … Giovanni Bertone … Passt es Ihnen morgen?«
    »Worum geht’s denn?«
    »Fahren Sie auf der Bundesstraße 28 Richtung Piemont und biegen dann links ab nach Mendatica. Kurz vor Mendatica werde ich Sie erwarten. In einem weißen Opel Corsa.«
    »Können Sie mir bitte sagen, worum es …« Aber der Mann ließ Marc nicht ausreden.
    »Fahren Sie mir dann einfach hinterher. Morgen, 10 Uhr, okay?«
    »Sie müssen mir schon sagen, worum es geht.«
    Für einen Moment herrschte Stille am anderen Ende. Dann sagte der Anrufer:
    »Es geht um den Mann, den Sie suchen. Den Mann mit dem Schnauzbart.«
    Marc wollte etwas sagen, aber er brachte kein Wort heraus.
    »Mendatica, 10 Uhr«, hakte der Anrufer nach. »Ich warte in einem weißen Corsa auf Sie.«
    »Gut«, sagte Marc, »ich werde da sein.« Aber der Anrufer hatte bereits aufgelegt.
    Marc steckte das Handy weg. Das Schaf blökte erneut.
    »Wer war das?«, Conny hatte sich zu ihm umgewandt und sah ihn forschend an.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Marc. »Jemand, der sich morgen mit mir treffen will.«
    Der Schatten des schlafenden Hundes kroch über sie hinweg, den Hang hinunter. Bald würde die Sonne hinter dem Berg verschwinden. Marc fröstelte.

     

     

Lenzari, Freitag, 4. Juni 2010, 19:15 Uhr

    Fabrizio öffnete die Glastür, die zum Garten hinausführte. Der Boden des Gartens bestand aus groben Felssteinen. Auch hier waren, trotz der Feuchtigkeit, noch die Reste von Kreidezeichnungen zu sehen. Fabrizio meinte ein Schloss zu erkennen, mit Zinnen und wehender Fahne. Der Garten war durch eine Steinmauer umgrenzt. Rechts wurde Brennholz aufbewahrt. Ein Dach mit fünf Reihen Ziegeln schützte das Holz vor Nässe.
    Insgesamt, schätzte Fabrizio, war der Garten zwanzig Quadratmeter groß. Er lag etwa zwei Meter über der Straße, die hinunterführte nach Vessalico. Der Geruch von Lavendel, ein blühender Oleander, ein

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