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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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großer. Der Pilot war binnen einer Minute angezogen, lediglich den Helm hatte er noch nicht aufgesetzt. Er wartete. Bei Langner ging es ebenfalls rasch, nur Pirx, rot verschwitzt und wütend, wußte nicht, was er tun sollte. Der mittlere Skaphander war zu klein, der große zu groß. In dem mittleren drückte sein Kopf fest gegen die Helmdecke, und in dem großen f og er wie ein Kokoskern in einer getrockneten Schale hin und her. Freilich bekam Pirx freundliche Ratschläge zu hören. Der Pilot wies darauf hin, daß ein zu großer Skaphander besser sei als ein zu enger. Er schlug Pirx vor, die leeren Stellen mit Wäsche auszustopfen, und bot ihm zu diesem Zweck sogar eine Decke an. Für Pirx hatte jedoch schon der Gedanke etwas Anstößiges, seine Astronautenseele sträubte sich dagegen. Sich in Lumpen einzuwickeln!
      Er nahm den kleinen Skaphander; der Pilot und Langner quittierten es schweigend. Sie öf neten die Luke und zwängten sich durch. Der Pilot drehte an einem Schraubenrad und öf nete die äußere Klappe.
      Hätte ihn Langner nicht zurückgehalten, dann wäre Pirx herausgesprungen und hätte sich unter Umständen gleich beim ersten Auf reten den Fuß verstaucht, denn bis zur Oberf äche des Mondes waren es noch zwanzig Meter. Die Schwerkraf war zwar gering, aber aus dieser Höhe wäre es doch gefährlich gewesen, in dem schweren Skaphander auf den felsigen Boden zu springen. Der Pilot klappte eine zusammenlegbare Leiter auseinander, und sie stiegen hinab.
      Niemand begrüßte sie mit Blumen oder mit Triumphbögen, keine Menschenseele war zu sehen. Im Hintergrund ragte die gepanzerte Kuppel der Ziolkowski-Station auf, sie war etwa einen Kilometer entfernt. Über ihr war ein kleiner Landeplatz zu erkennen, auf dem Raketen standen. Sie waren bedeutend größer, es handelte sich um Transportraketen.
      Die Rakete, mit der sie angekommen waren, ruhte ein wenig schräg auf ihren drei Füßen. Die Felsen unter den Trichtern der Düsen hatten sich bräunlich verfärbt.
      Pirx schaute sich um. Im Westen war das Gelände relativ f ach – soweit man diese riesige Schutthalde als f ach bezeichnen konnte, aus der hier und da Felsbrocken von der Größe eines Hauses herausragten. Im Osten stieg der Boden sanf an, ging dann aber nach mehreren, nahezu senk rechten Felswänden in das Hauptmassiv der ZiolkowskiStation über. Hinter dem Ziolkowski-Bergrücken strahlte die Sonne; sie blendete so sehr, daß man die Augen schließen mußte. Pirx ließ das Visier über der Helmscheibe herunter, aber es half nicht viel. Behutsam über das lose Geröll schreitend, gingen sie zur Station. Die Rakete entschwand schon nach wenigen Metern ihren Blicken, denn sie mußten einen f achen Kessel durchqueren.
      Die Station beherrschte die ganze Umgebung, sie war zu drei Vierteln in eine Felswand eingelassen, die einer gesprengten Bergfeste aus dem Mesozoikum glich. Die scharf gekappten Ecken erinnerten aus der Ferne an Bastionen, aber je näher man kam, desto mehr verloren die »Bastionen« ihre Form, sie zerf ossen, und die schwarzen Streifen, die an ihnen entlangliefen, erwiesen sich als tiefe Risse. Für Mondverhältnisse war das Gelände verhältnismäßig leicht passierbar. Jeder Tritt wirbelte Staub auf, der bis zur Gürtelhöhe aufstieg, sie in eine milchige, schneeweiße Wolke hüllte und nicht sinken wollte. Sie gingen deshalb nicht im Gänsemarsch, sondern nebeneinander, und als Pirx sich vor der Station umwandte, sah er deutlich den Weg, den sie zurückgelegt hatten. Er war durch drei unregelmäßige, balkenförmige Staubschlangen gekennzeichnet – heller als irdische Staubwolken.
      Pirx wußte einiges über diesen Staub. Die ersten Eroberer hatten über diese Erscheinung gestaunt. Man hatte mit Staub gerechnet, doch selbst der feinste Staub hätte im luf leeren Raum sofort niedersinken müssen. Der Mondstaub tat es nicht, das heißt, er tat es nur am Tage nicht, bei Son nenlicht. Wie sich nämlich herausgestellt hatte, verlaufen die elektronischen Erscheinungen auf dem Mond anders als auf der Erde. Auf der Erde gibt es atmosphärische Entladungen – Blitze, Donnerschläge, Elmsfeuer. Auf dem Mond gibt es so etwas nicht, aber die mit Teilchenstrahlung bombardierten Felsen laden sich mit der gleichen Ladung auf, wie sie der Staub besitzt, der sie bedeckt. Da sich gleiche Ladungen abstoßen, hält sich der Staub, wenn er erst einmal aufgewirbelt ist, dank der elektrostatischen Abstoßung manchmal sogar eine

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