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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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genauer hin. Es war der alte Maurer, der unmutig abwinkte, mit seinem Stock zornig auf den Boden stieß und das Haustor hinter sich zuschlug. Mit gesenktem Kopf und vor sich hin murmelnd, trottete er die Hauptstraße entlang. Als er fast die Bank mit dem Advocatus Diaboli erreicht hatte, hob er den Blick und stockte.
    »Nirgends hat man mehr seine Ruhe«, brummte er und schaute Bertucci feindselig an.
    »Ich glaube, hier ist genug Platz für uns beide«, gab der Kardinal zurück und rückte ein wenig zur Seite. »Setzen Sie sich, das erspart mir den Weg zu Ihnen.«
    »Sie sitzen auf meiner Bank«, fuhr ihn der Alte trotzig an. »Ich komme jeden Nachmittag um diese Zeit hierher.«
    »Und ich bin morgen nicht mehr hier«, beruhigte ihn Bertucci. »Also werden Sie an einem Tag Ihren kostbaren Platz mit jemandem teilen und es überleben.«
    Maurer murmelte etwas Unverständliches, bevor er sich schwerfällig niederließ. Er stützte seine Hände auf den Stock und blickte starr geradeaus, fest entschlossen, den Fremden zu ignorieren. Bertucci lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und streckte die Beine aus. Er schloss für einen Moment die Augen und dachte nach. Dann spürte er wieder den Pass unter seinen Fingern und gab sich einen Ruck.
    »Zwei alte Männer auf einer Bank sehen zu, wie das Leben an ihnen vorbeizieht«, meinte er lächelnd. »Erinnert mich an Statler und Waldorf aus der Muppet Show.«
    Maurer sagte gar nichts. Er drehte nicht einmal den Kopf.
    »Kommissar Berner hat mir von dem Koffer erzählt, von Markhoff, der Uniform und der Urkunde. Nachdem Reiter und Wurzinger, ich glaube, so haben sie doch geheißen, tot sind, gibt es nur mehr einen lebenden Augenzeugen von damals. Sie!«
    Der Alte kniff die Lippen zusammen und schaute weiter geradeaus.
    »Hatten Sie eigentlich nie Gewissensbisse, dass Sie geholfen haben, die beiden Soldaten ins Kriegerdenkmal einzumauern? Nicht gerade ein christlicher Ruheplatz.« Bertucci schaute Maurer fragend von der Seite an.
    »Noch immer besser als ein Straßengraben«, murmelte der alte Mann. »Die Zeiten damals waren anders, das kann niemand verstehen, der nicht dabei war. Warum, glauben Sie, gibt es noch immer so viele Vermisste? Weil man Leichen einfach irgendwo verscharrt hat. Schnell weg, keine Fragen, nie wiedergefunden.« Maurer nickte, wie um sich selbst recht zu geben.
    Der Kardinal schwieg.
    »Wer sind Sie überhaupt?«, erkundigte sich der Alte und kniff die Augen zusammen. »Ich habe Sie vorhin beim Presshaus dieses Kommissars aus Wien gesehen. Außerdem haben Sie einen Akzent. Sie sind nicht von hier.«
    Bertucci schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nicht von hier«, gab er ruhig zurück. »Und ich dachte nie, dass ich einmal hier sitzen würde.«
    »Sind Sie von der Polizei?«, erkundigte sich Maurer, und ein feindseliger Ausdruck kam in seine Augen. »Von denen habe ich die nächste Zeit die Nase gestrichen voll.«
    »Sie tun Burghardt und Berner Unrecht«, antwortete der Kardinal. »Die sind in Ordnung.«
    Maurer zuckte nur mit den Schultern und schaute wieder geradeaus.
    »Nein, ich bin nicht von der Polizei«, fuhr Bertucci fort. »Ich komme aus Rom, als persönlicher Gesandter des Papstes.«
    »Und ich heiße Schneewittchen, und die sieben Zwerge wohnen in meinem Weinkeller«, gab Maurer bissig zurück. »Das hier ist Unterretzbach und nicht Paris oder Wien. Abgesandter des Papstes. Fällt Ihnen nichts Besseres ein?«
    Bertucci griff in seine Hosentasche und zog etwas heraus, das er dem alten Mann hinhielt. Es war eine Lederhülle, die der Advocatus Diaboli aufklappte. Das päpstliche Siegel mit dem Schlüssel Petri glänzte golden in der Nachmittagssonne.
    Maurer warf einen Blick drauf und schnaubte verächtlich. »Na und? Das bekommt man bei uns im katholischen Kindergarten, wenn man alles aufgegessen hat.« Er sah Bertucci herausfordernd an. »Beweist das irgendetwas?«
    Der Kardinal klappte das Lederetui wieder zu und seufzte. »Mein Name ist Paolo Bertucci, ich bin Kardinal und Kurier Seiner Heiligkeit.«
    Maurer sah an Bertucci herunter. »In Zivil, wie ich sehe. Oder ist das die neue Tracht in Rom?« Er schüttelte den Kopf. »Verarschen können Sie jemand anderen. Eigentlich sind Sie doch auch schon zu alt für solche Scherze. Wenn ich gewusst hätte, dass meine Bank von einem Spinner besetzt ist, dann wäre ich gar nicht aus dem Haus gegangen.«
    Bertucci schwieg.
    »Ich glaube, ich geh jetzt wieder heim«, murmelte Maurer

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