Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
"Was hielt er von der Idee?"
"Er fragte mich sofort, ob ich ihm jemanden empfehlen
könnte."
"Aha. Und?"
Dirk lächelte und zog eine Visitenkarte aus seiner
Hosentasche. "Ruf doch mal an und verabrede dich mit ihnen zu einem
Gespräch."
"Na klar." Tessy nahm die Karte an sich.
"Er ist übrigens Lehrer, die Mutter führt einen
Kosmetiksalon am Ku’damm. Die können sich also ein anständiges Honorar
leisten."
"Gut zu wissen. Kannst du mir davon abgesehen schon ein
paar Einzelheiten …"
"Du weißt, dass ich das nicht darf."
"Wenn es danach ginge, was man deiner Ansicht nach
alles nicht darf …" Sie lächelte anzüglich. "Du sollst mir ja nicht
deine komplette Akte überlassen, könntest mir aber vorweg beispielsweise schon
mal verraten, ob die Handyortung etwas ergeben hat."
Dirk runzelte die Stirn. "Nein – negativ",
erwiderte er. "Und man erreicht nur die Mobilbox."
"Zwielichtige Freunde?"
Er hob die Hände. "So weit waren wir noch gar nicht.
Das wäre dann dein Job – solltest du den Auftrag bekommen."
"Alles klar."
"Und nur so nebenbei: Falls du Merkwürdigkeiten
feststellst oder auf Hinweise stößt, die dich skeptisch machen, wirst du
selbstverständlich …"
"… die Polizei einschalten: deinen Freund und
Helfer", warf Tessy eilig ein. "Selbstverständlich, Herr
Kommissar."
Das plötzliche Verschwinden oder auch Abtauchen ihrer
fünfundzwanzigjährigen Tochter Rhea hatte die Eltern schwer mitgenommen. Als
Tessy kaum zwei Stunden nach Dirks Aufbruch Annegret und Stefan Kossner in
deren stilvoller Altbauwohnung in Wilmersdorf aufsuchte und ihnen in einem mit
hellen Massivholzmöbeln und einer beeindruckenden Stuckdecke ausgestatteten
Wohnzimmer gegenübersaß, zweifelte sie nicht einen Augenblick daran, dass das
Ehepaar zutiefst verzweifelt war.
"Wir sind fassungslos", hob Stefan Kossner an,
kaum dass sie sich gesetzt hatten. "Rhea hat so was noch nie getan – mit
einem schlichten Handygruß einfach spurlos verschwinden und für niemanden
erreichbar sein. Wir sind davon überzeugt, dass etwas geschehen ist, aber wir
können es nicht beweisen."
Der Mittfünfziger hatte volles graumeliertes Haar und war
sportlich schlank. Unter normalen Umständen kommt der Mann garantiert
dynamisch, attraktiv und sympathisch rüber, dachte Tessy. Aber jetzt wirkte
Kossner nervös und zermürbt. Tiefe Furchen hatten sich unter seinen Augen
eingegraben. Er blickte von der Detektivin hinüber zu seiner Gattin, einer
kleinen, ein wenig fülligen, aber auffällig gut geschminkten und modisch gekleideten
Frau mit großen dunklen Augen und kastanienrotem Haar, die Tessy einige Jahre
jünger einschätzte.
Annegret Kossner bemühte sich um Haltung. Sie nickte ihrem
Mann zu und schlug ein Bein über das andere. "Nein, das ist einfach nicht
ihre Art."
Tessy lehnte sich in den Sessel zurück. "Wie lautet
denn dieser schlichte Gruß?"
Stefan Kossner war gut vorbereitet. Er öffnete einen auf dem
Tisch bereitliegenden Hefter und zog einen Zettel heraus, um ihn Tessy zu
reichen.
"Sie hat uns und ihrem Freund Paul, mit dem sie einige
Tage zuvor einen Streit hatte, diese SMS geschickt – mit absolut identischem
Wortlaut", erklärte er.
Tessy beugte sich über das Blatt. ‚Ich brauche eine
Auszeit’, las sie stumm. ‚Muss über Paul und mich nachdenken und über das, was
wichtig in meinem Leben ist. Lasst mir bitte Zeit. Rhea.’
Tessy las den Text mehrmals und blickte schließlich wieder
hoch. "Sie hat genau diese Worte auch ihrem Freund Paul geschickt?"
"Ja", antwortete Annegret Kossner. "Die
Nachrichten wurden auch zum gleichen Zeitpunkt abgeschickt."
Tessy runzelte die Stirn. "Sie hat sich also noch nicht
mal die Mühe gemacht, ihren Freund persönlich anzusprechen?"
Stefan Kossner nickte eifrig. "Ja, merkwürdig, nicht
wahr? So viel Zeit würde man sich doch nehmen, die Mitteilung entsprechend
umzuformulieren."
Allerdings, dachte Tessy. Es sei denn, die beiden hätten
sich richtig derbe in der Wolle gehabt und Rhea wäre es schnurzegal gewesen,
wie Paul ihre SMS auffasste.
"Worum ging es denn bei diesem Streit?", hakte sie
nach.
"Rhea hat uns keine Einzelheiten erzählt",
erwiderte die Mutter. "In der Beziehung hat es hin und wieder mal gekracht
– wie in fast jeder anderen auch. Das ist wohl nicht ungewöhnlich." Sie
zog kurz die Schultern hoch. "Wir vermuten, dass die Auseinandersetzung mit
Pauls Wunsch zusammenhing, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen."
"Haben die beiden schon immer getrennt
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