Terror: Thriller (German Edition)
– nein, es war eine Tätowierung.
Jetzt hatten sie den Wald erreicht. Wo wollte der Mann hin? Hier war nichts. Marc bemerkte überall an den Bäumen verrostete Schilder mit dem Hinweis »Jagen verboten!« Der Corsa bog nach rechts ab. Marc folgte ihm. Auf beiden Seiten des schmalen Weges standen dichte Nadelbäume und mannshohe Farne. Nach etwa hundert Metern erreichten sie eine Lichtung. Marc meinte, auf einer Müllhalde angekommen zu sein: Überall lagen verrostete Metallteile herum, Plastik, Schrott. Aber es war keine Müllhalde, es war ein Gehöft. Marc sah zwei Gebäude, das eine – das größere – musste das Wohnhaus sein. Es war zweistöckig und dem Verfall nahe. Überall war der Putz vom Mauerwerk gebrochen. Die Scheiben waren zum Teil eingeschlagen, manche Fenster waren mit Brettern vernagelt, aber hinter dreien, die noch intakt zu sein schienen, hingen Gardinen. Wohnte da noch jemand? Das zweite Gebäude stand dahinter, im rechten Winkel zum Wohngebäude und musste einmal die Scheune gewesen sein.
Der Corsa fuhr auf die Scheune zu und hielt neben einem alten Kühlschrank, auf dem etwas stand, das Marc zunächst nicht erkennen konnte. Dann sah er, dass es eine Babyschale fürs Auto war, mit völlig zerfetztem Bezug. Daraus erhob sich mit aufgeregtem Krächzen ein Rabe und flog mit kräftigen Flügelschlägen über die Baumwipfel davon. Marc sah aus dem Fenster. Ringsum dichter Nadelwald. Hinter den beiden Gebäuden der steile Berghang, bis obenhin bewaldet. Marc musste sich eingestehen, dass er jegliche Orientierung verloren hatte. Er hätte nicht einmal mehr sagen können, aus welcher Richtung sie gekommen waren. Er parkte hinter dem Corsa und schaltete den Motor aus. Die Fahrertür des Corsas öffnete sich – und Marc stockte der Atem. Der Mann hatte sich eine Sturmhaube über den Kopf gezogen, mit Öffnungen für Augen und Mund. Er war groß, etwa 1,90 Meter und breitschultrig. Unter dem grauen Sweatshirt war ein leichter Bauchansatz auszumachen. Die Ärmel des Sweatshirts hatte der Mann jetzt nach unten gezogen, die Tätowierung war nicht mehr zu sehen. Er trug Jeans und schwarze Schnürstiefel. Er kam auf Marc zu. Was sollte diese Sturmhaube? Marc spürte die Angst. Sie kam in Wellen. Noch fünf Schritte, und der Mann war bei ihm.
Abhauen! Du musst hier weg! Dreh den Zündschlüssel und fahr los!
Aber die Angst presste ihn in den Sitz. Er saß da wie gelähmt, als der Mann gegen die Fensterscheibe klopfte.
»Komm!«, rief der Mann, »steig aus!«
Marc ließ die Fensterscheibe einen Spaltbreit herunter.
»Warum die Maske?« rief er dem Mann zu. La maschera . Ihm fiel kein besseres italienisches Wort ein. Mit Sturmhauben hatte er noch nie zu tun gehabt.
»Die ist zu unserer Sicherheit«, antwortete der Mann.
» Unsere Sicherheit?«
»Ja. Für deine und meine. Los jetzt. Komm mit.« Der Mann wandte sich um und ging in Richtung Scheune. Marc zog den Zündschlüssel ab, öffnete die Tür und stieg aus. Es war kühl, und es herrschte totale Stille. Und es stank. Nach Müll und Exkrementen. Der Mann war zehn Meter vor ihm. Er ging auf das große, offen stehende Tor an der Längsseite der Scheune zu und verschwand darin, ohne sich nach Marc umzusehen. Marc folgte ihm. Auf dem Boden, neben einem prall gefüllten schwarzen Müllsack, lag der Kadaver eines Vogels. Er war halb verwest.
Die Scheune war baufällig. Das Dach hatte große Löcher. Marcs Augen brauchten einen Moment, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. An der anderen Wand der Scheune, dem Tor gegenüber, stand der Mann mit der Sturmhaube und winkte Marc zu.
»Hierher! Willst du was trinken?«
Da standen ein Tisch, ein Lehnsessel und zwei Stühle. Sogar einen Kühlschrank gab es, der offensichtlich in Betrieb war, denn der Mann öffnete die Tür und holte ein Bier heraus.
»Auch ein Bier?«
Marc fragte nach einem Glas Wasser. Der Mann stellte wortlos eine Flasche Wasser und ein Glas auf den Tisch. Marc sah sich um. Der hintere Teil der Scheune war voller Gerümpel. Kisten, mit Plastikplanen bedeckt, Bretter, Baumaterial. Ein großer Stapel Feuerholz, aufgeschichtet, ihnen gegenüber auf der linken Seite der Scheune. Ein Kinderplastikball mit einer aufgedruckten Weltkugel lag in der Mitte des Raumes.
»Wo sind wir hier?«, fragte Marc.
»Bei Freunden.« Der Mann hielt plötzlich einen Leatherman in der Hand, eines jener Multifunktionsmesser, die gleichzeitig Werkzeug waren, und öffnete damit die Bierflasche.
»Setz
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