Teufel - Thriller
um die Burg auf dem Grabstein des Eggenburger Bürgermeisters handeln, zu dem uns Jauerling geschickt hat.«
Sina ließ sich auf die Bank sinken und begann Dreien auf sein Knie zu malen. »Rund hundert Jahre nach Azzo lebte Hadmar I., der vermutliche Neu-Erbauer der Burg Kuenring. Zu Weihnachten 1127 nahmen zwölf Mönche des Stiftes Heiligenkreuz die geschenkten Güter bei Zwettl in Besitz und begannen mit dem Bau von Kloster und Kirche.« Er sah Buchegger an. »Ist es nicht seltsam? Zwölf Mönche… Zisterzienser aus dem Kloster Heiligenkreuz, einer Gründung des heiligen Leopold… Eine Reliquie des wahren Kreuzes… Und schon wieder, wie in Lucedio auch, die Weißen Mönche von Citeaux und die Zahl Zwölf…«
Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Hadmar war der Erste, der den Namen › Kuenring ‹ trug, aber starb kinderlos. So erbte sein Cousin die Burg Kuenring. Damit wurde dieser Ort der Stammsitz eines der bedeutendsten Ministerialen Österreichs. Höchstwahrscheinlich machte Albero III., so hieß der Cousin, auch den Kreuzzug von Herzog Heinrich Jasomirgott mit, war also selbst im Heiligen Land und an den heiligen Stätten. Albero war zudem, gemeinsam mit seinen Brüdern, Zeuge für die Erhebung Österreichs zum Herzogtum 1156 in Regensburg. Sie müssen demnach Jasomirgotts beste Männer gewesen sein.«
»Respekt, was Sie sich alles merken können.« Barbara legte anerkennend lächelnd den Kopf zur Seite. »Jasomirgott war doch der mit der byzantinischen Prinzessin als Frau?«
Sina nickte zustimmend und winkte lässig ab. »Wenn ich das als österreichischer Mediävist nicht wüsste, könnte ich einpacken. Darauf hat dieser Priester von vorhin zu Recht spekuliert. Aber ich hasse es, mich als Marionette zu fühlen.«
»Was bedeutet dieses Heci-Dingenskirchen?«, wollte Barbara wissen.
»Wie bitte?« Sina zog die Brauen nach oben. »Das ist ein Ortsname, weiter nichts.«
»Schon klar.« Die Nonne nickte. »Aber was bedeutet dieser Begriff? Gibt es eine Übersetzung?«
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Sina und wunderte sich im selben Moment darüber, dass er den Namen gefühlte hundert Mal zitiert, aber niemals übersetzt gelesen hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und dachte nach. »Na ja«, murmelte er dann. »Vom althochdeutschen › heci ‹ leitet sich das moderne › aufhetzen ‹ oder › Zwietracht säen ‹ ab. › Mannes ‹ ist, wie heute auch, der zweite Fall von › Mann ‹ , ist also besitzanzeigend. Und › wisa ‹ bedeutet › Flur ‹ oder ganz schlicht und einfach › Wiese ‹ .«
»Zusammengefasst bedeutet es demnach: Die Wiese des Mannes, der Zwietracht sät.« Barbara lächelte triumphierend.
»Schön!«, brummte Georg. »Aber kapieren Sie das?«
»Nein«, musste sie zugeben.
»Gott sei Dank!«, kommentierte Sina knapp. »Da komme ich mir wenigstens nicht alleine blöd vor.«
»Fassen wir zusammen«, forderte Barbara. »Wir haben einen Adligen, einen Sohn des Burggrafen von Nürnberg, der träumt, dass ein wilder Eber in einem Wald umgeht. Das könnte ein Symbol für einen Ketzer oder eine Irrlehre sein, wie wir das auch in den Reliefs in Schöngrabern gesehen haben. Der Wald steht für den Nordwald, also das heutige Waldviertel.«
Sina nickte.
»Dann bekommt er ein Stück Land mit einem Namen, der darauf hinweist, dass hier jemand Unruhe stiftet«, führte die Nonne weiter aus. »Was machen die Kuenringer mit diesem Land?«
»Sie bauen rund hundert Jahre später ihre Burg drauf.« Georg lehnte sich zurück und kramte in seinen Erinnerungen. »Die Sage berichtet, die Nachfolger Azzos hätten sich hier auf diesem Hügel im Kreis aufgestellt, um eine tiefe Grube herum.«
»Was für eine Grube?«, erkundigte sich Barbara verwundert. »Immer wenn ich denke, etwas begriffen zu haben, kommen Sie mit einem neuen Rätsel.«
»Ein Loch eben, das sie vorher graben ließen«, erklärte Sina. »Der Legende nach, um darüber ein festes Haus zu errichten, nach dem sie ihre Familie benennen wollten. Aber je mehr ich drüber nachdenke, umso widersprüchlicher erscheint mir die ganze Geschichte.« Er sah sich um. »Azzo hatte hier laut Überlieferung bereits eine Burg gebaut, wozu dann also ein Loch? Eine Burg baute man damals auf eine Motte, einen künstlichen oder natürlichen Berg… Der Hügel, auf dem wir jetzt so einträchtig beieinandersitzen, war also schon vorhanden. Suchten die etwa Opas Weinkeller?«
Barbara schüttelte den Kopf. »Alles nicht
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