Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
Vom Netzwerk:
steht im Kühlschrank. Ich trinke meinen Kaffee mit etwas kalter Milch, kein ­Zucker. Alles klar?«
    Strahlend sieht sie ihn an, und bevor sie antworten kann, ist er wieder verschwunden.
    Wenig später steht sie mit zwei Kaffeetassen vor dem Bett. »Sorry, der Kaffee ist wahrscheinlich zu stark geworden, deswegen musste ich mehr Milch reingießen.«
    »Macht nichts«, erwidert er wohlwollend.
    Sie legt sich zu ihm ins Bett und schmiegt sich an seinen warmen Körper. Sie rauchen eine Zigarette nach der andern und erzählen sich lustige Geschichten. Lachen beide viel, und sie fühlt sich wohl bei ihm.
    Irgendwann springt er auf und sagt, dass er duschen muss.
    »Aber warum?«, fragt sie. »Musst du weg?«
    »Ja, ich gehe Golf spielen.«
    »Jetzt? Bist du verabredet?«
    Er lacht laut. »Nein, ich gehe alleine. Ich entspanne mich dabei.« Er sieht auf seine Armbanduhr. »Sonst wird es zu spät.«
    Er verschwindet ins Bad, und das Gefühl der Einsamkeit ist wieder da. Sie muss fast heulen, so schlecht fühlt sie sich plötzlich. Sie will nicht alleine sein. Doch sie verdrängt ihre Tränen, stattdessen greift sie nach ihrer Kleidung, zieht sich hastig an und will ohne Verabschiedung aus der Wohnung verschwinden, aber sie überlegt es sich anders, kramt in ihrer Handtasche nach einem Stift und schreibt eine kurze Notiz auf einen zerknitterten Bon.
    »Musste los. Bis bald. Kuss.«
    Den Zettel legt sie auf sein Kopfkissen. Dann hält sie kurz inne, das Rauschen des Wassers dringt durch die geschlossene Badezimmertür. Sie kramt erneut in ihrer Handtasche, holt ihren roten Lippenstift hervor, malt sich hastig ihre Lippen an und drückt ihren Mund auf das weiße Kopfkissen. Den Zettel legt sie ordentlich daneben. Die Leere ist nicht ganz verschwunden, aber eine leichte Zufriedenheit überkommt sie. Als sie bemerkt, dass das Wasserrauschen verstummt ist, hastet sie schnell zur Wohnungstür, die sie leise hinter sich zuzieht. Sie atmet tief ein und aus. Ein neuer Tag.
    Jens wohnt nicht weit von ihr entfernt. Sie setzt einen Fuß vor den anderen auf ihren hohen Schuhen. Ihre Fußballen schmerzen. Es ist kühl, obwohl die Sonne immer wieder hinter den schweren Wolken hervorscheint. Sie steckt die Hände tief in die Manteltaschen und muss lächeln, als sie eine Zigarettenschachtel ertastet, die sie eingesteckt haben muss. Sie bleibt stehen, kramt in der Handtasche nach einem Feuerzeug und ertastet dabei ihr Handy. Ein verpasster Anruf von Frieder. Sie schmeißt das Handy zurück in die Tasche und geht weiter. Doch der Gedanke an Frieder lässt sie nicht los, sie kramt das Handy wieder hervor, um seine Nummer zu wählen. Nach wenigen Freizeichen nimmt er ab.
    »Ja?«
    »Du hast mich angerufen?«
    »Das war schon gestern Abend, als unser Gespräch unterbrochen wurde. Wie geht es dir?«
    Sie zögert.
    »Tessa?«
    »Könnten wir uns jetzt kurz sehen?«, fragt sie vor­sichtig.
    »Ich dachte, morgen sei zu spät.«
    »Wer sagt das?«
    »Das hast du gestern gesagt.«
    »Wie kleinlich du bist.«
    Frieder lacht leise. »Wo wollen wir uns treffen?«
    »Bei mir.« Sie legt auf, geht schneller, beeilt sich, nach Hause zu kommen.
    Noch im Flur lässt sie ihre Klamotten achtlos fallen. Sie stellt sich unter die Dusche. Sie hat nicht einmal mit Jens geschlafen. Vielleicht sollte sie versuchen, seine Nummer rauszukriegen. Dabei fällt ihr Charlotte ein. Besser, sie vergisst Jens wieder. Die Traurigkeit kehrt zurück. Sie stellt die Temperatur höher und höher, will die Gedanken nicht hören, bis ihre Haut sich rötet und anfängt zu brennen. Entfernt hört sie das Klingeln an der Tür. Rasch dreht sie das Wasser ab. Sucht nach einem Handtuch, das sie nicht finden kann. Nackt rennt sie zur Tür und muss sich kurz festhalten, weil ihr schwarz vor Augen wird. Blind tastet sie sich vor, drückt auf den Öffner. Und sackt an der Tür zusammen. Sie spürt, dass es ein Fehler war, Frieder anzurufen. Reine Zeitverschwendung.

Es klopft an ihrer Wohnungstür. Mühsam rappelt sie sich auf. Sie hält kurz inne, die Hand an der Türklinke, und wartet, bis sie wieder klar sehen kann und das Rauschen in ihren Ohren abgenommen hat. Sie öffnet die Tür. Ohne Frieder zu begrüßen, dreht sie sich um und verschwindet nackt ins Wohnzimmer. Frieder bleibt im Flur stehen. Tessa setzt sich auf die Couch, wartet, aber er erscheint nicht. »Komm rein!«, brüllt sie, greift nach einer Decke, die neben ihr auf dem Boden liegt, und deckt sich damit zu.
    Vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher