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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Kamm, und dort gab es eine Art Paß und dahinter einen natürlichen Felsenkessel. Durch diesen Kessel war es auch nach der Katastrophe möglich, die Station mit Nachschub zu versorgen. Die Lastrakete brachte die Vorräte heran, und ein Spezialmörser schoß die Behälter in das Felsbassin. Einige von ihnen wurden zerschmettert, die meisten jedoch hielten den Aufschlag aus, denn sie hatten sehr widerstandsfähige Panzerhüllen. Früher, als Luna-Hauptstation noch nicht existierte, war das die einzige Methode, die Expeditionen, die sich in die Gegend des Sinus Medii vorwagten, mit Nachschub zu versorgen. Man warf die Behälter von Raketen ab, und da mit Fallschirmen nichts anzufangen war, begann man, die Kisten aus Dural oder aus Stahl so zu fertigen, daß sie dem hef igen Aufprall standhielten. Man warf sie wie Bomben ab, und die Expeditionsteilnehmer sammelten sie ein. Die Behälter waren manchmal über einen ganzen Quadratkilometer verstreut. Die Methode erwies sich nun wieder als nützlich.
      Von dem Paß führte bis zum nördlichen Gipfel des Adlerkopfes ein Trakt am Kamm entlang; etwa dreihundert Meter darunter glänzte die gepanzerte Haube der Station, die im Halbkreis von Felsen umgeben war. Geröll umringte die stählerne Wanne. Ein paar dieser Brocken lagen auf der betonierten Plattform am Eingang.
      »Hätte man denn keinen besseren Platz f nden können?« fragte Pirx seufzend.
      Pnin, mit einem Fuß auf der ersten Stufe der Plattform, hielt inne. »Was sagten Sie? Mir war, als hörte ich eben Animzew sprechen!« In seiner Stimme schwang ein Lächeln mit.
    Pnin verließ sie vier Stunden vor Sonnenuntergang, aber eigentlich ging er in die Nacht, denn fast der ganze Weg, den er zurücklegen mußte, lag bereits in der Finsternis. Langner, der den Mond kannte, hatte Pirx auf dem Hinweg erklärt, daß die eigentliche Nachtkälte erst bevorstehe, denn der Fels sei noch nicht abgekühlt. Der richtige Frost trete erst eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit ein.
      Man hatte vereinbart, daß Pnin sich von der Rakete noch einmal über Funk melden sollte, und so geschah es auch. Nach einer Stunde und zwanzig Minuten hörten sie seine Stimme, er hatte den Weg ohne Schwierigkeiten zurückgelegt. Sie wechselten nur ein paar Worte, denn der Start mußte unter schwierigen Bedingungen erfolgen – die Rakete hatte kein Lot, ihre Stützen waren tief in das Geröll gedrungen und wirkten dadurch wie mit Ballast beschwerte Anker. Sie beobachteten den Start, nachdem sie den stählernen Fensterladen beiseite geschoben hatten. Anfangs war nichts zu sehen, denn die Rippen des Hauptkammes verdeckten den Standort der Rakete, aber dann durchbohrte eine feurige Linie die dichte, gestaltlose Dunkelheit, umgeben von einem rostroten Schein – die Staubwolke, die zwischen dem Gestein des Lawinengeländes aufgewirbelt worden war, ref ektierte das Licht des Düsenstrahls. Der feurige Schweif stieg höher und höher. Die Rakete selbst war nicht zu sehen, lediglich diese f ammende Sehne. Sie wurde immer dünner, vibrierte und zerf el in Streifen. Es war der normale Pulsschlag eines Triebwerkes, das mit voller Kraf arbeitete. Sie reckten die Köpfe gen Himmel und sahen das feurige Gleis, das zwischen den Sternen ruhte. Wenige Augenblicke später neigte sich die Spur und verschwand in elegantem Bogen hinter dem Horizont.
      Sie waren allein. Es war dunkel. Sie hatten absichtlich alle Lichter gelöscht, um den Start besser beobachten zu können. Langner lächelte fein und trat gebeugt an den Tisch, auf dem sein Rucksack lag. Er entnahm ihm Bücher, eins nach dem anderen. Pirx, an der konkaven Wand lehnend, stand breitbeinig da wie an Deck eines Raumschif es. Er trug alles in sich: die kühlen Kasematten von Luna-Hauptstation, die engen Flure des Hotels, die Aufzüge, die Touristen, die bis an die Decke sprangen und Pumexstückchen austauschten … Dann den Flug zur Ziolkowski-Station, die hochgewachsenen Gastgeber, das silberne Netz des Radioteleskops zwischen Kamm und schwarzem Himmel, Pnins Erzählung, den zweiten Flug und diesen unheimlichen Weg durch eiskalte und glühende Felsen … Er konnte es gar nicht fassen, daß er all das in den wenigen Stunden erlebt hatte. Die Zeit war zum Riesen geworden, sie hatte die Bilder erfaßt und verschlungen, und nun kehrten sie wieder und versuchten, sich gegenseitig den Rang streitig zu machen. Pirx schloß die schmerzenden, trockenen Lider.
      Langner ordnete die Bücher auf dem Regal,

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