Teufel ohne Gnade Kommissar Mor
Willst du mir nicht erklären, was das zu bedeuten hat?" wurde Gloria Allysow ärgerlich und zog sich schnurrend wie eine Katze zusammen.
Louis Aden antwortete nicht sogleich. Er hatte bereits die Wählscheibe betätigt und lauschte nun angestrengt an der Muschel. — Als sich der Teilnehmer meldete, drückte er ärgerlich die Gabel wieder hinunter.
„Siehst du, das kommt davon, wenn man beim Eindrehen der Zahlen gestört wird. Jetzt habe ich die falsche Nummer gewählt."
Noch einmal drehte er mit fahrigen Fingern sechs Zahlen in den Apparat ein. Nervös trommelte er mit den Fingerspitzen auf dem Standtischchen des Fernsprechers herum. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich der Teilnehmer meldete.
Plötzlich wurde es in der Leitung lebendig: „Harmony-Bar", krächzte eine heisere Stimme in schauderhaftem Englisch.
„Please, Mister Stone!" versuchte es Louis Aden auf die vornehme Tour. Doch schon wie bei seinen vorhergegangenen Versuchen, hörte er auch jetzt wieder die gleichen Worte: „Kenne keinen Mann, der sich bei uns Stone nennt. Und einen Mister gibt es hier nicht!"
Verzweifelt rang Louis Aden nach Luft. Es war wieder dasselbe. Der Mann in der Harmony-Bar behauptete stock und steif, keinen Mr. Stone zu kennen. Louis Aden war nahe daran, den letzten Rest seiner Fassung zu verlieren. — Er hatte es doch selbst erlebt, daß Frank Stone das große Wort in dieser schummerigen Bar von Chadwell führte. Und jetzt verleugnete dieser Knilch seine Existenz. Es war zum auf die Bäume klettern! Bei Louis Aden schien an diesem Tage alles schief zu gehen, zumindest was eine Aussprache mit dem Makler aus Walworth anbetraf. Gleich am frühen Morgen hatte Louis Aden den Makler um wenige Minuten verpaßt. Als er am Sorrimore-Square eintraf, war die Wohnung des Mannes leer. Den Gedanken, der Makler könne zu dieser Stunde schon nach Chadwell gefahren sein, fand er absurd. So hatte er außerhalb Gloria Allysows Wohnung noch zweimal vergeblich versucht, den Mann in seiner Wohnung anzutreffen. Als er wiederum seinen Speech von der Verschiebung des Unternehmens nicht hatte anbringen können, war er planlos durch die Straßen gerast. —
Unbeabsichtigt stand er dann vor der Wohnung seiner zur Zeit Angebeteten. Die Dame hatte zwar noch süß geschlummert, aber der Dandy fand liebevolle Aufnahme. In den Armen der Frau hatte sich Louis Aden über die Zeit bis zum Abend gebracht. Es war ein recht amüsanter Nachmittag gewesen. Doch seit einer knappen halben Stunde war Louis Aden gereizt und nervös geworden. Egal, ob dieser Stone für die große Masse unerkannt bleiben wollte und dementsprechend seinen Handlanger in der Bar instruiert hatte, er mußte den Mann sprechen.
„Hören Sie!" schrie er darum aufgebracht in den Apparat hinein. „Hier ist Louis Aden. Sagen Sie Mister Stone, daß ich ihn unbedingt sprechen muß. Verstehen Sie, Mann!“
Eine Weile blieb es still am anderen Ende. Der Mann schien zu überlegen, und nur sein Atem war zu hören. Aufreizend langsam verstrichen die Sekunden. — Louis Aden glaubte sich schon genarrt und ließ schnaufend die alkoholdurchtränkte Luft aus seiner Brust entweichen. Maßloser Zorn stieg in ihm hoch. Schon hatten sich seine Lippen zu einem gräßlichen Fluch geöffnet, als er sich erinnerte, daß diese Worte wohl kaum für die Ohren einer Frau geeignet waren. Schmerzhaft biß er sich auf die Unterlippe. Im gleichen Moment erscholl die Stimme des Mannes aus der Harmony-Bar auf: „Mister, ich sagte Ihnen bereits, daß wir hier keinen Mann Namens Stone kennen. Aber wenn Sie mir nicht glauben, dann kommen Sie doch hierher und suchen Sie sich diesen Mister Stone selbst."
Kaum hatte Louis Aden das letzte Wort vernommen, als es in der Leitung knackte. Die Verbindung war unterbrochen. Der Mann in der Bar hatte kurzerhand seinen Hörer aufgelegt. „Hallo!“ rief Aden noch einmal in den Draht hinein, aber die Leitung blieb tot. Tausend Gedanken durchjagten sein Gehirn. ,Was nun? — Sollte er Stone gewähren lassen, oder sollte er noch einmal in diese dunkle Gegend von Chadwell gehen, um mit ihm zu sprechen?' Er kam noch zu keinem Entschluß. Verstört blickte er sich um.
„Louis, was ist mit dir?" drang die Stimme Gloria Allysows an sein Ohr. Jeglicher Ärger war aus der Frau gewichen und mit verängstigten Blicken kam sie zögernd auf den Mann zu. Louis Aden schien durch die Frau hindurch zu sehen. Er bemerkte nicht, daß sich Gloria Allysows Augen mit Furcht gefüllt hatten,
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