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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Irgendwann einmal müssen sie zurück zu ihren Autos kommen, und dann verfolge ich sie aus der Luft.
    Paula und Tweed gingen langsam die Rue Perriere entlang, auf der sie völlig alleine waren. Die Nacht war hereingebrochen, und die Altstadt wurde von altertümlichen Laternen erleuchtet, die teils auf Laternenpfählen angebracht, teils mit schmiedeeisernen Haltern an den Häuserwänden befestigt waren. Das Glas der Laternen war gelblich, sodass sie ein schummriges, etwas unheimlich wirkendes Licht verbreiteten.
    »Diese Stadt ist ja so romantisch«, sagte Paula und blickte hinüber zu Tweed. »Sie sehen aus, als wären Sie wütend.«
    »Wütend? Ich? Nein. Wut beeinträchtigt bloß das Urteilsvermögen – ebenso wie Trauer übrigens.«
    »Was machen wir eigentlich hier?«
    »Wir wenden dieselbe Strategie an, die ich schon seit unserer Abreise aus England verfolge: Wir schalten jeden aus, der uns am Aufspüren von Goslar hindert. In Paris habe ich mir mit Lasalles Hilfe die Amerikaner vom Hals geschafft, indem Newman falsche Dokumente in Karnows Suite versteckt hat. In Genf haben sich – was ich übrigens gar nicht beabsichtigt hatte – unsere Verfolger in der Tiefgarage gegenseitig eliminiert. Ich hatte eigentlich vorgehabt, sie von der Schweizer Polizei verhaften und des Landes verweisen zu lassen.«
    »Aber stattdessen haben sie sich erschossen und in die Luft gejagt.«
    »Genau. Hier in Annecy haben wir es, davon bin ich überzeugt, mit Bancroft und dem Gelben Mann zu tun. Wir müssen sie unschädlich machen, ohne dabei allzu viele Skrupel an den Tag zu legen, schließlich sind sie beide brutale Killer. Wenn wir sie los sind, können wir uns endlich ganz auf Dr. Goslar konzentrieren.«
    »Ich finde, dass Sie das bisher alles ziemlich gut gedeichselt haben.«
    »Wenn Sie meinen…«
    Sie bogen um eine Ecke in eine weitere gelblich beleuchtete Gasse, die zu einer breiten, mit Steinen gepflasterten Uferpromenade führte. Hier schäumte und gurgelte das Wasser über ein kleines Wehr, was Paula, der die Stille in den Gassen an den Nerven gezerrt hatte, ausgesprochen gut gefiel. Sie deutete mit der linken Hand auf die Pflanzkästen, die an dem eisernen Geländer über dem Wehr hingen und von prächtigen, fantasievoll arrangierten Blumen überquollen.
    »Oh, wie schön. Blühende Frühlingsblumen. Wahrscheinlich hat die Sonne heute Nachmittag sie aufgehen lassen. Dieser Ort ist wirklich traumhaft. Sehen Sie sich bloß mal die Wände da drüben an!«
    Tweed schaute hinüber zu den alten Häusern, die unmittelbar am Flussufer errichtet waren. Das Licht der Lampen zeichnete alle möglichen Ocker- und Brauntöne auf ihre rau verputzten Mauern. Aus einem der Gebäude war leise Geigenmusik zu hören.
    »Ich könnte für immer hier bleiben«, schwärmte Paula.
    »Aber vergessen Sie darüber nicht, weshalb wir hier sind«, sagte Tweed warnend, der längst den Blick wieder von den Häusern abgewendet hatte und sich nach allen Seiten umsah. Dabei bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass Paula die rechte Hand in ihre Schultertasche gesteckt hatte. Er hatte sie offenbar unterschätzt. Sie war bereit, sofort ihren schussbereiten Browning aus der Tasche zu ziehen.
    »Sehen wir uns weiter um«, sagte Tweed.
    Ganz in der Nähe des Wehrs gab es eine Bar mit Tischen im Freien, an denen fröhlich plaudernde Einheimische saßen. Ihr Lachen kam Tweed und Paula nach der Stille in den anderen Gassen wie eine Erleichterung vor.
    »Es war der Gelbe Mann, auf den Butler vorhin von der Brücke aus geschossen hat, nicht wahr?«, fragte Paula und zeigte Tweed damit, dass sie noch voll bei der Sache war.
    »Harry hat jedenfalls jemand mit gelb-blondem Haar gesehen.«
    »Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie wir ihn in diesem Labyrinth von Gassen aufstöbern sollen.«
    »Ganz einfach: Indem wir eine Straße nach der anderen durchkämmen.«
    Trudy und Nield durchsuchten unterdessen den ihnen zugewiesenen Sektor der Stadt. Außer ihnen war niemand in diesem spärlich beleuchteten Teil der Stadt unterwegs. Trudy fand Nield, der nur dann etwas sagte, wenn es wirklich etwas zu sagen gab, ausgesprochen angenehm. Es kam ihr fast so vor, als ob sie und er sich schon seit vielen Jahren kannten und deshalb nicht ständig über irgendwelche nichts sagenden Dinge plaudern mussten. Sie gingen durch eine gepflasterte Fußgängerzone, die durch eine hohe Mauer vom Fluss getrennt war, der nur ein Teil des verwinkelten Systems von Kanälen und Wasserwegen in

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