Terrorist
und obendrein – obendrein! – leben dort ‹die Söhne des Anak›, und das sind Riesen, neben denen sie selbst sich klein wie Grashüpfer vorkamen, ‹und auch ihnen erschienen wir so›. Sie wussten es, und wir, Brüder und Schwestern, haben es gewusst – neben ihnen waren wir nur kleine Grashüpfer, Grashüpfer, die ein paar kurze Tage zwischen den Halmen leben, auf einer Wiese, bevor sie gemäht wird, in der Umgebung eines Baseballfelds, in die nie jemand den Ball schlägt; und dann sind sie verschwunden, denn ihre Exoskelette, die so raffiniert gebaut sind wie alles, was unser gütiger Herr erschaffen hat, sind rasch im Schnabel einer Krähe oder Schwalbe, einer Möwe oder eines Kuhstarlings zermalmt.»
Nun flattern die blauen Ärmel des Predigers, Speicheltröpfchen aus seinem Mund funkeln im Schein der Lesepultleuchte, der Chor unter ihm wogt, und Joryleen wogt mit. «Und Kaleb sagt: ‹Wir können trotzdem hinaufziehen und das Land in Besitz nehmen› – Riesen hin oder her, wir können sie besiegen. Los, packen wir’s an!» Und in einem vibrierenden Ton, der viele Stimmen in sich vereint, liest der hochgewachsene, kaffeefarbene Mann rasch vor: «‹Da erhob die ganze Gemeinde ein lautes Geschrei, und das Volk weinte die ganze Nacht. Alle Israeliten murrten über Moses und Aaron, und die ganze Gemeinde sagte zu ihnen: Wären wir doch in Ägypten oder wenigstens hier in der Wüste gestorben!›»
Ernst schaut er auf die Gemeinde, die Gläser vor seinen Augen werden zu reinen, blinden Kreisen aus Licht, und er wiederholt: «‹Wären wir doch in Ägypten gestorben!› Warum also hat Gott uns aus der Sklaverei in diese Wüste gebracht?» Er zieht sein Buch zurate. «‹Etwa damit wir durch das Schwert umkommen und unsere Frauen und Kinder eine Beute der Feinde werden?› Eine Beute? Das wird ernst. Da machen wir uns besser schleunigst auf die Socken und kehren um.» Er sieht in das Buch und liest einen Vers laut vor: «‹Und sie sagten zueinander: Wir wollen einen neuen Anführer wählen und nach Ägypten zurückkehren^ So schlecht war der Pharao dort gar nicht. Unter ihm hatten wir zu essen, wenn auch nicht viel. Er hat uns Hütten zum Schlafen gegeben, unten an den Sümpfen, wo die Moskitos nisten. Halbwegs regelmäßig hat er uns Sozialhilfeschecks geschickt. Er hat uns Jobs gegeben, Fritten-Austeilen bei McDonald’s, zum Mindestlohn. Freundlich war er, der Pharao, verglichen mit den Riesen dort, den hünenhaften Söhnen des Anak.»
Er richtet sich straff auf und lässt das Rollenspiel vorläufig sein. «Und was haben Moses und sein Bruder Aaron gegen all dieses Gerede unternommen? Hier – in Numeri vierzehn, Vers fünf, heißt es: ‹Da warfen sich Moses und Aaron vor der ganzen Gemeindeversammlung der Israeliten auf ihr Gesicht nieder.› Aufgegeben haben sie. Zu dem Volk – dem Volk, das sie doch im Auftrag des Allmächtigen führen sollten – haben sie gesagt: ‹Vielleicht habt ihr ja Recht. Wir haben’s satt. Wir waren seit dem Auszug aus Ägypten zu lange auf den Beinen. Die Wüste macht einen einfach fertig.›
Und Josua – ihr wisst doch, das war der Sohn Nuns, aus dem Stamm Ephraim, und mit Kaleb einer von den zwölf Kundschaftern –, Josua stand auf und sagte: ‹Moment mal. Moment mal, Brüder. Die Kanaaniter dort haben richtig gutes Land. Fürchtet euch doch nicht vor diesen Kanaanitern, denn› – und jetzt zitiere ich – ‹sie werden unsere Beute. Ihr schützender Schatten ist von ihnen gewichen, denn der Herr ist mit uns. Habt keine Angst vor ihnen!›» Langsam und feierlich wiederholt der Prediger: «‹Der Herr ist mit uns. Habt keine Angst vor ihnen.› Und wie haben diese kümmerlichen Israeliten reagiert, als die beiden tapferen Krieger aufstanden und sagten: ‹Los, brechen wir auf. Habt vor den Kanaanitern keine Angst›? Sie haben gesagt: ‹Steinigt sie. Steinigt diese großmäuligen Halunken.› Und sie lasen Steine auf – in der öden Wildnis liegen mächtig scharfe, gefährliche Brocken herum – und wollten Kaleb und Josua damit schon Schädel und Kiefer zertrümmern, als etwas Erstaunliches geschah. Lasst mich euch vorlesen, was sich da ereignet hat: ‹Da erschien die Herrlichkeit des Herm am Offenbarungszelt allen Israeliten, und der Herr sprach zu Moses: ‹Wie lange verachtet mich dieses Volk noch, wie lange noch wollen sie nicht an mich glauben trotz all der Zeichen, die ich mitten unter ihnen vollbracht habe?› Manna vom Himmel war ein Zeichen
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