Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1
bedeutete, wenn Chripo von der „besonderen Behandlung“ sprach. Nach einigen deftigen Fausthieben blutete der Typ aus Nase und Mund und rappelte sich nur mühsam wieder auf. Der Lange gab ihm einen Schubs, so dass er Simon in die Arme stürzte.
„Halt ihn fest“, sagte der Lange.
Simon drehte ihm die Arme auf den Rücken, weil er dachte, dass sein Partner ihm in den Unterleib schlagen wollte, aber der Lange schüttelte den Kopf. „Nee. Dreh ihn um und halt ihn fest.“
Simon verstand immer noch nicht. Der Lange schüttelte den Kopf, packte den Burschen und warf ihn zu Boden. Dann nahm er ein Messer und schlitzte ihm die Hose am Gesäß auf. Simon blieb stocksteif stehen, als der Lange sich zwischen die Beine des Jungen kniete und ihm den Mund zuhielt. Er drehte sich zu Simon um und grinste. „Na, soll ich dir was übrig lassen?“
Simon spuckte auf den Boden. Aber der Lange lachte nur. Simon drehte sich hastig weg und riskierte dann doch einen langen Seitenblick. Der Junge schrie unterdrückt, während der Lange ihn genussvoll stöhnend fickte. Und sich Zeit ließ. Viel Zeit.
Später ging Simon selbst dazu über, immer mal wieder die „besondere Behandlung“ anzuregen. Meist wurde jungen Kerlen mit dieser im wahrsten Sinne des Wortes eindringlichen Methode auf die Sprünge geholfen, hin und wieder auch Frauen. Der Lange nahm sie sich dann genauso vor wie die Jungen. Häufig filmte Simon die Szene, um sie sich immer wieder anzusehen und die Opfer daran zu erinnern, was ihnen blühte.
Niemand machte sich Simon ungestraft zum Feind. Einige Monate bevor er Philipp zum ersten Mal begegnet war, hatte sich sein damaliger Kollege Rolf, ein smarter Barkeeper, einen bösen Streich mit ihm erlaubt. Er hatte ihm eine junge, zarte Hure empfohlen, die absolute Spitzenklasse sein sollte. Rolf pries sie und ihre Liebesdienste so vollmundig an, dass Simon neugierig wurde und einen Kontakt herstellen ließ.
Maria war in der Tat ungewöhnlich – fast zerbrechlich zart, mit großen dunkelblauen Augen und einem hellen Teint. Sie war bereit, zu ihm ins Auto zu steigen und ihm ohne Aufpreis einen zu blasen. Simon fuhr in eine Nebenstraße, und Maria verstand in der Tat etwas von ihrem Geschäft. Als Simon fertig war, nahm sie ihr Geld, grinste ihn verschmitzt an und stieg aus. Er grinste zurück und kurbelte das Fenster herunter, als sie dagegen klopfte.
„He, Süßer, ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder.“
Simon nickte. „Warum nicht? Du gefällst mir.“
Maria trat zwei Schritte vom Auto zurück und hob plötzlich ihr Kleid.
„Vielleicht hast du ja mal Lust, die Rollen zu tauschen?“
Simon starrte auf Marias Strumpfhose, die sich im Schritt verdächtig ausbeulte. Sie fasste in ihre Hose und brach in brüllendes Gelächter aus. „Nenn mich besser Mario, Kleiner!“
Simon hatte das Gefühl, innerlich zu vereisen. Er kurbelte das Fenster wieder hoch und startete den Wagen. Zeit, lass dir um Himmels willen Zeit, hämmerte es in seinem Kopf. Nichts überstürzen! Knapp drei Wochen später wurde Rolf Opfer eines Überfalls direkt vor seiner Haustür. Papiere und Geld wurden ihm gestohlen, und er war übel zugerichtet. Wie übel wusste nur Simon. Rolf kündigte kurz darauf seine Stelle bei Chripo. Wie es hieß, hatte er neuerdings Angst, allein im Dunkeln nach Hause zu gehen.
Wenn Charlotte ein falsches Spiel trieb, würde es ihr ganz ähnlich ergehen.
11
Tessy hatte sich einen ruhigen Morgen gegönnt, einen längst überfälligen Einkauf erledigt und dann ihrer Mutter den Wagen zurückgebracht. Stefanie Ritter hatte gerade das Frühgymnastik- und Power-Fett-Verbrennungstraining in ihrem Fitnessstudio beendet und freute sich, ihre Tochter zu sehen.
„Wir könnten eine Kleinigkeit zusammen essen“, schlug sie gut gelaunt vor. „Bevor ich mich auf den nächsten Kurs vorbereite.“
Tessy setzte ein zerknirschtes Gesicht auf und wandte sich eilig zum Gehen. „Tut mir leid, aber ich muss wirklich gleich wieder los.“
Das war nicht mal gelogen. Andererseits hätte sie wohl auch unter anderen Umständen dankend abgelehnt, denn wenn Stefanie Ritter im Zusammenhang mit Essen von einer ‚Kleinigkeit“ sprach, so war das wörtlich zu verstehen. Gaumenschmaus war ein Fremdwort für ihre Mutter, den Ausdruck Völlerei kannte sie nicht, und sobald ein Essen mehr als hundert Kalorien hatte, wurden zusätzliche Einheiten auf dem Laufband fällig.
Tessy hatte kaum das Haus betreten, als das Telefon klingelte.
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