Teufelsflut
Mann fremd –, sondern weil er keine verdächtigen Dinge an seinen Reifen kleben haben wollte für den Fall, dass die Polizei ihn irgendwann einmal aufhielt.
Bevor er weitergefahren war, hatte er die Chauffeursmütze abgenommen und sie ins Unterholz geworfen. Danach hatte er sich das Barett aufgesetzt, das er auch in jener Nacht in Paris getragen hatte, in der es ihm fast gelungen wäre, Paula zu töten. Jetzt musste er nur noch den Wagen loswerden.
Der Gelbe Mann war erleichtert, als er auf einem geraden Stück Straße die drei Wagen von Tweed und seinen Leuten vor sich sah. Er trat aufs Gaspedal und raste an ihnen vorbei. Marlers Wagen war längst aus dem Rückspiegel verschwunden, als er die Abzweigung nach Choisy erreichte. Hier führte eine schöne alte Hängebrücke über eine tiefe Schlucht. Obwohl sie noch völlig intakt war, verlief die Straße über eine neu erbaute, moderne Betonbrücke.
Als der Gelbe Mann sich der Abzweigung näherte, sah er einen Wagen, der auf der anderen Fahrbahnseite am Straßenrand stand. Ein Mann, der an der Kühlerhaube lehnte und die Hände in die Hüften gestemmt hatte, betrachtete interessiert den heranrasenden Mercedes. Der Gelbe Mann gab noch mehr Gas, was ihm fast zum Verhängnis geworden wäre, weil sein Wagen in der nächsten Kurve gefährlich ins Rutschen kam. Es gelang ihm gerade noch, das schwere Fahrzeug abzufangen und wieder auf die rechte Fahrbahnseite zu lenken. Mit hoher Geschwindigkeit raste er weiter in Richtung Annecy.
Nachdem er eine Viertelstunde so weitergefahren war, hielt er kurz vor einem tiefen Abgrund an. Er vergewisserte sich, dass keine anderen Autos auf der Straße waren, stieg aus und öffnete die Kühlerhaube.
Ein großer Lastwagen und ein Lieferwagen fuhren, ohne anzuhalten, vorbei. Dem Gelben Mann war das recht, er wartete nämlich auf einen Pkw, der mit nur einer Person besetzt war. Schließlich kam ein kleiner Peugeot herangekrochen, hinter dessen Steuer ein weißhaariger, gut gekleideter Mann saß. Der Gelbe Mann trat auf die Straße und winkte verzweifelt mit beiden Händen. Der Wagen hielt an, und der Fahrer kurbelte sein Fenster herunter.
»Sprechen Sie Englisch?«, fragte er.
»Ich bin Engländer«, sagte der Gelbe Mann mit einem breiten Grinsen. Er war froh, dass er sein Barett unter der Zeitung auf dem Beifahrersitz versteckt hatte. »Und ich kenne mich leider mit Automotoren überhaupt nicht aus.«
»Lassen Sie mich mal sehen«, sagte der Mann in dem Peugeot und stieg aus. »Ich hatte früher mal eine Rover-Vertretung, bevor ich mich in Annecy zur Ruhe gesetzt habe.«
Der Killer trat einen Schritt zurück, während der Engländer sich über den Motorraum beugte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Straße auf beiden Seiten leer war, zog er ein scharfes Messer aus der Scheide, die er unter dem Mantel trug. Mit einem einzigen ebenso kräftig wie brutal geführten Schnitt machte er sich an sein blutiges Werk. Er packte den abgetrennten Kopf an den Haaren und warf ihn hinter einen Busch in der Nähe.
Der Gelbe Mann zog sich nun ein Paar Lederhandschuhe an und hievte die Leiche hinter das Steuer des Mercedes. Dass dabei sein Mantel blutig wurde, kümmerte ihn nicht weiter. Nachdem er aus den Taschen des Toten eine Brieftasche und mehrere Briefe genommen hatte, sah er sich noch einmal auf der Straße um. Als er niemanden kommen sah, warf er beides hinunter in den Abgrund.
Als Nächstes vergewisserte er sich, dass der alte Herr den Zündschlüssel im Schloss des Renaults hatte stecken lassen, und ging dann zurück zu dem Mercedes. Dort legte er den Leerlauf ein, schlug die Tür zu und schob an. Langsam rollte der Wagen auf den Abgrund zu. Als er kurz davor war, über den Rand zu rollen, blieb er aber plötzlich stehen. Eines der Hinterräder hatte sich an einem kleinen Felsbrocken verfangen.
Der Gelbe Mann zog die Handschuhe aus und wischte damit die blutige Klinge und den Griff des Messers ab. Nachdem er es zurück in die Scheide gesteckt hatte, stopfte er die Handschuhe zusammen mit dem blutverschmierten Ledermantel, der ohnehin für dieses Klima zu warm war, in eine große Plastiktüte, die er mit ein paar Steinen beschwerte und in den Abgrund hinunterwarf.
Dann trat er auf den Mercedes zu und kickte mit einem beherzten Tritt den Stein vor dem Hinterrad beiseite. Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung und verschwand schließlich über dem Rand des Abgrunds.
Der Gelbe Mann sah ihm nach, wie er tief unter ihm in ein
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