Testplanet Kratos
letzte wies alle Charakteristika einer Ringelnatter auf. Aber alle fünf waren relativ harmlos und bedeuteten keine wirkliche Gefahr für das Team.
Als am zweiten Tag die Dämmerung hereinbrach, glaubte Fidel Batista, der immer noch den Hauptteil der Arbeit an den Monitoren leistete, in mittlerer Entfernung etwas Großes zu entdecken. Unglücklicherweise hatte man die Videoaufzeichnung am Ende des ersten Tages eingestellt, um Bandmaterial für die Expeditionen des Teams zu sparen. So war es Conrad unmöglich, Fidel Batistas Beobachtung zu verifizieren. Er konnte sich also nur auf Batistas Eindrücke verlassen, die nicht sehr präzise waren.
Fidel gab an, etwas sehr Langes gesehen zu haben, das sich wellenförmig vorwärts bewegt habe. Aber innerhalb von ein oder zwei Sekunden sei es aus seinem Blickfeld entschwunden.
Als der Commander in Batistas übermüdete, rotgeränderte Augen sah, entschied er, daß der Mann unter Umständen dort draußen etwas gesehen hatte, das gar nicht existierte.
»Also gut, Fidel, dann wollen wir mal sehen. Sie haben etwas entdeckt. Wie lange tun Sie denn hier schon Dienst?«
»Schätze, so drei Stunden. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern.«
»Aha, und wie wollen Sie sich dann an das erinnern können, was Sie gesehen haben?« fragte Conrad unfreundlich. »Nein, vergessen Sie’s. Ich nehme Ihr Wort dafür. Aber die Lichtverhältnisse waren schlecht und Sie übermüdet. Ein Fehler kann also nicht ausgeschlossen werden, oder?«
»Wie Sie meinen, Commander.«
»Und ob ich es so meine. Morgen schicke ich beim ersten Tageslicht einen Trupp Roboter hinaus. Wo, sagten Sie, haben Sie dieses Etwas gesehen?«
»Etwa zweitausend Meter von hier, in nordwestlicher Richtung.«
»Gut, dann legen wir die Sache bis morgen früh auf Eis.«
Als der Morgen kam und die Roboter zum angegebenen Punkt marschierten, war dort nichts zu entdecken. Aber etwa fünfhundert Meter weiter befand sich eine lange, tiefe Furche im Boden. Allerdings ließ sich nicht feststellen, ob es sich dabei um ein Gleis jüngeren Datums handelte oder nicht.
Der Morgen war warm und sonnig. Wie ein Frühlingsmorgen in Südeuropa, dachte Conrad. Trotz des Verlusts von Paul war der Commander jetzt etwas optimistischer gestimmt. Er kam zu dem Schluß, daß er sein Team etwas zu hart angepackt hatte. Vielleicht sollte er ihnen nun eine kleine Erholung gönnen. Er hatte zwar vorher den Befehl gegeben, vor dem vierten Tag nicht das Schiff zu verlassen und sich auf Kratos umzusehen, aber Basis Eins war eigentlich jetzt schon bezugsbereit. Die Roboter hatten den Perimeter-Zaun errichtet. Er bestand im wesentlichen aus einem Stahlnetz, das mit den Generatoren der Santa Maria verbunden war. Der Elektrozaun enthielt eintausend Volt bei niedrigem Ampere-Wert. Das sollte jedenfalls ausreichen, um jeden potentiellen Störenfried nachhaltig zu entmutigen, ohne ihm gleich das Leben zu nehmen. Davon abgesehen konnte die Stromstärke natürlich sofort heraufgesetzt werden, falls irgendwelche Lebensformen den Zaun mit Gewalt stürmen wollten.
Nach einem eiligen Frühstück in seiner Kabine hatte sich Commander Conrad aufs Nav-Deck begeben. Lieutenant Smith saß gerade an den Monitoren.
»Liegt etwas an?« fragte er.
»Jawohl, Commander. Die Sonne ist über dem Horizont aufgegangen, das Gras ist grün, und der Tag ist warm. Die Vögel fliegen durch die Luft, und die Schmetterlinge kümmern sich nicht um die terranische Invasion.«
Er beschloß, nicht auf die Feindseligkeit in ihrer Stimme einzugehen. »Dann gehen Sie doch nach draußen und genießen den schönen Tag«, sagte er. »Sie, James und Le Gros haben ziemlich hart in den Labors gearbeitet.«
Indira sah ihn verblüfft an. »Gemäß dem Großen Plan war ich der Ansicht, wir dürften erst frühestens morgen die unbekannte Weite erforschen.«
Conrad grinste. »Der Große Plan wurde einer leichten Modifizierung unterzogen. Aber gehen Sie nicht über den Perimeter-Zaun hinaus, jedenfalls heute noch nicht. Einverstanden?«
»Vielen Dank.« Die Feindseligkeit war aus ihrer Stimme verschwunden.
»Lieutenant.«
»Ja, Sir?«
»Wie geht es Kwango?«
»Keine Abstoßungs-Symptome. Keine Infektionen. Er wird von mal zu mal kräftiger.«
»Sehr schön. Muß ich immer noch diese ganze Sterilisierungsprozedur über mich ergehen lassen, wenn ich ihn besuchen will?«
Sie dachte kurz nach. »Wahrscheinlich nicht. Aber ich würde es für besser halten, wenn Sie es die nächsten sechs oder
Weitere Kostenlose Bücher