Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1
aber das darf bei der Polizei niemand erfahren, sonst krieg’ ich richtig Ärger.“ Dirk macht mich zur Schnecke, dachte sie – da kann ich ihm noch so heiße Stunden versprechen.
„Natürlich nicht“, versprach Paula.
Charlotte zeigte für einen Moment ihr seltenes Lächeln.
„Ich bin dafür“, erklärte sie dann ruhig. „Das Risiko ist gering, wenn diese Karola einigermaßen pfiffig ist, und die Chance etwas zu erfahren, ziemlich groß.“ Sie sah auf die Uhr. „Aber ich muss jetzt unbedingt los. Ich schlage vor, dass ich mich wieder mit Paula in Verbindung setze. Ist das in Ordnung für dich?“ Sie blickte Tessy an.
„Klar. Wie du willst.“ Das war eine Lüge. Sie spürte Charlottes intensiven Blick wie feine Nadelstiche.
Fünf Minuten später hatte Charlotte sich auf den Weg gemacht, und Tessy und Paula fuhren zu Karolas Internetcafé.
„Du schmachtest sie übrigens ganz umsonst an“, bemerkte Paula, als sie im Auto saßen.
Tessy lächelte. Und erwiderte nichts.
Karola war eine bildschöne 32jährige Halbasiatin, die Tessy ganz sicher auch nicht von der Bettkante gestoßen hätte.
„Wir könnten es von hier aus machen“, erklärte die Computerfachfrau ohne Umschweife, nachdem sie Tessy und Paula in ihr kleines Büro geführt und Paula ihr in groben Zügen dargelegt hatte, worum es ging.
„Selbst wenn der Typ merken sollte, welche Datei ihm da was eingebrockt hat, was ich nicht glaube, und dem Absender professionell nachgeht – am Ende seiner Nachforschungen steht irgendein Computer in einem Internetcafé“, fuhr Karola achselzuckend fort und setzte sich vor einen Schreibtisch, auf dem das sprichwörtliche Chaos herrschte.
Sie grinste. Ihr schwarzes Haar glänzte wie poliert. „Aber wie gesagt – ich halte es eher für ausgeschlossen, dass er es mitbekommt. Antiquitätenhändler hast du gesagt?“ Sie zuckte mit den Achseln. „Schicken wir ihm ein paar hübsche Bildchen mit Möbeln und ein Angebot. Was soll’s?“
Paula hatte zwei Stühle herangezogen und mit spitzen Fingern freigeschaufelt. Tessy fand Karolas Erläuterungen einsichtig. Inzwischen war sie davon überzeugt, dass Paulas Idee mehr als passabel war.
„Und ihr könnt mir nicht sagen, was da los ist?“, fragte Karola.
Tessy schüttelte den Kopf. „Das ist ein ziemlich heißes Eisen. Du darfst mir eine Rechnung schreiben, aber es ist besser, wenn du nicht weißt, worum es geht. Im Moment jedenfalls nicht.“
Karola warf Paula einen fragenden Blick zu, worauf die nickte. „Stimmt.“
„Na schön, Mädels.“ Sie loggte sich ins Internet ein und klickte sich durch einige kleinere Antiquitätengeschäfte in Österreich. Dann schloss sie einen USB-Stick an und speicherte ein paar Fotos von Schränken und Lampen in einer Datei. „So, nun haben wir eine hübsche Bilddatei mit ein paar alten Stücken, die der Gute sich in aller Ruhe anschauen kann.“
„Und wenn er interessiert ist und auf das Angebot reagieren will?“, fragte Paula und blickte gespannt auf den Monitor.
Karola winkte ab. „Wird er schon nicht. Der Laden, der das Zeug verkauft, sitzt in Linz. Und falls er doch Kontakt aufnehmen will – soll er doch. Wenn die ihm dann sagen, dass gar keine Mail verschickt wurde – na und? Irrtum, Versehen, was auch immer.“
Zwei Minuten später war alles vorbei. Karola hatte die E-Mail samt Anhang an die E-Mail-Adresse verschickt, die auf Philipp Sommers Website angegeben war.
„Und wie bekommst du mit, dass der Trojaner aktiviert wurde?“, fragte Tessy.
„Sobald der Typ die Datei geöffnet hat und online geht, bekomme ich eine Mail und kann alle Aktivitäten aufzeichnen.“
„Das ist wirklich verrückt.“
Karola lächelte stolz. „Ja, die Idee könnte von mir sein.“
„Okay – unsere Handynummern hast du, und du meldest dich, sobald sich was tut?“
„Na klar.“
Kurz darauf standen Tessy und Paula wieder auf der Straße. Paula wollte die Zeit nutzen, um zum Friseur zu gehen, Tessy hatte einen Termin mit ihrem Auftraggeber Thomas Gärtner. Sie hoffte, dass Philipp in Kürze seine Mails checkte.
Karola rief zwei Stunden später an, um Vollzug zu melden.
Die hübsche Hackerin zeigte ein freches Grinsen, winkte den beiden, wobei sie Paulas frischen Haarschnitt mit einem anerkennenden Pfiff bedachte, und drehte sie sich zu ihrem Monitor um.
„Setzt euch!“ Sie gab per Tastenkombination einige Befehle ein und öffnete eine Datei, während Tessy und Paula eilig der Aufforderung
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