Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus
sie aufpasste. Ja, endlich hatte sie Vertrauen zu einem Mann. Gib’s mir! Gib’s mir!, schrie sie und trommelte mit den Fäusten auf den Boden, wobei ihr Speichel aus dem Mund floss und in ihren zerrissenen BH tropfte. Ihren Orgasmus schrie sie so laut hinaus, dass selbst Cody meinte, ihm platzten die Trommelfelle.
Sie vergruben sich in Elisabeths Haus. Er kannte ohnehin niemanden, sie nur ein paar Freundinnen, die nun gar nicht mehr vorgelassen wurden. Sie würden ihn ihr nur ausreden wollen oder abspenstig machen.
Sie schlossen sich ein, und Cody war’s zufrieden. Ihre Sprachbarrieren waren zwar so dick wie Vaters Schrank, doch jemand war halt da. Nur für Elisabeth! Er schlief so oft mit ihr, wie sie wollte, und gab ihr das, was Elisabeths Freundinnen als reine Brutalität bezeichnet hätten. Doch sie genoss es, so geliebt zu werden. Jeder Biss, jeder Schlag bestätigten ihr, dass es sie gab! Dass es ein Gegenüber gab, das auf sie reagierte.
Ihr klimakterischer Körper – seit Jahren nur von eigener Hand notdürftig gestillt – fasste dies als Wiedergutmachung auf. Sie kam gar nicht auf die Idee, missbraucht zu werden und trug stolz jeden Fleck und Bluterguss als Ehrenzeichen.
Elisabeth beschloss, bald zu kündigen, um nur noch für Cody da zu sein. Aber an seinem ersten Geburtstag bei ihr wurde er krank, sehr krank sogar. Er konnte die Lippen kaum bewegen, aber schweigsam war er ja immer. So wie Vater!, dachte Elisabeth ärgerlich.
Erfreut bemerkte sie, dass sie sich zum ersten Mal nicht sich selbst die Schuld zuwies. Ja, Cody war’s, der schuldig war! Ihr die schöne Geburtstagsfeier verdarb. Sie hatte ja so ein originelles Geschenk für ihn besorgt. Aber für Cody schien das alles ja gar nicht mehr zu zählen.
So wie er jetzt schlaff im Sessel hing. Vorbei die Kraft, die unendliche Lust. Noch schlimmer war es, dass sie nun einen Arzt in ihr Refugium hineinlassen musste. Der erste Besuch seit Monaten.
Der Arzt war entsetzt, als er Cody sah, und noch entsetzter, als er ihn untersuchte. Er müsse morgen an anderem Ort näher beobachtet werden, wenn es nicht besser ginge. Die Krankheit sei wohl mehr die des Gemütes, meinte er. Er sah selbst auf einmal krank aus und entfernte sich schnell wieder.
Verdammt, dachte sie. Vorbei mit Isolation und Zweisamkeit!
Wenn sie Pech hatte, war sie in ein paar Tagen wieder alleine in diesem Haus. Ohne Schrank zum Anbrüllen.
Doch dann erhob sich Cody schwankend und torkelte müde in ihre Richtung. Er formte die Lippen zu etwas, schluckte, nahm Elisabeth zitternd in den Arm und gab ihr einen fiebrigen Kuss. Am liebsten hätte sie ihn jetzt sofort geliebt, so, dass sie am nächsten Morgen nur mit einem Schal ums Gesicht aus dem Haus hätte gehen können.
Reiß’ dich zusammen!, dachte sie wütend. Vor allem du! und blickte Cody strafend an.
Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn in sein Zimmer. Dorthin, wo sein Geburtstagsgeschenk vorbereitet war. Vielleicht würde er sich doch freuen.
Elisabeth verschwand kurz, kramte anschließend in der Kammer herum und beobachtete Cody schweigend. Er war wieder zusammengebrochen und spuckte etwas Schaum aus. Lass’ mich nicht alleine, flüsterte sie. Und werd’ nicht wie Vater! Wehmütig dachte sie an den göttlichen Augenblick, als sie Cody zum ersten Mal in dem Laden für exotisches in einem Käfig gesehen hatte.
Jetzt hatte er wirklich starkes Fieber, riss sich sein Matrosenhemd entzwei, rappelte sich wieder auf und stand – am ganzen Körper schwarz behaart – unter seinem Geburtstagsgeschenk, das über ihm baumelte. Er griff danach und riss drei Bananen auf einmal aus der Staude, um sie sich ungeschält ins triefende Maul zu stopfen. Dann schwang sich der Affe laut schreiend in den Reifen, der über ihm hing wie ein Galgen.
Gut so, flüsterte Elisabeth. Gut so. Mach’ nur nicht schlapp, sonst wirst du dort bald selber hängen! Sie dachte an ihren Vater, dachte an den Schrank und feilte sich pfeifend mit der Axt die Nägel.
Ende
Der Computer – ein Fluch
gewidmet: Hermann Harry Schmitz
Gepriesen sei die Zeit, in der ich eine 20 Jahre alte Schreibmaschine der Marke hundsfott mein eigen nannte, in die ich literweise und fluchend »Tipp-Ex« vergoss, das sich mit zerknülltem Kohlepapier vereinigte. Damals tobte ich, heute wünsche ich mir diese ungetrübte Zeit zurück wie ein Krüppel seine amputierten Beine!
Gelobt sei die Zeit, in der ich mit verschlissenem Morgenrock und
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