Tessa
und lallt dabei leicht.
Tessa nimmt das Weinglas, trinkt erst einen Schluck, bevor sie sich zu den beiden auf die Bank setzt.
»Ich habe noch was zu erledigen hier«, sagt Uwe.
»Was?«, fragt Magdalena.
»Geht dich nichts an.«
»Können wir uns noch mehr Wodka bestellen?«, fragt Tessa.
»Klar, du kannst bestellen, was du möchtest.«
»Ich hab kein Geld.«
»Dann würde ich an deiner Stelle nicht so viel bestellen.« Uwe lacht hart und laut.
Magdalena winkt einem Kellner, der sofort an ihren Tisch kommt. »Zwei Wodka, ohne Eis, bitte.«
Das Mädchen im Designerkleid kommt zu ihnen an den Tisch. »Ich möchte euch abholen.«
»Ich würde gerne noch auf den Wodka warten«, sagt Tessa.
Das Mädchen lächelt: »Aber selbstverständlich.« Sie dreht ihren Kopf in Richtung Bar, blickt zu dem Barmann.
Kurz darauf schweben zwei Wodkagläser auf einem Tablett durch den Raum. Als der Kellner vor ihrem Tisch steht, reicht das Mädchen Tessa eines der beschlagenen Gläser. Sie greift danach. Der eiskalte Wodka rinnt ihr die Kehle hinab, und sie spürt einen stechenden Kopfschmerz. Mit den Fingerspitzen fasst sie sich an die Schläfen. Schließt die Augen und überlegt zu gehen. Als sie die Augen wieder öffnet, stehen Magdalena und Uwe bereits vor dem Tisch.
»Ich komme.« Tessa greift nach ihrer Tasche und folgt den beiden. Wieder laufen sie den Weg zu den Toiletten. Neben der Toilettentür ist eine zweite Tür, über der das Wort »Privat« steht. Die Tür ist Tessa vorher gar nicht aufgefallen. Dahinter befindet sich ein langer schmaler Gang, und eine kurze Treppe führt sie in einen Hinterhof, den sie überqueren, und kurz darauf betreten sie einen prachtvollen Hausflur mit rotem Sisalteppich und großen Spiegeln an den Wänden. Sie gehen die Treppen hinauf in den ersten Stock. Das Mädchen schließt die Tür auf. Der nächste lange Flur. Tessa sieht beim Vorbeigehen in die geöffneten Zimmer, hinter denen sich dunkle Büroräume befinden. Man kann nicht viel erkennen, nur die Straßenlaternen erhellen die verlassenen Räume. Das Mädchen bleibt stehen, sie dreht sich zu Tessa und Magdalena um, ein strahlendes Lächeln in ihrem Gesicht, und bittet sie, kurz zu warten, ehe sie mit Uwe in einen der hinteren Räume verschwindet.
»Möchtet ihr mir bitte folgen«, sagt das Mädchen im Designerkleid, das plötzlich wieder vor ihnen steht.
Tessa geht ihr nach, sie spürt Magdalena dicht hinter sich. Tessa muss sich an das Halbdunkel gewöhnen. Der Raum ist groß und von Zigarettenrauch vernebelt. Samtene Vorhänge hängen vor den Fenstern. In der Mitte des Raumes steht ein großer, wuchtiger Konferenztisch mit schweren ledernen Drehsesseln davor. Am anderen Ende des Tisches sitzt Uwe, neben ihm ein Mann, der kurz aufsieht, als sie den Raum betreten. Ihre Blicke treffen sich, dann sieht er wieder weg, und Tessa glaubt in ihm den Mann zu erkennen, der ihr vor den Toiletten eine Zigarette angeboten hat. Bei dem Gedanken fällt ihr wieder Charlotte ein. Sie dreht sich schnell zu Magdalena um, die wie sie unschlüssig im Raum steht. Durch eine Tür zum Nebenzimmer betritt ein beleibter Mann den Raum. Er grinst sie schief an und winkt sie zu dem Tisch. Tessa dreht sich zu Magdalena, die nur mit den Schultern zuckt. Der Dicke setzt sich an den Tisch und hebt ein Päckchen Kokain hoch. Er hält es ihnen entgegen. »Wollt ihr auch?«
Magdalena antwortet: »Gerne.« Und gemeinsam nehmen sie Platz.
Das Kokain wird auf den Tisch geschüttet, dabei zittert die Hand des Dicken, dennoch schaut er stolz auf, und Tessa ist einen Moment wegen seines Gesichtsausdrucks verwirrt. Sie wirft Magdalena einen Blick zu, die sich aber nur auf das weiße Pulver auf dem Tisch zu konzentrieren scheint. Auch ihr Kiefer malt unsichtbare Kreise.
Plötzlich dreht sich ihr Kopf ruckartig zu Tessa um. »Wollen wir Spaß haben?«
Tessa will lachen, aber ihre Gesichtsmuskulatur bleibt regungslos, deswegen nickt sie nur. »Ja, Spaß.«
Sie schaut sich nach dem Mädchen im Designerfummel um und entdeckt sie im Nebenraum, deren Tür nur einen Spalt geöffnet ist. Sie steht an einem Schreibtisch, mit einem Telefonhörer in der Hand, in den sie mit leiser Stimme hineinspricht. Tessa versucht neugierig zu lauschen, doch kann nichts verstehen. Sie dreht sich wieder zu Magdalena um, die nun weit über den Tisch gebeugt lehnt und mit ihren lackierten Fingernägeln einen gerollten Fünfzig-Euro-Schein in der Hand hält. Sie blickt auf, sieht
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