Teufel ohne Gnade Kommissar Mor
Fängen der Polizei vielleicht noch entgehen konnte. Alle anderen hatten nicht die günstige Ausgangsposition, in die ihn der Zufall gebracht hatte. Während die anderen im Mittel' punkt des Geschehens standen und von zig Augen beobachtet wurden, hing er hier im Schatten der wieder aufgeblendeten Scheinwerfer knapp über der Wasseroberfläche und rechnete sich schon den Zeitpunkt seines Absprunges aus.
Lange schon war ihm das gutverschnürte Paket mit der kostbaren Ware entglitten.
Sofort als der Frachter sich mit einem harten Ruck in Bewegung gesetzt hatte, ließ er es fallen, um mit beiden Fäusten die Strickleiter umspannen zu können. Was nützte ihm noch das Pulver, wenn es nun galt, sein nacktes Leben und seine bisherige Freiheit zu erhalten. — ,Fort mit dem Ballast, der nach der zu erwartenden Schwimmtour sowieso unbrauchbar werden würde!'
Ungeachtet der Aufforderung des zweiten Polizeibootes:
„Stoppen! Oder wir setzen unsere Kanonen ein!" ließ der Captain des Kanadiers sein Schiff mit äußerster Kraft weiterfahren.
Noch dreihundert Yard trennten sie vom Rande des dichten Nebelfeldes. Leichte Schleier zogen bereits am Schiffsrumpf entlang. Weiter stampfte der Frachter durch die See. Nat Fraeser machte sich fertig zum Sprung. Um weit genug vom Schiff fortzukommen, enterte er einige Meter höher. Als er sich in der richtigen Höhe glaubte, drehte er sich blitzschnell auf der Leiter um, Einen Fuß hart gegen die Bordwand stemmend und losschnellen geschah in Bruchteilen von Sekunden. Langgestreckt klatschte sein Körper auf dem Wasser auf. Wie eine Turbine begannen sofort seine Arme und Beine zu kreisen. ,Nur nicht vom Sog des Schiffes einfangen lassen', hämmerte ihm jeder Herzschlag ein, und noch wilder, kräftiger schaufelten seine Glieder das Wasser beiseite. Einen Augenblick glaubte er in diesem Kampf mit dem Element zu unterliegen. Seine Kräfte schienen nicht auszureichen. Heiß schlug ihm das Herz bis zum Halse hinauf. Ängstlich schaute er zum riesenhaften Schiffsleib empor. Kein Zoll hatte sich sein Abstand zu diesem Ungetüm, das ihn an sich reißen wollte, vergrößert. Eine Todesfurcht packte ihn, machte ihn fast willenlos. Aber noch einmal ergriff der Selbsterhaltungstrieb von seinem ganzen Denken und Tun Besitz. Mit dem Mute der Verzweiflung ließ er seine Arme ausgreifen. Wellen schlugen plötzlich über ihm zusammen.
„Aus!" wollte er aufschreien. Wasser, fade und salzig schmeckend, drang in seinen Mund, in seinen Rachen, drohte ihn zu ersticken. Schon halb betäubt, fühlte er dann ein Abwärtsgleiten seines Körpers. Keine Kraft, die ihn mehr zum Schiff hinzog. Nur tiefer tauchte sein Körper im Wasser unter. Mechanisch setzte er, das Unfaßbare kaum glaubend, seine Arme und Beine wieder in Bewegung. Sekunden später tauchte sein Kopf an der Wasseroberfläche auf. Wie ein Fisch, der auf das Trockene geraten ist, schnappte er nach Luft. Langsam jedoch wich der Druck wieder aus seinem Kopf. Klar und deutlich sah er dann den Kanadier auf die Nebelbank zuhalten. Je mehr sich der Abstand zu ihm vergrößerte, um so ruhiger wurde die See. Einige Herzschläge lang verharrte er regungslos an dieser Stelle, dann schwamm er mit kräftesparenden Stößen in Richtung Küste dahin. Kein Mensch bemerkte den Schwimmer, der sich immer mehr vom Schauplatz der harten Auseinandersetzung zwischen Gesetzeshütern und Rechtsbrechern entfernte — und somit der Gerechtigkeit ein Schnippchen schlug. — Anders erging es aber der Besatzung des Kanadiers. Hart und erbarmungslos schlugen die Waffen der Polizeiboote zu. Nach der mißachteten doppelten Aufforderung des Polizeisprechers: „Sofort stoppen!" gab Kommissar
Tramayne den Feuerbefehl. Noch bevor der Kanadier die von ihm angesteuerte Nebelbank erreicht hatte, waren die mit den Polizeibooten in Verbindung stehenden Kanonenboote heran und legten einen wahren Sperrgürtel zwischen den Frachter und die Nebelwand. Hier gab es kein Durchkommen! Dieses mußte auch der Captain des Frachters einsehen. Wutentbrannt, den etwaigen Fluchtweg zum Greifen nahe, gab er den sinnlos gewordenen Widerstand auf. Gift und Galle spuckend empfing er wenig später die Männer des Rauschgiftdezernats auf seinem Schiff. Obwohl diese jeden Winkel des Schiffes auf den Kopf stellten, fanden sie nicht das Gesuchte. —
Sie konnten es ja auch gar nicht finden. Was sie suchten, lag bereits auf dem Grunde des Meeres und konnte kein Unheil mehr anrichten. —
Als Tramaynes Leute
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