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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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warmen Leders im Taxi und des süßen, holzigen Parfüms von Magdalena vermischen sich. Magdalena zwinkert ihr zu, während sie sich langsam wieder zurückbeugt und sich ihre Körper berühren. Uwe sitzt vorne und spricht ungehalten in sein Handy. Tessa sieht aus dem Fenster und spürt ihr Herz bis in den Rachen klopfen.
    Das Taxi hält. Uwe reicht den Koksspender nach hinten. Er bezahlt den Fahrer. Magdalena hält den Spender fragend in der Hand. Tessa nimmt ihn ihr ab. Sie weiß, dass man den äußeren Behälter drehen muss. Es knackt. Das Pulver wird dosiert und führt zu dem Plastikröhrchen, das man sich dann unter das Nasenloch hält. Kräftig zieht sie das Kokain hoch. Tessa legt den Kopf in den Nacken. Starrt den Himmel des Taxis an. Ruckartig senkt sie den Kopf wieder, sie dreht wieder an dem kleinen Spender. Es knackt. Sie hält ihn sich vor die Augen, überprüft den äußeren Ring. Das Kokain ist in Position. Aufgerissene Augen. Sie reicht ihn Magdalena. Ihr Blick begegnet im Rückspiegel dem des Taxifahrers. Eine Sekunde erkennt sie den anklagenden Ausdruck. Ihre Gesichtszüge verhärten sich. Warum soll sie sich schlechte Laune von einem Taxifahrer machen lassen?
    »Fertig?«, fragt Uwe nach hinten.
    Tessa und Magdalena nicken. Aufbruchsstimmung, und fast zeitgleich öffnen sich die beiden hinteren Türen sowie die Vordertür des Taxis. Ein Wagen, der ausscheren muss, hupt. Die drei steigen aus, und Magdalena streckt dem davonfahrenden Auto ihren Mittelfinger hinterher. Sie lacht laut. Aus dem Taxi kommt das Gebell des Fahrers. Tessa wartet auf dem Bürgersteig auf Magdalena, die um den Wagen herumgeschlendert kommt. Uwe, in seinem langen schwarzen Ledermantel, steht auf der Straße, direkt vor dem Taxi, und spricht eindringlich in sein Handy. Der Taxifahrer hupt. Uwe hebt beschwichtigend die Hand. Der Taxifahrer schert rückwärts aus und rast davon.
    Ein Kellner hält ihnen die Tür auf. Im Eingang werden ihnen die Jacken abgenommen. Uwe behält seinen Mantel an, geht direkt zur Bar, winkt einem der Angestellten, dieser verschwindet kurz. Uwe dreht sich zu Tessa und Magdalena um und zwinkert ihnen zu, was lächerlich aussieht, und Tessa muss schnell wegschauen. Eine Frau im grünen Designerkleid, hohen Schuhen und hochgesteckter Frisur, wahrscheinlich erst Anfang zwanzig, kommt mit entschiedenen Schritten auf sie zu. Ihre Absätze knallen machtvoll auf den Steinboden. Sie umarmt Uwe, nimmt sich die Zeit, zu Tessa und Magdalena zu kommen, drückt ihre Hände. Zarte feingliedrige Finger. Und küsst ihre Wangen. Ein professionelles Lächeln auf ihren Lippen. Mit einer Handbewegung fordert sie Magdalena und Tessa auf, ihr zu folgen. Tessa sieht sich im vollen Restaurant um. Sie spürt die Blicke der männlichen Gäste auf sich. Ihre hohen Schuhe tragen sie. Aufrecht schreitet sie durch das Restaurant. Köpfe drehen sich. Tessa wendet ihren Kopf und zwinkert Magdalena zu. Die Angst ist verschwunden.
    Die beiden werden an einen Tisch in der Mitte des Raumes geführt. Ein Kellner wechselt schnell und gekonnt die Tischdecke. Die lauten Geräusche werden Tessa bewusst. Die vielen Stimmen, das Geklapper der Teller, Klirren der Gläser und das Rutschen und Schieben von Stühlen auf Marmorboden. Das helle Licht beißt in ihren Augen. Sie muss sich für einen kurzen Moment an der Tischkante festhalten. Dann rutscht sie auf die champagnerfarbenen Ledersitzbänke. Der Abstand zum Tisch ist zu klein. Wenig Platz für eine nachlässige Haltung, also setzt sie sich aufrecht hin. Magdalena setzt sich ihr gegenüber, und sie kann die Poren in ihrem Gesicht klar und deutlich erkennen. Sie wendet den Blick ab und stellt ordentlich ihre Tasche neben sich. Ein anderer Kellner steht plötzlich neben ihnen am Tisch, aber vielleicht ist es auch derselbe. Sie nimmt sich vor, sich das Gesicht zu merken. Er stellt zwei Aperitifs vor ihnen auf den Tisch, und Tessa lächelt ihn erleichtert an. Sie greift rasch danach und trink das Glas halb leer. Ein anderer Kellner, er ist blond – oder war der andere Kellner auch blond? –, steht vor ihnen und reicht ihnen zwei große lederne Karten. Tessa schüttelt den Kopf und wendet sich ab. Sie wirft einen Blick durch das voll besetzte Restaurant. Viele Halbglatzen und graues Haar an den Tischen, aber eine große Anzahl gut aussehender junger Kellner in ihrem Blickfeld. Sie hätte gerne eine Kellnerin, vielleicht die im Designerkleid, die würde sie nicht so schnell verwechseln. Da entdeckt

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