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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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das wusste die Kommissarin – wenn auch Gott sei Dank nicht aus eigenem Erleben –, dürfte einem nämlich herzlich gleichgültig sein, ob jemand vor der Haustür stand. Schwungvoll und mit einem sanften Luftsog wurde im nächsten Augenblick die schwere Tür nach innen gezogen, und Michaels Kopf lugte dahinter hervor.
    »Wir haben gerade von Ihnen gesprochen«, sagte er und zog verschwörerisch die Augenbrauen nach oben.
    »Hoffentlich nur Gutes«, lächelte Julia. »Mir ist noch etwas eingefallen, was ich mit deinem Vater besprechen müsste. Darf ich noch mal kurz reinkommen?«
    »Klar. Wir sind im Wohnzimmer.«
    »Alle?«
    »Nur wir beide. Mama liegt oben, sie war nur eben kurz in der Küche.«
    »Mal unter uns«, wisperte Julia und hielt Mike am Arm seines Kapuzenpullovers zurück.
    »Hm?«
    »Was hat deine Mutter denn genau? Muss man sich Sorgen machen?«
    »Ach, nur Migräne«, winkte der Junge ab.
    »Nur ist gut«, warf Julia ein. »Ich kenne jemanden, der liegt mitunter drei Tage in völliger Dunkelheit und Stille, wenn’s hart auf hart kommt.«
    »Nein, bei Mom ist es normalerweise nur kurz. Meistens kommt es, wenn’s vorher Stunk gab, und in den letzten Tagen war hier nicht gerade eine Bombenstimmung.«
    »Das kann ich mir denken. Und jetzt?«
    »Der Alte, ähm, ich meine, mein Vater hat mich eben zu einem Männergespräch überredet. Ich glaub, das letzte, was wir geführt haben, war in der Grundschule oder so. Beim Pilzesammeln.« Michael lachte verächtlich und winkte ab. »Na ja, er ist heute auch anders drauf als in den letzten Jahren. Vielleicht tut sich ja was.«
    »Es gehören immer zwei dazu, vergiss das nicht«, nickte Julia. »Du hättest dich auch abschotten können, aber hast es nicht getan. Ich find’s jedenfalls gut, dass ihr miteinander redet. Doch erwarte nicht zu viel vom ersten Versuch, okay?«
    »Hm.«
    Sie gingen zu Herbert Cramer, und Julia kam gleich zur Sache. »Mir ist noch etwas eingefallen, und ich war mir nicht sicher, ob Sie morgen im Präsidium sind.«
    »Nein, mit Sicherheit nicht. Meine Familie hat nun Vorrang«, antwortete Cramer großmütig und wollte seinem Sohn die Schulter tätscheln, doch dieser wich ihm aus.
    Wieder ganz der Politiker, dachte die Kommissarin im Stillen.
    »Mir ist noch etwas eingefallen, bei dem ich Ihre Kontakte zum Landeskriminalamt gebrauchen könnte.«
    »Soll ich rausgehen, eine rauchen?«, fragte Michael unsicher.
    »Du weißt, was deine Mutter vom Rauchen hält«, antwortete Cramer unwirsch.
    »Ich bin alt genug, das selbst zu entscheiden«, kam es trotzig zurück.
    »Meinetwegen kann Michael dabeibleiben«, schaltete sich Julia schnell dazwischen, »dann können Sie Ihr Gespräch im Anschluss fortsetzen.«
    »Ich lauf schon nicht weg«, sagte Mike, »aber ich geh jetzt ’ne Runde vor die Tür.«
    Bevor Herbert Cramer erneut widersprechen konnte, deutete Durant auf den Schrank, in dem er seinen Whiskey lagerte, und sagte: »Haben Sie in dem Alter nicht auch alle möglichen Dinge ausprobiert? Im Vergleich zu den aktuellen Problemen sollte das Thema Rauchen derzeit jedenfalls keine Konflikte auslösen, finden Sie nicht? Ich für meinen Teil würde jetzt einen Ihrer edlen Tropfen versuchen, aber bitte nur eine kleine Portion.«
    Etwas überrumpelt füllte Cramer zwei schwere Kristallgläser mit derselben Marke, die er schon bei ihrem ersten Treffen getrunken hatte. Währenddessen sprach die Kommissarin weiter: »Das mit dem Rauchen werden Sie ohnehin nicht ändern, das kommt und geht von ganz alleine. War bei mir nicht anders, ich verrate Ihnen jedoch lieber nicht, wie lange es gedauert hat.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber es sind genau solche Peanuts, an denen sich immer wieder alles hochschaukelt. Da hat man überhaupt keine Chance, mal über die wirklich wichtigen Dinge zu sprechen.«
    »Sie bekommen das schon hin«, nickte Julia aufmunternd, »und wenn nicht, holen Sie sich jemanden mit ins Boot. Aber deshalb bin ich nicht zurückgekommen.«
    Cramer stellte die Gläser auf den Tisch und schob eines in Julias Richtung. Sie bedankte sich, hob es auf und betrachtete den Schliff des Glases sowie den breiten silbernen Rand. Dann kostete sie von dem goldbraunen Inhalt, dessen intensiver Geschmack ihre Zunge für einen Moment pelzig werden ließ. Malz, Röstaromen, eine bittere, schwere Süße; sie wusste nicht, inwiefern diese Begriffe auch nur annähernd korrekt waren, jedenfalls stellte die Kommissarin insgeheim fest, dass Whiskey wohl niemals

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