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Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus

Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus

Titel: Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Peters
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also Worte, die bislang nur in geschlossenen Anstalten zu hören oder in meinen alten Büchern zu lesen waren.
    Auf einmal leuchtete der Bildschirm auf! Erfolg! Ein schwarzer Totenkopf  auf gelben Hintergrund war zu sehen, der mir die Zunge rausstreckte!
    Dann brach ich kraftlos zusammen. Ich ahnte ja nicht, dass meine hilflosen Gehversuche am Computer wohl den Dritten Weltkrieg ausgelöst hatten.
    Als ich so gegen Mitternacht erwachte, blickten meine fiebrigen Augen nicht in die gewohnte Schwärze der Nacht, sondern in eine gleißende Helligkeit, die draußen die Straßen erleuchtete. Feuerwehrautos rasten herum und Panzer jagten dieselben in die Luft. Hubschrauber schossen mit Dauerfeuer auf flüchtende Polizisten. Unter dem Computer nahm ich Deckung.
    »Antenne Düsseldorf« berichtete exklusiv: „Einem Hacker ist es gelungen, in das Datennetz der Feuerwehr einzudringen. Wahrscheinlich handelt es sich um einen wahnsinnigen Spezialisten. Zwanzig Feuerlöschzüge rückten aus, um einen Brand in Düsseldorf-Knittkuhl zum Erliegen zu bringen. Es stellte sich als Irrtum heraus, denn es handelt sich dabei um eine Reserveübung auf dem gleichnamigen Truppenübungsplatz. Die stark angetrunkenen Soldaten eröffneten das Feuer sofort. Die Polizei griff zu, wurde aber von den heranrückenden Panzern aufgerieben. Unbestätigten Meldungen zufolge, fliegt nun eine Staffel der Luftwaffe auf die Rebellen zu. Die Gerresheimer Glashütte besteht nur noch aus Schutt und Asche.“
    So öffne ich langsam die Balkontür und stelle den
    Computer vorsichtig ins Gras. Vielleicht beißt er in
    dasselbe, wenn er von einer Bombe getroffen wird.
    Diese Story ist etwas autobiografisch, aber man möge mir verzeihen, wenn man weiß, dass sie zwanzig Jahre alt ist. Aber irgendwie  trifft sie noch heute zu.
     
    Ende
     
     
     

Ein Fall von Nekrophilie
     
    Am Ende meines abenteuerlichen Lebens angekommen, eines Lebens, das mich fast täglich mit dem Tode konfrontierte, sei es durch meinen Beruf als Arzt, oder als getreuer Adlatus meines Freundes Sherlock Holmes, fühle ich mich alt und grau wie ein Leichentuch, und in der Erwartung bald einzugehen in eine andere, unbekannte Welt, fange ich nun an, Ihnen die denkwürdigen und entsetzlichen Ereignisse anzuvertrauen, die ich kurz vor meinem Ruhestand durchstehen musste. Meine Hand zittert, wenn sie die Feder ergreift und fixieren soll, was mich seitdem nicht mehr hat schlafen lassen. Die Schrecken meines kommenden Todes lassen mich inzwischen kalt. Denn, das gehört zu den vielen geistigen Geschenken meines Freundes Sherlock,  hilft mir, über den Hauch des geöffneten Grabes lächeln zu können.  Wie kann ich vor etwas Angst haben, bei dessen Anwesenheit ich abwesend sein werde. »Vergessen Sie nie, Watson, (dabei blickte er mir messerscharf in die Augen) dass Sie aus dem All in die Welt gekommen sind und von der Welt ins All zurückkehren werden. Und nun das Wichtigste: zwischen beiden gibt es keinen Unterschied! Wenn Sie das, mein Freund, verinnerlicht haben, sind Sie ein anderer Mensch. Salopp ausgedrückt: Leben und Tod sind auch nur zwei Statisten im kosmischen Theater, die nach der Vorstellung hinter dem Vorhang zusammen Bridge spielen! «
    Nach diesen Worten wunderte es mich nicht, dass sich Holmes im späten Alter zum Taubenzüchten zeitweilig in Ockham aufhielt. Eines der drei Ockhams nahe bei London, die für sich beanspruchen, Geburtsort des großen, weisen Theologen und Philosophen William von Ockham zu sein. Aber trotz der Worte meines verehrten Meisters, sind mir die Dinge, die mich früher mit Freude und Dankbarkeit erfüllten, schal geworden in Anbetrachte dessen, dass mir – wo ich mich doch für Kunst, Musik und schönen Büchern, ausgedehnten Spaziergängen und hitzige Diskussionen in Sachen Medizin begeistern konnte, da es genügend Zeit für sie gab, - jetzt doch eben diese Zeit auf ein kurzes Maß beschränkt ist. Bei jedem soeben beendeten Buch, nach jedem Gang in die Oper vermeine ich die letzten Körner in der Sanduhr auf den Boden rieseln zu hören. Es ist kalt geworden.
    Doch zurück zu meinem Bericht, ich schwatzhafter Greis verweile zu  gerne in unnötigen Marginalien. Wenn mir jemand an diesem trüben Novemberabend des Jahres 1904 erzählt hätte, dass mein Freund Sherlock Holmes, der sich zu diesem Zeitpunkt wieder einmal kokain-träge und melancholisch auf der Couch herumdrehte und der in über tausend Fällen dem Guten zum Siege verholfen hatte, zum Mörder

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