Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus
Tag ging ich in eine Boutique und kaufte mir zerrissene Jeans samt einem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift "motherfucker!", die ich allerdings nicht verstand.
Zuhause bearbeitete ich meine neuen Beinkleider mit der Schere. Im Fernsehen laufen ja immer Freaks mit löchrigen Jeans herum, und so einer wollte ich auch sein. So kam es, dass die Stoffbahnen der Hose meterlang hinter mir herschleiften und Leute sich endlich nach mir umdrehten, vor allem, nachdem eine amerikanische Baseball-Mütze mein schütteres Haupt zierte. Ich war endlich provokant!
Im Bäckerladen »mehlwurm« sah die Besitzerin in meine Richtung und schrie entsetzlich durch den Laden. Ängstlich drehte ich mich um, doch der unbekannte Finsterling war wohl schon verschwunden. Oder mein verwegenes Aussehen hatte diese Spießerin wohl verschreckt. Egal. Denn die Bourgeoisie konnte noch nie mit der Modernen Schritt halten.
Auf dem Trödelmarkt erstand ich weitere 64 Bücher über Computer-leicht gemacht. Das dickste von ihnen ein 34 bändiges Standardwerk mit insgesamt 34.000 Seiten. An diesem Nachmittag sollte es für mich keine Rätsel mehr geben!
Als ich zu Hause ankam, rief mich der lästige Knasta an: „Na, mein lieber Schlupp. Schon die ersten Seiten getippt?“ Ich hörte ein hämisches Grinsen und log: „Die ersten acht Kapitel stehen schon! Dann berichtete ich ihm von meinem Bücherkauf.
„Ach die alten Hunde“, meinte Knasta. „Die sind völlig veraltet!“
Dann empfahl er mir ein 103 bändiges Werk von einem gewissen Henry Bäcksläsch: »Computer in 5 Minuten!« Wütend legte ich auf und vertraute meinem neuen Image.
Es war Nacht geworden, und ich wollte in den Keller gehen, um mir eine Bierflasche zu holen. Im Flur angekommen, erschrak ich zu Tode, als mehrere Monster grässlichster Art auf mich warteten! Sie kamen mir alle bekannt vor. Da waren die abscheulichen Tommyknockers aus Kings Werk, dann die verheerenden Cenobiten, und ihr Anführer Pinhead, mit Glatze und Nägeln im Kopf, sagte zu mir: „Mein lieber Schlupp! Du hast uns verraten! Wir werden uns an dir rächen!“ Ebenfalls kroch das kriechende Chaos Nyarlathotep, das mein geliebter Lovecraft so eindrücklich beschrieben hatte, die Kellertreppe hinauf und zischelte: „Ja, du Hundsfott! Was hast du uns angetan?“ Ich fiel fast in Ohnmacht. So stammelte ich: „Es tut mir leid! Es war nur eine fixe Idee von mir ... Ich weiß, ich darf meine Kinder nicht verstoßen ...“
„Was heißt deine Kinder?“ sagte Pinhead. „Wir sind deine Väter! Du darfst nicht immer alles durcheinanderbringen ... Wir können dich verstoßen – oder uns an dir rächen!“
Ich erwartete einen furchtbaren Tod, vor allem als die Dunkeldürren – ebenfalls aus Lovecrafts Feder – ihre unnennbaren Mäuler aufrissen.
„Du hast dir deine Strafe selbst eingebrockt“, zischelten sie, dann fiel ich in Ohnmacht.
Am Computer wachte ich auf und blickte auf meine zerrissenen Jeans, zählte meine Arme und Beine; sie waren alle noch da! Das Computerstudium hatte mich wohl ermüdet und mir diesen Alptraum geschickt.
Schnell versuchte ich den Nightmare zu vergessen und stürzte mich auf die Arbeit. Mit einer Weinflasche hielt ich ein Buch offen, zwei andere mit den Ellenbogen. Ein weiteres, das genau das Gegenteil der ersteren erzählte, lag unter meinem rechten Schuh, vier andere Standardwerte unter meinem linken. Ich war ununterbrochen in Bewegung, fuchtelte wild mit den Armen herum und las in 13 Büchern gleichzeitig. Als ich an meine gute alte hundsfott dachte, weinte ich bitterlich. Obwohl mein Wohnzimmer so aussah, als seien zwölf Büffel mit Rinderwahnsinn und Schweinepest dort herumgerast, blieb einer tot: der Computer. Zumindest war es mir gelungen, mittels der Zunge die Tastatur zu bedienen, die Hände blätterten ja unentwegt in Büchern herum.
Als ich nach Stunden in den Spiegel sah, blickte mich ein alter Mann mit Vier-Tage-Bart an, der schlimmer aussah als alle Monster in seinem Alptraum. Dicker Schaum tropfte von seinen Lippen. Alles war still, nur im Hintergrund quäkte „Antenne Düsseldorf“ der hiesige Lokalfunk. Wenn ich meinen Kopf in den Bildschirm steckte, ob der Tod wohl ein schneller wäre? Vorher nur noch Freund Knasta erwürgen.
Noch ein letztes Mal nahm ich alle Kräfte zusammen und trommelte wie ein Irrer mit Ellenbogen und Schuhen auf den Tasten herum.
Dabei brabbelte ich wirres Zeug, wie: exe-hexe-but, dos, sod, config, hum, schrrr, shell, aral, kamog, kamog,
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