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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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sie den Kopf wieder hebt, merkt sie, dass das Kino leer ist. Sie kann sich den Platz also aussuchen und setzt sich mittig. Ihr Gesicht erscheint auf der Leinwand. Eine Bierwerbung läuft, die sie vor Jahren gemacht hat. Da hat sie noch gutes Geld verdient. Sie strahlt sich selber von der Leinwand an, und der Anblick macht sie traurig. Sie kann sich nicht an das Shooting erinnern. Warum sieht sie nur so verdammt glücklich aus? Sie kuschelt sich tiefer in den Sitz. Die Klima­anlage ist zu kalt eingestellt, und sie fängt an zu frieren. Sie kann sich kaum auf den Anfang des Films konzentrieren, weil sie damit beschäftigt ist, sich, so gut sie kann, in sich zusammenzuziehen. Sie sehnt sich nach den wärmenden Strahlen der Sonne. Ein Hüsteln, hinter ihr, lässt sie erstarren. Als würde jemand auf sich aufmerksam machen wollen. Sie rutscht tiefer in ihren Sitz, und plötzlich kriegt sie Angst, alleine mit einem Unbekannten zu sein. Sie macht sich kleiner und lauscht angestrengt, ob sich was bewegt. Die Lautstärke ist aber zu stark aufgedreht. Sie versucht sich unauffällig umzudrehen, den Unbekannten in dem Meer von leeren Plätzen auszumachen, doch sie erkennt nichts. Sie hält es plötzlich nicht mehr aus, schnappt sich ihre Tasche und steht auf, hastig geht sie durch die leere Sitzreihe. Ein spitzer Schrei, sie macht einen Satz und knickt auf ihren Absätzen um. Ihr Knöchel schmerzt. Eine Männerstimme dröhnt durch den Saal, auf der Leinwand spricht ein gealterter Hollywoodstar. Den Film hätte sie fast vergessen. Sie humpelt zum Ausgang. Vor dem Kino geht es ihr langsam besser. Sie stellt sich in die Sonne, hebt das Gesicht ihr entgegen, kann die Wärme spüren, und langsam entspannt sie sich. Sie will nach Hause. Sie checkt ihr Handy, aber sie hat keine Anrufe verpasst. Zu Hause angekommen, legt sie sich aufs Bett und schläft ein.
    Das Handyklingeln weckt sie. Langsam rollt sie herum und greift nach ihrem Telefon. Nicks Name steht auf dem Display. Tief atmet sie durch, bevor sie den Anruf annimmt. Sie will entspannt klingen.
    »Hallo?«, fragt sie, obwohl sie genau weiß, dass Nick am anderen Ende ist.
    »Hier ist Nick.«
    Tessa wartet ab, will nichts Falsches sagen.
    »Wollen wir eine Kleinigkeit zusammen essen gehen?«, fragt er.
    »Wo bist du denn?«, fragt sie zögerlich.
    »Beim Vietnamesen. Dort, wo wir letztens waren.«
    »Wo es so deprimierend ist?«
    Nick lacht, und sie entspannt sich ein wenig.
    »Ja, ich glaube, wir meinen denselben,« erwidert er. »Ich sitze schon hier. Und bring bitte meine Tasche mit.«
    »Ich dachte, du wolltest in die Agentur.«
    »Richtig, da war ich auch.« Sein gereizter Ton lässt Tessa verstummen. Nervös knabbert sie auf der Unterlippe, warum kann sie bloß nie ihre Klappe halten? Das Schweigen in der Leitung wird lauter. »Bis gleich.« Hört sie ihn sagen, und Tessa lässt den Hörer sinken. Vielleicht will er Schluss machen.
    Tessa sieht Nick schon von Weitem. Er sitzt auf einer Bank vor dem Restaurant und liest Zeitung, und sie ist einen Moment überrascht, weil er so attraktiv aussieht. Langsam geht sie auf seinen Tisch zu, beobachtet ihn, wie er selbstsicher vor seiner Tasse Kaffee sitzt und nichts um sich herum wahrzunehmen scheint. Sie betrachtet ihn neidisch, sie kommt sich dadurch nur noch unsicherer vor. Sie streicht ihren Rock glatt, schiebt ihren langen Pony aus dem Gesicht. Wann hat das eigentlich angefangen? Wann haben sich ihre Rollen verschoben? Sie wollte doch Nick am Anfang gar nicht haben. Ihr Handy piepst. Sie bleibt vor dem Tisch stehen und liest erst die Nachricht. Charlotte fragt, ob sie am Abend mit auf eine Party kommen mag. Sie lässt ihr Handy wieder zurück in die Tasche gleiten und sieht Nick an. Auch er schaut zu ihr auf. Sein melancholischer Blick, in den sie so viel hineinlesen kann, doch er bewegt sich nicht in ihre Richtung. Sie seufzt und lässt sich auf den gegenüberliegenden Sitz fallen. »Hi.«
    Sein Gesicht verzieht sich zu einem leichten Lächeln. Freundlichkeit, aber vielleicht spielt er das nur. Schweigen. Der Kellner kommt mit der Karte, sie bestellt sich einen Rotwein. Kramt in ihrer Tasche nach den Zigaretten. Nick hat noch kein Wort gesagt, und plötzlich hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie Wein bestellt hat. Doch als der Kellner mit dem Glas kommt, ist sie glücklich über ihre Entscheidung, das wird sie beruhigen. Was für ein anstrengender Tag, und er ist noch nicht einmal zu Ende. Sie trinkt einen Schluck und

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