Tessa
sie Charlotte und Tanner an einem der gegenüberliegenden Tische. Schnell wendet sie ihren Blick ab und lächelt Magdalena an. Doch es ist zu offensichtlich.
Magdalena schaut sie fragend an und folgt dem Blick.
»Kennst du die?«, fragt Magdalena, während sie weiter neugierig den Tisch der beiden anstarrt.
»Ja.« Tessa zieht die Nase hoch und schmeckt das Kokain. Gehetzter Blick durch das restliche Restaurant.
»Ja?« Magdalena lacht. »Mögt ihr euch nicht?«
Tessa greift nach ihrem Glas, trinkt, ihr Hals ist so trocken. Sie stellt das Glas wieder ab, schluckt, aber kriegt das Kratzen nicht weg. Ohne aufzuschauen, antwortet sie: »Es ist kompliziert.«
»Das ist es oft.«
»Ich meine«, Tessa sieht Magdalena an, »eigentlich ist die Blonde, die mit den Locken, meine beste Freundin.«
»Und ihr sagt euch nicht Hallo?«
»Ich glaube, sie ist sauer auf mich.«
»Wenn du nicht darüber reden möchtest, ist das auch okay.«
»Ich rede doch darüber.«
»Nein, du beantwortest die Fragen, die ich dir stelle.«
»Möchten Sie etwas zum Trinken und Essen bestellen?« Der Kellner steht wieder an ihrem Tisch. Ist es wieder ein Neuer? Tessa kneift ihre Augen zusammen. Das Licht ist so hart.
»Nein, kein Essen. Einen Wein, bitte.« Sie sieht den Kellner an. »Ja, einen Weißwein bitte. Und vielleicht einen Kurzen für den Magen. Einen Wodka, vielleicht. Ja.«
Ihr Atem geht schnell. Das Kokain ballert durch ihren Körper. Ihr Herz pumpt. Sie hört Magdalena neben sich lachen. Sie sieht wieder zum Kellner auf.
»Haben Sie das?«, fragt sie ihn ungeduldig, bevor sie sich wieder Magdalena zuwendet. »Ich muss kurz zu den Toiletten.« Und quetscht sich hinter dem Tisch hervor. Ihr Herz klopft stark, sie kriegt kaum Luft. Die Geräusche um sie werden schwächer, ihr Sehfeld schränkt sich ein. Panik. Sie erreicht die Treppen, die sie nach unten zu den Toiletten führen. Sie klammert sich an das Treppengeländer. Stellt vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Geht langsam die Treppen hinunter. Eine braune Ledercouch steht in dem kleinen Flur, und sie sinkt darauf nieder. Sie versucht sich aufs Atmen zu konzentrieren. Sie hört schwere Schritte die Stufen herabsteigen. Tessa öffnet halb die Augen. Ein Mann setzt sich neben sie auf die Couch. Sie beobachtet, wie er aus der Innentasche seines Jacketts eine Schachtel Zigaretten kramt. Sie rückt in eine gerade Position und sieht ihm direkt ins Gesicht. Er spürt ihren Blick und sieht zu ihr hinüber. Einen langen Moment sehen sie sich an, dann lächelt er kurz und versteht. Er greift nach der Schachtel und bietet ihr eine Zigarette an. Sie nimmt sie, starrt ihn weiter an. Er hält ihr die Flamme unter die Zigarette. Sie lässt sich wieder nach hinten in die Couch fallen. Das Nikotin beruhigt sie. Ihr Herz schlägt noch zweimal stark und fällt in seinen normalen Rhythmus zurück. Konzentriert zieht sie an ihrer Zigarette und beobachtet den Rauch, den sie ausbläst, wie er über ihren Kopf steigt und Formen bildet.
Lachende Stimmen kommen die Treppe herunter. Ihr Herz krampft sich zusammen, als sie das helle Lachen von Charlotte erkennt. Sie öffnet die Augen und setzt sich wieder aufrecht. Charlotte und Tanner kommen um die Ecke gebogen. Das Lachen erstirbt schlagartig. Charlotte und Tanner starren Tessa an. Tessa springt auf. »Charlotte.«
Charlotte erstarrt. Tessa spürt, wie sie nervös mit ihrem Kiefer mahlt, und versucht krampfhaft, damit aufzuhören. Tanner wirft Tessa einen verächtlichen Blick zu, den sie ignoriert, indem sie sich Charlotte zuwendet. Ihr langes braunes, schmal geschnittenes Kleid verschmilzt mit der Eichentür der Toilette hinter ihr. Tessa zuckt kurz zusammen, als Tanner die Toilettentür aufreißt und Charlotte anblickt. Doch die schüttelt nur kurz den Kopf und bleibt bei Tessa stehen. Tanner verschwindet. Die Tür schlägt sanft hinter ihr zu. Tessa spürt eine leichte Berührung im Rücken und zuckt zusammen. Der Mann schlängelt sich an ihr vorbei und wirft ihr einen aufmunternden Blick zu. Sie starrt ihm regungslos hinterher. Will mit ihm gehen. Will nicht in diesem Flur stehen. Will zurück an ihren Platz. Sicherlich ist der Wodka schon da. Doch ihr Blick wandert wieder zu Charlotte, deren helle Augen sie starr anblicken. Und Tessa zwingt sich nicht wegzuschauen. »Ein schönes Kleid«, versucht sie es zaghaft, schüchtern.
»Willst du mich verarschen, Tessa?« Ein schmerzhafter Ausdruck auf Charlottes Gesicht.
»Was meinst
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