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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Empörung verrauchte und einem Gefühl wich, das materieller Natur war und sich im Magen konzentrierte – er verspürte Hunger. Er wählte den richtigen Fahrstuhl, studierte zunächst alles, was auf den sechssprachigen Schildern stand, fuhr in die Pilotenkantine hinunter und erfuhr dort, daß er in einem gewöhnlichen Restaurant zu essen habe, denn er sei kein Pilot.
      Das setzte allem die Krone auf! Schon wollte er sich in dieses vermaledeite Restaurant begeben, da f el ihm ein, daß er vergessen hatte, seinen Rucksack abzuholen. Also hinauf zum Hangar. Das Gepäck befand sich bereits im Hotel. Er ließ also die Absicht fahren und beschloß, das Mittagessen einzunehmen. Dabei geriet er in zwei Wogen von Touristen: Die Franzosen, mit denen er hergef ogen war, gingen essen, und eine andere Gruppe – Schweizer, Holländer und Deutsche – kehrte gerade mit dem Selenobus von einem Ausf ug zum Krater des Eratosthenes zurück. Die Franzosen sprangen und hüpf en, wie das gewöhnliche Menschen tun, die zum erstenmal die Zauberkräf e der Mondschwerkraf ausprobieren. Sie f ogen bis an die Dekke, lachten, die Frauen kreischten, sie genossen den freien Fall aus drei Meter Höhe. Die Deutschen, sachlicher von Natur, strömten in die großen Säle und behängten die Sessellehnen mit ihren Fotoapparaten, Ferngläsern und Sta tiven – es fehlte nicht viel, und sie hätten Teleskope mitgebracht. Schon bei der Suppe reichten sie die Splitter der Mondfelsen herum, die ihnen von den Besatzungen der Selenobusse als Souvenirs verkauf worden waren. Pirx beugte sich über seinen Teller, umtost von dem Lärm, den die Deutschen, die Franzosen, die Griechen, die Holländer und Gott weiß wer noch alles verursachten. In der allgemeinen Begeisterung war er der einzige, der das zweite Mittagessen an diesem Tag mißgelaunt einnahm. Ein Holländer wollte sich seiner annehmen, er äußerte die Vermutung, Pirx leide nach dem Raketenf ug unter einer Raumkrankheit. »Sie sind zum erstenmal auf dem Mond, wie?« fragte er und bot ihm Pillen an. Das war der Tropfen, der das Maß überlaufen ließ. Pirx aß auf, kauf e sich am Büfett vier Päckchen Kekse und fuhr ins Hotel. Sein ganzer Zorn konzentrierte sich auf den Portier, der ihm ein »Stück Mond« anbot, einen glasigen Basaltbrocken. »Laß mich in Ruh, du Krämerseele! Ich bin vor dir hier gewesen!« schrie er und ließ den Portier stehen. Er zitterte vor Wut.
      In einem Zweibettzimmer saß unter der Deckenleuchte ein kleiner Mann in einer verblichenen Windjacke – rothaarig, leicht ergraut, mit einer auf die Stirn fallenden Haarsträhne und gebräuntem Gesicht. Bei Pirx’ Eintritt nahm er die Brille ab. Er hieß Langner, Dr. Langner, war Astrophysiker und sollte mit ihm zum Mendelejew f iegen. Das also war der unbekannte Mondgefährte! Pirx, der bereits auf das Schlimmste gefaßt war, nannte seinen Namen, brummelte etwas und setzte sich. Langner war etwa vierzig – in Pirx’ Augen ein gut konservierter Greis. Er rauchte nicht, wahr scheinlich trank er nicht, und vom Reden schien er auch nicht viel zu halten. Er las drei Bücher auf einmal. Das eine war eine Logarithmentafel, das zweite enthielt Formeln, in dem dritten waren lauter Fotos von Spektralskalen abgebildet. In der Hosentasche hatte er einen Arhythmographen, er wußte sich seiner bei Berechnungen geschickt zu bedienen. Hin und wieder stellte er Pirx eine Frage, ohne von seinen Formeln aufzuschauen – Pirx antwortete ihm, den Mund voller Kekse. Das Zimmer war eine Kammer mit zwei Betten und einer Duschecke, in die kein dicker Mann hineinpaßte. Auf kleinen Schildern wurden die Gäste in verschiedenen Sprachen ersucht, Wasser und Strom zu sparen. Man konnte schon zufrieden sein, daß es nicht verboten war, zu seufzen, denn schließlich wurde ja auch Sauerstof zugeführt. Pirx trank nach den Keksen ein wenig Leitungswasser, es war so kalt, daß ihm die Zähne weh taten. Of enbar waren die Behälter dicht unter der oberen Basaltrinde angebracht. Merkwürdig … Nach Pirx’ Uhr war es elf, nach Langners zehn Minuten nach Mitternacht und nach der elektrischen an der Wand sieben Uhr abends.
      Sie stellten die Uhren auf Mondzeit um, obwohl sie wußten, daß auch die nur vorübergehend gültig war, denn Mendelejew hatte wie die ganze »andere Seite« eine eigene Zeit.
      Bis zum Start der Rakete verblieben neun Stunden. Langner verließ wortlos den Raum. Pirx schob den Sessel unter die Deckenleuchte und vertrieb sich die

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