Teufelsflut
Newman riss die Fahrertür auf, sprang ins Freie und feuerte aus nächster Nähe alle Kugeln aus seiner Smith & Wesson auf den Riesen ab.
Der Araber machte ein erstauntes Gesicht, begann zu torkeln und schlug dann der Länge nach auf den Boden, ohne auch nur einen einzigen Schuss aus seiner Waffe abgegeben zu haben.
Während Newman seinen Revolver nachlud, senkte sich eine tiefe Stille über die Szene. Der Nebel lichtete sich allmählich, und die letzten Tröpfchen glitzerten wie winzige Diamanten in der Sonne.
In der Kurve konnte Paula jetzt mehrere Lastwagen sehen, die vermutlich die Terroristen hergebracht hatten. Marler stieg aus seinem Wagen und ging mit schussbereiter Maschinenpistole langsam auf die Lastwagen zu. Die Führerhäuser waren leer, aber auf den Ladeflächen lag noch ein ganzes Arsenal von Waffen. Als Marler zurückkam, sagte er mit kühler, ungerührter Stimme: »Alles in Ordnung.«
»Das war knapp«, sagte Paula. »Burgoyne hat uns gerade noch rechtzeitig gewarnt.«
»Marler hat die Gefahr trotzdem schon zuvor gerochen«, wandte Tweed ein, bevor er sich um die beiden Frauen kümmerte, die immer noch geduckt neben ihm saßen. »Alles okay?«, fragte er.
»Mir geht es gut«, sagte Serena, während sie sich aufsetzte und die Hosen glatt strich.
»Mir auch«, meldete sich Trudy. Sie schob ihre Pistole zurück ins Halfter.
Marler trat ans offene Fenster und warf einen Blick ins Innere des Wagens.
»Wir sollten wieder weiterfahren«, sagte er und salutierte knapp. »Aber passen Sie auf die Leichen auf, Newman.«
»Passiert Ihnen so etwas eigentlich öfter?«, fragte Serena mit ruhiger Stimme.
»Nield meint, dass das nur der Anfang war.«
»Na wunderbar«, sagte Paula sarkastisch. »Pete war schon immer ein unverbesserlicher Optimist.«
26
Nachdem er vorsichtig um die toten Araber auf der Straße herumgekurvt war, steuerte Newman den Wagen über eine Reihe von Serpentinen den Berg hinauf. Langsam löste sich die Spannung unter den Insassen. Paula blickte hinaus auf die herrliche, sonnenbeschienene Landschaft.
»Ich frage mich, wo Burgoyne jetzt wohl gerade ist«, sagte sie.
Vermutlich sucht er bereits nach dem nächsten Hinterhalt, dachte Newman, behielt es aber für sich. Sollte es wirklich dazu kommen, würden sie es sicher früh genug merken. Kein Grund, die anderen damit zu beunruhigen.
»Er dürfte irgendwo vor uns sein«, sagte Tweed. »Vielleicht schon ein ganzes Stück. Wir werden zu gegebener Zeit bestimmt von ihm hören.«
»Wir sollten jetzt lieber Ausschau nach diesem Chateau de l’Air halten«, sagte Newman.
»Das tue ich pausenlos, seit Monica uns Goslars Botschaft übermittelt hat«, gab Paula leicht gereizt zurück.
»Entschuldigen Sie, dass ich überhaupt etwas gesagt habe.«
»Glauben Sie denn, dass sich Dr. Goslar in diesem Chateau aufhält?«, fragte Paula, an Tweed gewandt. »Könnte durchaus sein.«
Sie fuhren jetzt auf einem außergewöhnlich geraden Stück Straße. Marler bildete noch immer die Spitze des kleinen Konvois, dann kam Nields und schließlich Newmans Wagen. Newman blickte in den Rückspiegel und sah, dass sich ihnen mit hoher Geschwindigkeit ein Fahrzeug näherte, und glaubte, darin den Mercedes mit Chauffeur zu erkennen, der ihnen schon in der Schweiz gefolgt war.
»Der drückt ganz schön auf die Tube«, bemerkte er, während der Wagen wie eine Rakete an ihnen vorbeischoss. Obwohl Newman den Fahrer nur undeutlich hatte erkennen können, war ihm aufgefallen, dass dieser keine Chauffeursmütze, sondern ein Barett trug. Der Mercedes überholte auch Nield und Marler und raste weiter die Straße entlang.
Einige Zeit zuvor hatte der Gelbe Mann auf dem Kamm eines Hügels angehalten und mit angesehen, was im Tal unter ihm vor sich ging. Er hatte einen dichten Nebel erblickt, Tweeds Konvoi und die schwer bewaffneten Gestalten, die diesen angegriffen hatten.
Dann war der Nebel so dicht geworden, dass er nichts mehr hatte sehen können. Als sich die Schwaden schließlich verzogen hatten, waren Tweeds Wagen verschwunden gewesen. Nur die beiderseits der Straße im Gras liegenden Toten hatten noch an die Schlacht erinnert, die vor wenigen Minuten hier getobt hatte. Der Gelbe Mann war wieder in seinen Wagen gestiegen und den Hügel hinuntergefahren. Hoffentlich, so hatte er gedacht, hatte er Tweed nicht verloren.
Am Fuß des Hügels angelangt, hatte er es peinlich vermieden, über eine der Leichen zu fahren. Nicht etwa aus Pietät – die war dem Gelben
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