Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
Vom Netzwerk:
Entschuldigend zieht sie ihre Schultern hoch, schüttelt leicht den Kopf.
    »Einen Kuss?«, fragt sie ihn.
    Der Türsteher lacht, sie lacht mit. Sie streckt sich ihm entgegen, krallt sich mit den Fingern in seine Schultern und steckt ihre Zunge in seinen Mund. Fordernd erwidert er den Kuss. Sie löst sich, lässt seine Oberarme los, tritt einen Schritt zurück. Verwundert sieht sie ihn an. »Das war toll«, sagt sie überrascht.
    Er zwinkert ihr zu. Sie braucht jetzt dringend einen Drink. Erst mal ein geübter Blick zur Bar, kennt sie einen der Barmänner? Nein. Sie hat keinen Cent, also die Gäste checken. Sie zwängt sich durch die Menge. Als sie an einem der großen Tische Tanner entdeckt, bleibt sie unsicher stehen, fixiert den Tisch und hält nach Charlotte Ausschau, kann sie aber nicht in der Menge ausmachen. Ein ungutes Gefühl überkommt sie. Der Laden ist so voll, dass es schwer ist, zu den Tischen zu gelangen. Sie will Charlotte auch gar nicht finden. Sie geht weiter, an der Bar vorbei, und ein abgefuckter Cowboy grinst sie schmierig an. Sie überlegt kurz, ob sie ihn kennt. Nein. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie zu einem Drink einlädt, den sie dann ohne ihn trinken wird, ist bei seinem Aussehen auch verschwindend gering. Und so verzieht sie ihr Gesicht einfach nur angeekelt. Er starrt böse zurück. Weiter. Sie geht die Treppe hoch auf die Balustrade. Hier ist es leerer. Sie entdeckt Jens an einem der kleineren Tische. Sie schlendert zu ihm, bleibt vor dem Tisch stehen. Jens schaut zu ihr auf, ein Lächeln ­erscheint auf seinem Gesicht. Tessa lächelt zurück.
    Kein Platz frei, sie sieht sich unsicher um. Jens steht von seinem Stuhl auf. Deutet darauf. Sie nimmt das Angebot schweigend an und wendet sich ihren neuen Tischnachbarn zu, lächelt unschuldig in die Runde. Sie kennt niemanden. Und die Freundlichkeit, die ihr entgegenschlägt, hält sich in Grenzen. Sie wird gemustert, doch kurz darauf wenden sie sich wieder ihrer Unterhaltung zu, und sie wird nicht weiter beachtet. Ihr Blick bleibt an dem Bier vor ihr hängen. Sie nimmt das Glas, setzt es an und trinkt einen großen Schluck. Kühl und angenehm bitter.
    Jens kommt mit einem Stuhl zurück. »Möchtest du auch ein Bier?«
    Tessa nickt. »Und einen Burger. Geht das?« Sie merkt, dass sie Hunger hat.
    »Klar.«
    Eine geschäftig aussehende Kellnerin, bis zur Wimper hinauf tätowiert, hastet an ihrem Tisch vorbei.
    Tessa hebt den Arm und brüllt: »Burger und Bier!«
    Die Kellnerin marschiert vorbei, nickt ihr nur versteinert zu. Tessa will sich wieder zu Jens drehen, als sie plötzlich Tanner entdeckt, die an ihrem Tisch vorbeigelaufen kommt. Ihre Schritte verlangsamen sich, und sie nickt Jens kaum merklich zu. Als sie Tessa erblickt, wirkt sie einen kurzen Moment erstaunt, kein Gruß, nicht mal ein leichtes Nicken ist zu erkennen, kurz sehen sie sich in die Augen, dann wendet sich Tanner ruckartig ab und läuft weiter.
    Tessa schnappt sich das Bier von Jens und trinkt. Ein Burger kommt in Augenhöhe an ihr vorbeigerauscht. Stopp. Sie zerrt am Ärmel der Kellnerin. »Meiner.« Greift sich den Teller, und bevor die Kellnerin widersprechen kann, beißt sie hinein. Angewidert schüttelt die Kellnerin ihren Kopf. Tessa blickt zu Jens. Sie schluckt.
    »Entschuldige, ich kann mich gerade nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gegessen habe. Mann, bin ich hungrig. Die Bedienungen sind eh total unfreundlich hier.«
    Jens lacht. Heißhungrig stopft sie viel zu große Happen in ihren Mund, schlingt und wischt immer wieder mit ihrem Handrücken Ketchupreste aus ihrem Gesicht. Die anderen am Tisch verabschieden sich plötzlich laut.
    »Tja, tschüß«, sagt Tessa ohne aufzublicken.
    »Ihr geht schon?«, kommt es auch eher lahm von Jens.
    Tessa hebt den Kopf und grinst Jens an, während sie den letzten großen Bissen hinunterwürgt. »Wer waren die denn?«, fragt sie neugierig.
    »Arbeitskollegen«, antwortet er mit tiefer Stimme.
    »Hast du Drogen?«, fragt sie, während sie mit ihren dreckigen Fingern über die Tischdecke fährt und sie abzuwischen versucht.
    »Nein.« Er lacht wieder sympathisch, und sie kann nicht mal enttäuscht sein.
    »Hast du was zu trinken zu Hause?«
    »Ja?« Eher fragend.
    »Zu dir?«
    »Ich sollte erst mal zahlen.«
    Sie lacht wieder etwas zu laut. Wie schlau der Kerl ist.
    Der Türsteher sitzt nicht an seinem Platz, stattdessen ein junges Mädchen. Enttäuscht verlässt Tessa die Bar. Draußen nieselt es noch immer leicht,

Weitere Kostenlose Bücher