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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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umladen würden, könnten wir noch einige Zeit den Kessel heizen und zwei Stunden am Tag warmes Wasser durch die Rohre pumpen, das heißt, schätzungsweise bis Anfang Mai. Aber dann hätten wir keine Kohle mehr zum Fahren mit Dampfkraft. Haben wir ausschließlich die Vorräte der Terror, können wir noch bis Mitte oder Ende April heizen.«
    »Vielen Dank, Mr. Thompson.« Die Stimme des Kapitäns war leise und verriet keine Regung. »Leutnant Little und Mr. Peglar, würden Sie uns bitte Ihre Einschätzung zur Seetüchtigkeit der Terror mitteilen?«
    Little nickte und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, ehe er wieder seinen Kapitän ansah. »Unser Schiff ist nicht so schwer mitgenommen wie die Erebus , aber auch bei uns hat der Eisdruck den Rumpf, die Kniestücke, die Außenpanzerung,
das Ruder und die Innenversteifung beschädigt. Wie einige von Ihnen bereits wissen, hat Leutnant Irving vor Weihnachten entdeckt, dass wir nicht nur den größten Teil unserer Bugpanzerung an der Steuerbordseite eingebüßt haben, sondern dass zudem die zehn Zoll dicke Innenverstärkung aus Eiche und Ulme die Bugplanken aufgerissen hat. Außerdem haben wir seitdem festgestellt, dass auch die dreizehn Zoll starke Eichenschicht am Kiel an zwanzig oder dreißig Stellen gesprungen oder beschädigt ist. Die Bugplanken wurden zwar ersetzt und verstärkt, aber wegen des gefrorenen Matschs kommen wir nicht überall an den Grundbalken.« Leutnant Little räusperte sich und kam dann zum Schluss. »Ich glaube, sie würde sich auf dem Wasser halten und zu steuern sein, aber ich kann nicht versprechen, dass die Pumpen den Lecks gewachsen sind. Vor allem wenn sie noch weitere vier oder fünf Monate vom Eis zusammengequetscht wird. Aber das kann Ihnen Mr. Peglar sicher besser erklären.«
    Harry Peglar war anzumerken, dass er es nicht gewohnt war, vor so vielen Offizieren zu sprechen. »Wenn wir sie flottbekommen, meine Herren, dann können wir mit unseren Toppsgasten innerhalb von achtundvierzig Stunden die Masten aufstellen, die Taue spannen und die Segel setzen. Ich kann nicht garantieren, dass wir nur mit Segelkraft durch das nach Süden treibende dicke Eis kommen, aber wenn wir offenes Wasser unter uns und vor uns haben, können wir auf jeden Fall segeln. Und wenn ich mir eine Empfehlung erlauben darf, meine Herren … ich würde vorschlagen, dass wir das Schiff möglichst bald auftakeln.«
    »Haben Sie keine Bedenken, dass sich oben Eis ansammelt und das Schiff zum Kentern bringt?«, fragte Crozier. »Oder dass uns Eisbrocken auf den Kopf fallen, wenn wir an Deck arbeiten? In den nächsten Monaten haben wir noch einige Schneestürme vor uns, Harry.«
    »Richtig, Sir«, erwiderte der Vortoppmann. »Aber es ist sowieso immer zu befürchten, dass das Schiff bei seiner starken Krängung
irgendwann einfach aufs Eis stürzt. Trotzdem sollten wir die Stengen und das Tauwerk aufziehen, falls plötzlich Tauwetter kommt. Möglicherweise müssen wir innerhalb von zehn Minuten lossegeln. Außerdem tut es den Toppsgasten ganz gut, wenn sie ein bisschen Bewegung bekommen, Sir. Was das herabfallende Eis angeht … da müssen wir eben noch etwas mehr auf Zack sein, als wir es ohnehin schon sind wegen diesem Tierchen aus dem Eis.«
    Mehrere Männer am Tisch lachten leise. Nach den überwiegend günstigen Berichten von Little und Peglar hatte sich die Anspannung ein wenig gelöst. Die Vorstellung, dass auch nur eines der beiden Schiffe seetüchtig war, war sicher gut für die Moral.
    Crozier hatte fast das Gefühl, als wäre die Temperatur im Raum gestiegen – und vielleicht war es wirklich so. »Vielen Dank, Mr. Peglar. Falls wir hier also mit Segelkraft wegkommen wollen, dann sieht es fast so aus, als müssten wir es mit beiden Mannschaften gemeinsam auf der Terror versuchen.«
    Keiner der anwesenden Offiziere erwähnte, dass dies exakt dem Plan entsprach, den Crozier vor knapp eineinhalb Jahren vorgeschlagen hatte. Doch alle schienen daran zu denken.
    »Und wenn wir schon dabei sind, können wir vielleicht auch kurz über das Wesen aus dem Eis reden«, fuhr Crozier fort. »Soviel ich weiß, hat es sich in jüngster Zeit nicht mehr blicken lassen.«
    »Seit dem ersten Januar musste ich niemanden mehr wegen Wunden behandeln, die von dem Ungeheuer stammen«, ließ sich Goodsir vernehmen. »Und seit dem Karneval ist auch niemand mehr verschwunden oder gestorben.«
    »Aber es hat Meldungen gegeben«, entgegnete Leutnant Le Vesconte. »Die Männer

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