Teufelsflut
Diesmal standen sie auf einem Hügel neben der Straße, die Bancroft allerdings nicht einsehen konnte.
Als Newman den Wagen wieder in Bewegung setzte und den beiden anderen folgte, dachte Tweed über die Botschaft nach, die Monica erhalten hatte. Wo war dieses Chateau de l’Air? Tweed witterte eine Falle, aber früher oder später musste Goslar einen verhängnisvollen Fehler machen. Und wenn das der Fall war, musste er entschlossen und gnadenlos zuschlagen.
Paula, die wieder neben Newman saß, schaute auf die Karte. Als sie wieder aufblickte, bemerkte sie, dass die Straße auf einmal steil bergauf führte. Am Fuß des Hügels stieg vom regenfeuchten, von der Sonne aufgeheizten Asphalt weißer Dunst auf, der bald so dicht war wie englischer Novembernebel.
Tweeds Handy meldete sich wieder. Er drückte den Empfangsknopf und hielt es sich ans Ohr.
»Hallo?«
»Hier Marler. Machen Sie sich für das besprochene Manöver bereit.
Nield ist schon informiert.«
Marler machte sich offenbar Sorgen wegen des Nebels. Tweed gab seine Botschaft an Newman weiter.
Gleich darauf schrillte das Handy abermals. Die Nebelbank war jetzt nur noch wenige Meter von Marlers Wagen entfernt.
»Hallo?«
»Tweed?«
»Am Apparat.«
»Hier Burgoyne. Am Fuß der Bergstraße nach Choisy besteht die Möglichkeit eines Hinterhalts…«
»Verstanden!«, sagte Tweed. Er rief sofort Marler und Nield an.
Newman hatte die Warnung ja ohnehin mitbekommen.
Dann geschah alles so rasch wie in einem auf schnellen Vorlauf gestellten Videofilm. Marler bremste scharf ab und lenkte seinen Wagen rückwärts in einen Feldweg hinein, während Nield sein Auto direkt neben der Straße zum Stehen brachte und sofort das Fenster herunterkurbelte.
Auch Newman brachte den Wagen mit quietschenden Reifen zum Halt, legte den Rückwärtsgang ein und durchbrach mit dem Kofferraum das Gatter zu einer Viehweide. Obwohl der Kühler des Wagens noch halb in die Straße ragte, fuhr er das Fenster auf seiner Seite herunter. Paula hatte das ihre ebenfalls schon geöffnet und griff in den Leinensack mit den Handgranaten. Als sie sah, was aus dem Nebel auf sie zukam, atmete sie tief durch.
Tweed legte Trudy und Serena einen Arm auf die Schultern und drückte ihre Köpfe nach unten. »Unten bleiben!« kommandierte er. »Wagen Sie ja nicht, den Kopf zu heben.«
Durch den dichten Nebelvorhang kamen zwei Trupps von seltsam aussehenden Männern auf sie zu. Ihre Gesichter und Unterarme waren so stark gebräunt, dass sie fast schwarz aussahen. Um die Stirn hatten sie grüne Tücher gebunden, und jeder hielt eine Maschinenpistole in der Hand, die er auf Newmans und Nields Wagen gerichtet hatte. Marler in seinem Feldweg hingegen hatten sie offenbar nicht bemerkt.
»Arabische Fundamentalisten«, sagte Tweed grimmig.
Einer der beiden Trupps bewegte sich am rechten Straßenrand auf Tweeds Auto zu und schenkte Nields Wagen, der aussah, als ob er leer wäre, keine weitere Beachtung. Auf einmal schlugen Garben aus den Maschinenpistolen in den Asphalt vor der Kühlerhaube, dann tauchten vor den Fenstern des Autos plötzlich vier Männer auf. Paula warf eine ihrer Brandgranaten zwischen die Angreifer, die sofort in einen Feuerball gehüllt wurden. Sie brüllten wie am Spieß, rannten in alle Richtungen davon und wälzten sich als lebende Fackeln am Boden.
Dann kam eine viel größere Gruppe von Angreifern aus dem Nebel.
Marler, dessen Wagen in ihrem Rücken stand, mähte sie sofort mit seiner Maschinenpistole nieder. Paula warf eine weitere Brandgranate auf den Rest der ersten Gruppe. Die Flammen vertrieben für ein paar Sekunden den Nebel, sodass Paula einen Pick-up sehen konnte, auf dessen Ladefläche ein Mann mit einer Panzerfaust stand. Er zielte direkt auf ihren Wagen. Nield hob den Kopf und gab drei Schüsse ab. Der Araber mit der Panzerfaust kam ins Wanken, riss die Waffe nach oben und feuerte sie ab. Ihr todbringendes Geschoss flog in hohem Bogen in die Luft, wo es dann, ohne Schaden anzurichten, explodierte.
Marler hielt seine Maschinenpistole blind in die noch vorhandenen Nebelfetzen und bewegte den Lauf, während er den Abzug durchdrückte, hin und her. Aus dem Nebel waren Schreie zu hören, die aber bald verstummten. Ein paar Sekunden später erschien ein riesiger Araber, der eine Maschinenpistole in Händen hielt und mit großen Schritten auf Newmans Wagen zuging. Newman schoss auf ihn, aber obwohl er ihn in die Brust getroffen hatte, schritt der Araber ungerührt weiter.
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