Teufel ohne Gnade Kommissar Mor
London weilte und allabendlich im FIXED STAR-CLUB auf trat. Auch sonst fühlte sie sich irgendwie müde und zerschlagen. — Und auch der leichte Druck in ihren Schläfen, den sie bereits am Vormittag festgestellt hatte, war bis zur Stunde noch nicht gewichen. Rührend bemühte sich William Haggerthy um ihr Wohlbefinden. Ständig befand er sich in der Nähe der Frau und tat alles, was nur ein besorgter Mann für seine Angebetete tun kann. Er hatte sein weekend in London verlängert, um noch ein oder auch zwei Tage länger mit Belinda Craffield zusammen zu sein. Auch hatte er einen besonderen Grund dazu. Während ihres gemeinsamen Aufenthaltes in der Provinz war es ihm klar geworden, daß es für einen Mann in seinen Jahren an der Zeit war, langsam an einen leiblichen Erben des Haggerthy'- schen Im- und Exportunternehmens zu denken. Keine bessere konnte sich der gutaussehende Mann vorstellen als eben seine langjährige Bekannte, Belinda Craffield. Noch niemals hatte
William Haggerthy hierüber mit Belinda Craffield in all den Jahren, die sie sich schon kannten, gesprochen. Nun aber würde er es tun. — Vielleicht schon an diesem Abend, bestimmt aber noch vor seiner Abreise aus London.
„Leg' doch etwas Rouge auf", meinte er beratend, als sich die Frau kritisch im Wandspiegel betrachtete und unzufrieden über ihr Aussehen war.
„Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als zum ersten Male zu diesem Hilfsmittel zu greifen", erwiderte sie resigniert und begann umständlich nach ihrem Make up zu suchen.
Während sie sich in den nächsten Minuten damit beschäftigte und nur mit Widerwillen eine dünne Puderschicht auftrug, überlegte William Haggerthy, welche Worte er zur Einleitung seines Antrages wählen sollte. Der Zufall kam ihm zur Hilfe.
Unter leisem Stöhnen legte Belinda Craffield ihren Tupfer aus der Hand. Ihre schlanken Finger fuhren zur Nasenwurzel hoch, und laut aufatmend kniff sie ihre Augen zu.
„Wieder dieser Kopfschmerz, Belinda?" fragte der Mann besorgt und eilte zu der Frau hin.
„Ja, William! Ich weiß nicht, wie das kommt. Noch nie hatte ich eine dermaßen anhaltende Migräne wie heute. — Ich hätte gestern Abend keinen Wein trinken sollen", meinte sie und stöhnte erneut leise auf.
„Das wird es wohl nicht sein! — Der Wein deiner Bekannten war gut, sogar ausgezeichnet. Ich bin in dieser Beziehung Kenner und weiß deshalb genau, daß man davon keinen schweren Kopf bekommt."
„Aber, William, woher sollte ich sonst diese Katerstimmung und diesen ständig pochenden Schmerz in den Schläfen herbekommen haben?" fragte Belinda Craffield sarkastisch.
In den Augen William Haggerthys blitzte es auf. — Jetzt, nach dieser Frage, konnte er behutsam auf seinen Antrag, den er Belinda Craffield zu machen gedachte, zusteuern. „Woher?" fragte er darum, das Wort wiederholend, und ließ eine kleine Kunstpause eintreten. „Nun, Belinda! Ich hatte schon lange die Absicht, es dir einmal zu sagen. Du magst es dir vielleicht nicht selbst eingestehen wollen. Aber du bist für den Beruf den du dir gewählt hast, zu sensibel, so daß deine Widerstandskraft nicht mehr lange mitmachen wird. Daher auch dein ständiger Druck im Kopf. Außerdem, ist es doch für eine Frau wie dich keine Lebensaufgabe, ständig auf der Bühne zu stehen. Damit es in Zukunft nicht mehr so sein wird, möchte ich dir folgendes sagen."
Wieder ließ William Haggerthy eine Pause eintreten. Aufmerksam beobachtete er die Reaktion seiner Worte im Mienenspiel der Frau. Aber nur die Augen Belinda Craffields hatten sich etwas geweitet, als sie nun ihre vollen, weichen Lippen öffnete:
„Aber, William, das glaubst du doch selbst nicht. — Ich und für meinen Beruf zu sensibel? — Nein, William, es muß etwas anderes sein! Doch verzeih, ich wollte dich nicht unterbrechen. Was wolltest du mir sagen?"
Zweimal atmete der Mann tief durch. Sein Gesicht wurde ernst und seine Augen suchten die der Frau. Jetzt mußte es sich entscheiden.
Tonlos hob er an: „Belinda, wir kennen uns fast schon fünf Jahre. Niemals habe ich während dieser Zeit auch nur ein Wort darüber gesprochen, was du für mich bedeutest und was Ich für dich empfinde. Jetzt aber muß ich es tun. Willst..."
Zunächst erstaunt hatte Belinda Craffield die Worte ihres langjährigen und zu allen Zeiten ihr gegenüber treuen Freundes vernommen. Bevor aber dieser die alles entscheidende Frage stellen konnte, war ihr Arm hochgefahren und ihre gepflegten Finger hatten
Weitere Kostenlose Bücher